Spurensuche im Frankfurter Zoo

Studenten machen Unentdecktes sichtbar

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Seit einigen Tagen gehen Studenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach auf Spurensuche im Frankfurter Zoo. Dabei eröffnen sie Perspektiven, die dem Zuschauer sonst beim Blick auf die Tiere entgehen.

Vanessa Tatari /

Wenn Marianne Pforte in den Zoo geht, sieht sie mehr als nur Tiere. Vor den Scheiben, die Tiere und Besucher voneinander trennen, schaut die Studentin der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) genauer hin und entdeckte die vielen unterschiedlichen Spiegelungen im Glas. Auf der Fläche waren weitere Tiere, Pflanzen, Menschen sichtbar, darunter sie selbst. Es waren viele Bilder vor einem anderen Bild. Sie pickte sich die einzelnen Spiegelfragmente heraus und machte daraus eine Collage. Pforte ist eine von elf Studenten der HfG, die im Rahmen eines Zeichnen-Seminars im Studienfach Produktgestaltung, im Zoo auf Spurensuche gehen.

Mit Spuren ist alle Begleiterscheinungen der Tiere gemeint, die Besucher normalerweise nicht sehen oder nicht wahrnehmen. Das können zum einen Futterreste, Federn oder Häute sein, die oft unentdeckt bleiben, zum anderen aber auch Spuren, die unsichtbar in Raum und Zeit sind, wie die Bewegungsmuster der Tiere. Die Studenten zeigen diese Entdeckungen den Zoobesuchern, indem sie diese seit dem 10. März mit gestalterischen Mitteln darstellen, sei es nun zeichnerisch oder mithilfe von Videos, die musikalisch unterlegt sind.

„Bereits nach kurzer Beschäftigung mit den Tieren und ihren Lebensräumen entsteht gewissermaßen ein Portrait dessen, was für unsere Zoobesucher in dieser Form normalerweise unsichtbar ist“, sagt Zoodirektor Manfred Niekisch. „Genau auf diesen Aspekt war ich selbst neugierig, als wir uns für die Durchführung des Seminars im Zoo entschieden haben.“

Abgesehen von den gestalterischen Kreationen, die von den Studenten angefertigt werden, entstehen als Nebenprodukt auch Erkenntnisse, die für die Tierhaltung relevant sind. „Es wurde herausgefunden, dass Bären, den Raum, der ihnen zur Verfügung steht, nie vollständig nutzen, sondern immer nur spezielle Stellen“, so Niekisch.

Für Carsten Rohde, Leiter der „Spurensuche“, ist das nicht das erste Projekt mit naturkundlichen Institutionen in Frankfurt. Für seine Seminare hat er bereits mit dem Palmengarten und dem Senckenberg Naturmuseum zusammengearbeitet. So sei er auch auf die Idee für das neuste Projekt gekommen. Die Atmosphäre im Zoo sei für ihn ganz besonders, sagt er. Die Werkstatt, in der die Studenten arbeiten, liegt direkt neben dem Affengehege. „Morgens neben den Orang-Utans zu frühstücken war unbeschreiblich“, so Rohde. Auch eine seiner Studentinnen, Alexandra Grysczyk, zeigt sich von dem ungewöhnlichen Arbeitsplatz begeistert: „Die unterschiedlichen Perspektiven sind faszinierend. Nach einer Weile, weiß man nicht mehr, ob man wirklich die Tiere beobachtet oder ob die Tiere uns beobachten. Der Blickwinkel verändert sich durch die 'Spurensuche'. Wenn wir nach Hause gehen, sind wir inspiriert für neue Projekte.“

Die Besucher konnten während der Aktion den Studenten über die Schultern schauen. „Auch da waren die Reaktionen auf uns immer sehr interessant“, sagt Grysczyk. „Die Erwachsenen beobachten meistens zuerst. Die Kinder kommen direkt zu uns und fragen, was wir da machen. Dann versuchen die Besucher die Dinge aus unserem Blickwinkel zu sehen.“


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