Was für ein Tag, es ist unglaublich und schwer zu beschreiben. Wir hatten großes Glück, in dieser Ausnahmesituation die Menschen hier kennen gelernt zu haben. Die Sudanesen sind so nett, sie helfen uns, wo es nur geht. Die Nacht in der Hütte war prima. Peter und ich haben wunderbar geschlafen und nach einem herrlichen Tee heute Morgen reparieren vier Leute ca. drei Stunden lang unser Auto. Ich bezahle 4000 sudanesische Dinar für die gesamte Arbeit. Die Seite des Autos musste ausgebeult, die Stoßstange geschweißt und dann alles wieder eingebaut werden. Das Aussehen des Autos erinnert an Vandalismus, aber es bringt uns weiter.
Ich bin mit einem Dreiradtaxi in die Stadt gefahren, um Geld zu wechseln. Die Menschen in Gedaref sind arm. Es sind viele Bettler auf der Straße und es ist windig, sehr staubig und heiß. Ich kaufe Wasser, trinke eine kalte Cola und fahre dann zurück. Es ist schon 11 Uhr und wir wollen zur äthiopischen Grenze. Da wir allein unterwegs sind, richten wir uns nach der Karte und dem Kompass und müssen ab und zu fragen, in welche Richtung wir fahren müssen. Wir fahren ins sudanesische Hochland. Dort wächst Getreide, aber die Landschaft ist sehr karg. Wir sehen viele Kühe und immer wieder Hüttendörfer. Die Dörfer, die wir passieren, wirken auf uns, als könnte man dort gar nicht wohnen. Aber es sind immer Kinder vor den Hütten und Leute in den Dörfern.
Auf einer schlechten Piste erreichen wir das Grenzdorf. Hier herrscht das Chaos, überall sind Menschen. Polizisten halten die Leute mit Stöcken von den Grenzbüros fern. Ein illegal eingereister Mann wird mit Steinen beworfen und rennt um sein Leben. Ein zwielichtiger Typ eskortiert uns von der Polizei zum immigration office und zum Zoll. Nach 39 Minuten haben wir alle Ausreiseformalitäten für den Sudan und die Einreise nach Äthiopien geregelt. Die arabische Zurückhaltung ist vorbei, die Kinder und jungen Männer springen ans Auto und wollen irgendein Geschäft machen. Ich wechsle noch Geld und bin froh, aus diesem Ort raus zu kommen.
Wir fahren in einen anderen Ort, dessen Name ich vergessen habe und lassen dort mein Carnet abstempeln. Hier klappt alles reibungslos. Das Englisch der jungen Zollbeamten ist perfekt. Nach 10 Minuten und einem äthiopischen Kaffee bin ich wieder draußen. Es ist 15.15 Uhr und die Fahrt nach Gondar soll zwei Stunden dauern. Wir wissen, dass wir dort ein 3-Bett-Zimmer reserviert haben und dass der Rest der Gruppe dort ist. Ich fahre so schnell wie möglich. Die Piste ist steinig, wir fahren über 2000 Meter hohe Pässe und der Motor wird einmal so heiß, dass ich anhalte, die Motorhaube aufmache und im Leerlauf den Motor abkühlen lasse. Bloß nicht ausmachen, habe ich von Bernd gelernt. Die Landschaft ist gigantisch, riesige Canyons tun sich vor uns auf. Wir fahren an angelegten Feldern vorbei und immer wieder winken uns Kinder zu. Über Kiespisten erreichen wir Gondar relativ schnell und finden das Hotel dank Olaf und Anita, die einkaufen waren.
Der Trail ist mir wichtig, ich habe durch den Unfall erfahren, wie schnell alles vorbei sein kann, wie schnell sich Situationen ändern und viele Dinge, über die ich mir vorher Gedanken gemacht habe, kommen mir jetzt banal vor. Ich bin immer noch beeindruckt von den Menschen, die uns geholfen haben und ihrer Freundlichkeit.
In Ausgabe 01/07 des Journal Frankfurt berichteten wir über die 26-jährige Damaris Haensel. Damals war die angehende Haupt- und Realschullehrerin noch mitten in den Vorbereitungen für ihre ungewöhnliche Reise, die sie im Geländewagen bis nach Tansania führt. Dort will sie für “Streetkids International