Der Deutsch Menschenrechtsfilmpreis kürt Jahr für Jahr Filme über Flüchtlinge und Geschasste, um auf Vertreibung aufmerksam zu machen. Am 31. Januar kommen die bewegenden Stücke ins Haus am Dom.
Gerald Schäfer /
Esther ist sieben Jahre alt als kongolesische Söldner ihre Familie überfallen. Sie töten Esthers Vater und vergewaltigen alle Frauen ihrer Familie. Das erste Opfer des Krieges ist die Unschuld. „Mädchengeschichten: Esther und die Geister“ erzählt die Geschichte der jungen Afrikanerin. Die Dokumentaristin Heidi Speconga besuchte das inzwischen 17 Jahre alte Mädchen in ihrer Heimat. Das Bild der jungen Frau, deren seelischen Wunden wohl nie mehr heilen werden, ist exemplarisch für das Trauma eines ganzen Landes. Heidi Specongas Dokumentation wurde jüngst mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis (DMFP) in der Kategorie „Profi“ ausgezeichnet. Zum ersten Mal wird der prämierte Film am 31. Januar auch in Frankfurt zu sehen sein. Gemeinsam mit den anderen Preisträgernm 2012: "Rausch" von Verena Jahnke, "Syrien - Zwischen Verzweiflung und Hoffnung" von Tim Hartelt, "Bon Voyage" von Fabio Friedli und Christopher Bissets "Five ways to kill a man".
Vor sechs Jahren entschlossen sich die Initiatoren des DMFP, die Filme für Menschrechte auf Reisen zu schicken. In Berlin und in Bonn werden die Gewinner seither jährlich in einer „Langen Nacht“ ausgestrahlt. München kam als Standort hinzu. 2013 komplettieren Hamburg und Frankfurt die Liste. „Anfragen haben wir zuhauf“, sagt Marko Junghänel, Sprecher des DMFP. Aus Großstädten, aber auch aus kleinen Gemeinden, die gerne einen Themenabend „Menschenrechte“ in ihren kommunalen Kinos anbieten wollen. Die erste internationale Anfrage gibt es ebenfalls schon – aus Wien. Dass die Lange Nacht nun auch in Frankfurt Halt macht, ist nicht unbedingt ein Zufall. Zu den vielen Trägern der Preisverleihung gehört auch der Frankfurter Verein Pro Asyl. Der Bundestagsabgeordnete Tom Koenigs (Grüne) fungiert als Schirmherr.
Die Resonanz zeigt, welch eine Erfolgsgeschichte der Filmpreis ist. Zumindest in seiner kompakt gebündelten Form. „Wir können Filme zeigen, die sonst eher selten zu sehen sind“, so Junghänel. Ziel der Veranstaltung ist es, den Blick der Öffentlichkeit auf die Menschenrechte zu lenken – und auf die zahlreichen Verletzungen überall auf der Welt. Es ist vielleicht nur ein kleiner Beitrag, den der DMFP zur Verbesserung der Situation leisten kann, aber es ist ein wichtiger. Junghänel erinnert sich an den Prozess um Oury Jalloh. Der Mann aus Sierra Leone kam 2005 bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle ums Leben. Die Polizisten sollen den Feueralarm, den Jalloh mehrfach betätigt haben soll, einfach ausgestellt haben. „Wir haben in zwei Jahren in Folge Filme über den Fall gezeigt“, sagt Junghänel. „Und das Verfahren wurde wieder aufgenommen.“ Die meisten der Geschichten, die zu den Filmnächten erzählt werden, verschwinden nach ihrer kleinen Deutschland-Tournee allerdings wieder in der Versenkung. Ein Grund mehr, zur Langen Nacht zu gehen!
>> Lange Nacht des Deutschen Menschenrechts-Films, 31. Januar, Haus am Dom, Beginn: 19 Uhr, Eintritt frei, Mehr Infos unter www.menschenrechts-filmpreis.de
Eine frühere Version dieses Artikels erschien im Journal Frankfurt, Ausgabe 3-2013.