Spielzeiteröffnung

Hexenjagd im English Theatre

Favorisieren Teilen Teilen

Während in den meisten anderen Theatern der Stadt in diesen Wochen kaum ein Schauspieler zu finden ist, wuseln im English Theatre bereits seit zwei Wochen 22 Darsteller von früh bis spät durch die Kulissen.

mim /

Das spartanische Bühnenbild ist in gleißendes Licht getaucht. Die Atmosphäre ist düster und wirkt angespannt. Plötzlich durchbrechen Wortfetzen und Trommelschläge die Stille im Auditorium. Einer der Schauspieler betritt den Saal. Ihm folgen drei weitere, die mit dem Rücken zum noch leeren Auditorium in einer richterlichen Loge Platz nehmen, der Vorhang hebt sich: Die Proben zum 3. Akt von Arthur Millers „The Crucible“, mit dem der DramaClub des English Theatre am Samstag die Spielzeit 2012/2013 eröffnet, laufen auf Hochtouren.

Das Stück spielt in Salem, USA, im Jahre 1692. Eine Gruppe nackter Mädchen widmet sich nachts im Wald einem verbotenen okkulten Tanz. Pfarrer Samuel Parris, gespielt von Michael Ennis, beobachtet die Mädchen und verdächtigt sie eines Pakts mit dem Teufel. Da sie sich in ihrer Verzweiflung nicht anders zu helfen wissen, beginnen die Mädchen unter Anführung von Abigail Williams (Lisa Ullrich), wahllos andere Bürger zu beschuldigen und setzen so einen Teufelskreis aus Misstrauen, Anschuldigungen, Verhaftungen, Verurteilungen und Tod in Gang. Die Hexenjagd beginnt. Das Auditorium wird zur Bühne, der Zuschauer zum Mitglied des Supreme Courts, vor dem sich die Angeklagten verteidigen müssen.

„Das spannende an diesem Stück ist, dass es nicht nur um eine einfache Liebestragödie mit Dreieckskonstellationen, Betrug ecetera geht, sondern, dass sich diese auch noch eng mit einer extremen Massenhysterie, Fundamentalismus, Unterdrückung und Vorurteilen verzahnt. Das Stück hat einen enormen Gegenwartsbezug“, sagt Regisseur Michael Gonszar.
Gonszar wählt für seine Inszenierungen stets Stückvorlagen, in denen es sowohl jugendliche, als auch erwachsene Rollen gibt und Konflikte zwischen den Generationen im Vordergrund stehen. Jedes Jahr besetzt er das Ensemble des DramaClub neu mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulen also jugendlichen Laien, und Erwachsenen, darunter Studenten, Englischlehrer und freie Schauspieler, zumeist native Speakern. So gibt er jedem Stück einen ganz eigenen Charakter. Jedes Mal spannungsgeladen und konfliktgeschwängert, gespielt von ausdrucksstarken, individuellen Persönlichkeiten, die jede Rolle auf eine ganz individuelle, persönliche Art und Weise ausfüllen.
„The Cruicible“ ist nach Stücken wie Shakespeares „Romeo and Juliet“ oder Aldous Huxleys „Brave New World“ und „Fiddler oft he Roof“ bereits die neunte Inszenierung seit der Gründung des DramaClub im Jahre 2005.

Lisa Ullrich ist bereits zum zweiten Mal bei einer Inszenierung des DramaClub dabei. Nachdem sie im letzten Jahr in der Dreigroschenoper nur eine kleine Nebenrolle innehatte, spielt die Siebzehnjährige in diesem Jahr in „The Crucible“ die Hauptrolle der Abigail Williams. Ausdrucksstark und voller Begeisterung für ihre Rolle erzählt sie: „Mich fasziniert an diesem Stück dieser enorme Druck von außen auf eine Person und der Druck, den ein Einzelner auf die Masse ausüben kann. Die Atmosphäre, die hierdurch entsteht ist auch für mich manchmal ein bisschen unheimlich.“

Wenn sich am Samstag, de 11. August um 19.30 Uhr der Vorhang zur Premiere hebt, wird das Publikum mitgenommen, auf eine unheimliche Reise in eine nur scheinbar längst vergangene Zeit, auf der es erlebt, wie schmal die Grenze zwischen Kollektiv und Individuum ist und dass längst nicht alles so ist, wie es zu sein scheint.


Anzeige
Anzeige

Mehr Kultur-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige