Eine Kaffeefahrt ist das wirklich nicht. Deshalb haben Damaris und ich, Daniel (in der Funktion als Geschäftsführer der Streetkids International mit auf Reise) beschlossen, dass wir uns künftig beim Berichten abwechseln. Der Morgen ist gigantisch, wir sind in der Schlucht auf der Ebene, die Sonne kommt hinter den Wolken hervor und taucht das gesamte Felsmassiv in ein wunderbares Rot. Ich bin früh auf und suche bei starkem Wind einen Platz für meine Morgentoilette. Es pfeift um mich herum, ich trage eine Wollmütze und habe mich dick verpackt. Zum Frühstück gibt es Kaffee, der mit dem Spirituskocher gekocht wurde. Wir fahren in die Oase Dakhla und tanken dort. Das ist Superaction. Aufs Dach klettern, die Kanister runterholen, noch neue besorgen und alle auffüllen, dicht verschließen und verstauen. Wir haben 3 mal 20 Liter im Innenraum und hoffen, dass die Kanister dicht bleiben. Aufs Dach kommt ein Korb mit Obst und Gemüse. Außerdem haben wir Reis, eine Menge Wasser, Tunfischdosen und Fladenbrot en masse gekauft und diesmal nichts vergessen. Kinder begrüßen uns immer wieder und ich lerne kurz Jasmin kennen, die mich fragt, wie ich heiße. Schade, dass die Zeit so knapp ist. Voll gepackt treffen wir uns am Café und trinken in Eile einen Kardamomkaffee, von dem ich 3 weitere hätte vertragen können. Dann machen wir uns auf den Weg, die Zeit drängt. Das einzige, was wirklich nervt, ist dass wir an den Orten, an die wir kommen, zu wenig Zeit für die Menschen haben.
Als wir die 3 Militärposten auf der Ausfallstraße Richtung Südwest passiert haben, sind wir wieder im offenen Land - in der Weite, die nicht aufhört und in der Endlosigkeit, die immer wieder anfängt und von Tag zu Tag schöner wird. Wir fahren ca. eine Stunde auf der Piste, bevor wir unseren Führern rechts in den Sand folgen. Ab jetzt ist wieder offroad pur angesagt, was einige unserer Mitfahrer an dem Trip besonders fasziniert. Harter Sand, Tiefsandpassagen - immer sofort Gas geben und plötzlich fahren wir mit fast 80 km/h im 5. Gang butterweich über große Strecken, hinein in die Weite. Rechts von uns zieht sich ein endloser Bergkamm entlang. Ab und zu taucht ein Fass im Sand auf, wir vermuten, dass es Militärmarkierungen sind. So geht es weiter, bis wir der untergehenden Sonne entgegenfahren.
Die Autos vor uns hinterlassen einen Staubschweif im dunkelroten Abendlicht und die Sonne küsst die Erde. Wir erreichen den Abu Ballas-Berg, an dem zahlreiche Krüge und Tonscherben aus pharaonischer und persischer Zeit liegen. Dieser Ort, der auch "Vater der Krüge" genannt wird, war einst eine Wasserstation für Karawanen, die auf der antiken Handelsstraße durch die Wüste gezogen sind. Auf dem Platz, den wir für unser Camp aussuchen, ist es nicht so windig wie letzte Nacht, in der wir dachten, weggeweht zu werden. Wie immer sind wir gespannt auf Morgen...