Kulturdezernentin Ina Hartwig äußerte sich vor dem Wochenende optimistisch, dass den durch die Corona-Krise betroffenen Kulturinstitutionen zeitnah und unkompliziert geholfen werden kann. Die Angst vor der möglichen Pleite aber bleibt.
Detlef Kinsler /
Stellvertretend für alle, vor allem die kleineren Kulturbetriebe, sei hier die Brotfabrik in Frankfurt-Hausen zitiert, die auf ihrer Website zum Thema Ticketrücknahme für abgesagte Konzerte folgenden Appell an ihre Besucherinnen und Besucher richtet: „Wir möchten an dieser Stelle erwähnen, dass die aktuelle Situation für uns – wie für alle freien Künstler*innen, kleinen Kultur- und anderen Betrieben – existenzbedrohend ist und euch daher bitten zu überlegen, ob ihr den Verlust des Ticketpreises vielleicht verschmerzen könnt und die Karten nicht zurück gebt. Das wäre wirklich sehr hilfreich für uns.“ Bernhard Zöllner (im Bild rechts), einer der portraitierten „Real Music Lovers“ in der JOURNAL FRANKFURT-Geschichte im Juni 2019 über Live-Musik-Fans, die oft und gerne viel Geld für Konzertbesuche ausgeben, sagt dazu: „Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, die Tickets für verlegte Konzerte vorerst zu behalten in der Hoffnung, dass ich den neuen Termin wahrnehmen kann.“ Vom Mousonturm wurde er zum Beispiel schon telefonisch informiert, dass das Konzert von Van Der Graaf Generator auf den 18.9. verlegt wurde.
„Hoffen wir, dass auch die Musiker*innen gesund bleiben und auch wir im Herbst dabei sein werden. Auch bei verschiedenen Terminen im Schlachthof Wiesbaden warte ich erstmal ab. Diese für uns alle und die ,Kreativindustrie‘ sehr bedrohliche und so noch nicht erlebte Krise muss jetzt ausgesessen werden. Passt auf euch auf“, appelliert Bernhard Zöllner, der Musikfan, der sein Geld als Krankenpfleger verdient und auch da mit Covid-19 konfrontiert ist. „Ich kann momentan leicht reden, da ich mir bis auf Patti Smith am 16. Juni bisher keine weiteren Tickets besorgt habe. Ich würde aber die kleineren Läden wie Brotfabrik, Hafen 2 etc. zukünftig unterstützen wollen“, betont auch ein weiterer „Real Music Lover“, Heinz Niklas. „Bei den größeren Veranstaltern/Ticketagenturen überlege ich mir das aber genau. Als altersmäßig angehende Person der Risikogruppe ist mein neuer Plattenspieler gerade rechtzeitig eingetroffen. Die geistige Nahrung würde nach meiner groben Schätzung für 50 Tage nonstop reichen. Berücksichtigt habe ich dabei noch nicht die diversen Quervergleiche zwischen Vinyl, CD, SACD, DVD-AUDIO, Bluray, etc., vieles sehr interessant und zeitintensiv“, sucht auch Niklas nach Alternativen in der konzertfreien Zeit.