Frankfurt hat wieder eine Kunstmesse: 65 Aussteller präsentieren Werke aller Art und Epochen. Doch beim Rundgang durch dieses Kuriositätenkabinett stellt sich die Frage, wer die Messe überhaupt braucht.
Lukas Gedziorowski /
Es geht nichts über einen guten Namen. Noch besser, wenn der eine Marke ist. Wenn man zum Beispiel Picasso heißt und gerade kein Kleingeld zur Hand ist, kann man auch mal mit einer Zeichnung bezahlen. So geschehen im Jahr 1954. Der gute Pablo hat mal eben einen Faunus auf einen Wisch geschmiert – und heute ist das Ding 50.000 Euro wert. Das Besondere: Das sonst so grimmig dreinschauende Fabeltier lächelt.
Picassos Faunus ist nur eines von vielen Werken, die auf der neuen Kunstmesse zu sehen sind. Zehn Jahre nach dem Ende der „Art Frankfurt“ und acht Jahre nach dem Ende des zweiten Anlaufs mit der „Fine Art Fair Frankfurt“, wagt die Kunstmedien GmbH aus Neu-Isenburg einen Neuanfang. Jetzt wollen die Veranstalter versuchen, den neuen Namen zu etablieren. 65 Galerien, davon 18 internationale stellen hier Kunstwerke von der Antike bis in die Gegenwart aus.
Die vielen Stile und Epochen lassen die Halle 1.2 einer Wunderkammer voller Kuriosa gleichen: Empfangen wird man von einem bunten Sammelsurium asiatischer Kunst, ein paar Meter weiter findet man plötzlich rote Oldtimer, am anderen Ende der Halle gibt es ein Wiedersehen mit Ottmar Hörls bunten Goethe-Figuren, die im vergangenen Jahr dem Campus Westend als Gartenzwerge dienten. Neben so viel Kuriosa sind auch einige Big Names vertreten wie Warhol, Matisse, Goya und Max Beckmann. Einiges davon könnte auch im Museum hängen, sagt Manfred Möller, Geschäftsführer der Kunstmedien GmbH. Es klingt wie ein Aufruf zum Ausverkauf.
Warum eigentlich eine Kunstmesse? Eine klare Antwort gibt Möller darauf nicht. Nur viele halbe: Es gehe um eine „Konzeption einer Wertschöpfung“, er komme ja aus der Kunstbranche, handle selbst damit, Frankfurt sei eben eine Messestadt und auch wenn die Museumslandschaft der Stadt – wenigstens zum Teil – Weltklasse sei, so sei die Galerielandschaft doch überschaubar. Von denen soll die neue Messe „viel Gegenwind“ bekommen haben. Die sind bei der Messe nicht vertreten.
Klarer drückt sich Gerhard Charles Rump, zuständig für „Customer Relations“, aus. Die Messe spare Zeit und Geld, da dadurch Sammler nicht mehr verschiedene Galerien abklappern müssten. Frankfurt biete sich für eine Kunstmesse wegen seiner Infrastruktur an. Den Niedergang der Vorgängermessen schreibt Rump den Veranstaltern zu. „Das waren keine rationalen unternehmerischen Entscheidungen“, sagt er.
Dass die neue Kunstmesse eine gute Entscheidung war, wird bereits angezweifelt. Die Frankfurter Rundschau hat sie bereits runtergeschrieben. Und dass nicht einmal die Aussteller besonderes Interesse haben, zeigt sich an den Zahlen: von den ursprünglich 200 Erhofften konnte gerade mal ein gutes Viertel nach Frankfurt gelockt werden. Und trotzdem sagt Möller: „Wir sind guter Dinge, dass uns das gelingen wird.“