Ludwig Börne auf Feindfahrt

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Nils Bremer /

paulskircheAm 7. Juni des Jahres wird Frank Schirrmacher mal wieder in der Paulskirche stehen. Diesmal nicht, um eine Laudation zu halten, wie einst auf Rudolf Augstein, der 2001 dort den Ludwig-Börne-Preis bekam. Nein, diesmal wird er sie selbst bekommen, diese Auszeichnung, die einmal im Jahr vergeben wird und dessen Jury jeweils nur aus einer Person besteht, diesmal ist es Necla Kelek. Frau Kelek ist eine, wie es immer so schön heißt, "streitbare" Person, weil sie es wagte, Multikulti als gescheitert zu brandmarken, Parallelgesellschaften als durchaus existent zu bezeichnen. Kann man so machen. In der taz oder der FR gewann sie damit selbstverständlich keinen Blumentopf, Zustimmung hingegen natürlich bei der Welt und eben auch der FAZ. Und darf sich daraufhin gerne auch mal in dieser Zeitung als Autorin äußern (etwa zum Moscheenstreit). Solche Freundlichkeit muss belohnt werden, weshalb Frau Kelek Herrn Schirrmacher nun ihrerseits als "herausragenden Publizisten, streitbaren Autor und führenden Intellektuellen in Deutschland" bezeichnet. Und so passt es ja gewiss in die Tradition des Börne-Preises. Vergangenes Jahr: Preisträgerin Alice Schwarzer, die in der FAZ unter der Überschrift "Die Islamisten meinen es so ernst wie Hitler" interviewt wurde. Das Jahr zuvor: Henryk M. Broder, ein Islamkritiker vor dem Herrn. Und nun also Schirrmacher, der allseits beliebte FAZ-Herausgeber, der gerne mal Deutschland in der Walküre wiederauferstehen sieht oder in Bezug auf jugendliche Rabauken Sätze wie diese schreibt: "Zur Klarheit, die vom Staat gefordert ist, gehört auch, dass man ausspricht, dass die Mischung aus Jugendkriminalität und muslimischem Fundamentalismus potentiell das ist, was heute den tödlichen Ideologien des zwanzigsten Jahrhunderts am nächsten kommt." Überschrift: Junge Männer auf Feindfahrt. Was will man noch sagen? Freuen wir uns auf den Börne-Preisträger 2010 und überlassen Ludwig Börne das letzte Wort: "Es gibt Menschen die geizen mit ihrem Verstande, wie Andere mit ihrem Geld."

Foto: loop_oh/flickr/by-nd


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