Die IAA versucht neue Zielgruppen zu erschließen: Mit einem LadiesCorner in Halle 4, soll auch das weibliche Messepublikum angesprochen werden. Löblich, nimmt Frau die Automobilmesse doch eher als eine Männerdomäne wahr. Alleine, wenn man sich die Menschenmassen ansieht: Gefühlte 90 Prozent Schlipsträger, 5 weitere Prozent sind weiblich, manchmal knapp bekleidete Damen flankieren dekorativ motorbetriebene Fahrzeuge, damit das männliche Publikum gar nicht mehr weiß, wohin es zuerst schauen soll. Der Rest: die weiblichen Messegäste. Für die übrigens keine knackigen Männer neben der Nobelkarosse oder dem Rennschlitten bereit stehen. Schade eigentlich.
Frauen und Autos bekommt man irgendwie nicht so richtig zusammen. Ausnahme sind natürlich schlanke modelähnliche Wesen, die auf der Kühlerhaube ruhen. Es wäre bestimmt mal interessant zu erforschen, welche Rolle Ehegattinnen bei der Wahl der Familienkutsche spielen. Und sind es nicht Frauen, die einen enormen Beitrag dazu leisten, dass Kleinwagen einen reißenden Absatz verzeichnen? Emotionaler gehen jedoch die Männer an Autos heran. Eine Freundin beichtete mir, sie habe ernsthafte Scheidungsabsichten, nachdem ihr Gatte beim Porschestand gefühlte Stunden lang ein Automodel gestreichelt habe - mit Tränen in den Augen! Ein Mann, der ansonsten „Geflenne“ verabscheut, weil das einem echten Kerl nicht stehe. Das also ist die bisherige und immer noch angesprochene Zielgruppe.
Bei Frauen am Steuer denkt Mann dann wieder eher an Versicherung. Eben so eine engagiert sich neben anderen Institutionen für die Autofahrerin beim LadiesCorner, bietet vitaminhaltige Säfte an und klärt auf, wie Frau sich am besten absichert. Zwei Massagesessel gibt es noch und eine Couchlandschaft, auf der in einer Frauenzeitschrift geblättert werden kann. Diese wirbt übrigens mit dem Slogan „Lesen, was Frauen interessiert“ und enthält 32 Seiten Extra zur IAA. Vor diesem Trauerspiel steht dann noch ein Familienauto. Darüber prangt das Schild „Hallo Frau“. Klingt etwa so ansprechend wie „Ich Tarzan“. „Du Jane.“ Um autodilettantische Damen los zu werden, gibt man ihnen doch eher eine Kreditkarte in die Hand, damit sie mal ordentlich shoppen gehen können, während sich Vati ne Limousine auskuckt. Alternativ hätte der LadiesCorner eine Wellnessoase sein können, mit Maniküre und allgemeiner Bespaßung für Klischeefrauen. Stattdessen handelt es sich um ein tristes Eck, das keine autoaffine Frau braucht und Damen, die mit Autos nichts anzufangen wissen, schon gar nicht. Sinnvollerweise befindet sich direkt gegenüber der Damenecke, die Kinderecke. Elf Messehallen für den Mann also, ein Frauen- und ein Spieleck. Super. Der KidsCorner verspricht da eindeutig mehr Spaß. Nur wer sich den Stress antut und seine Kleinkinder mit auf die IAA nimmt, der ist wohl eher mit dem Klammerbeutel gepudert.