„High Life“ heißt das Pilotprojekt, in dem Studierende der University Of Applied Science in Frankfurt mit Drogensüchtigen zusammenarbeiten – für Einblicke in deren Lebenswelten. Ulrike Pfeifer und David Lang haben das mit auf den Weg gebracht.
Detlef Kinsler /
Soziale Arbeit & Gesundheit ist der FB 4 an der University Of Applied Sciences überschrieben, Ulrike Pfeifer ist eine der Professorinnen des Fachbereichs. „Im Schwerpunkt ,Kultur & Medien’ werden die Studierenden ausgebildet, Projekte mit künstlerischen Medien durchzuführen, um darüber einen anderen Zugang zu Klienten der Sozialen Arbeit zu bekommen“, erklärt Pfeifer. „Sie sollen diese darin unterstützen, ihr Leben besser zu bewältigen und die eigene Lebenssituation zu verbessern.“ Berührungsängste dürfen die Studenten keine haben. Denn zu praktischen Teil des Ausbildung gehören Projekte, die alle Beteiligten in Grenzbereiche führen können.
Mit Maja Wolff („Grüne Soße“) und den Studierenden realisierte Pfeifer schon das viel beachtete „Knasttheater“. Bei der „Romeo und Julia“-Aufführung in der JVA Rockenberg gehörte auch David Lang zum Team. „Durch meine langjährige Tätigkeit in der Suchtarbeit, kam die Idee auf, mal was mit süchtigen Patienten zu machen und da etwas zu versuchen, was eigentlich relativ schwierig ist“, erzählt Lang. „Denn bei schwerst Drogenabhängigen sind Konzentrationsfähigkeit und Durchhaltevermögen nicht besonders groß.“ Kein Hinderungsgrund für die engagierten Dozenten. „Trotz teilweiser Vorbehalte, ob wir die Klienten tatsächlich erreichen, waren alle erstaunt, wie groß die Resonanz war“, erinnert Pfeifer an die Anfänge im April 2015.
Dreißig Studierende waren von Anfang an eingebunden ins Projekt, sie bereiteten die Workshops in den unterschiedlichen Einrichtungen vor. Unterstützt von den Kollegen Bernhard Kayser und Barzan Kadir konnten auch künstlerische Schwerpunkte wie Theater, Foto, Video und Kunst angeboten werden. Pfeifer (auch Bassistin der Band Kick La Luna) und David Lang (Gitarrist u.a. bei den Musical „Tommy“ und „We Will Rock You“) stürzten sich auf die Musik. „Wir hatten bei vielen Beteiligten schnell den Eindruck, dass es befreiend wirkt, die eigene Geschichte, die eigenen Gedanken und Gefühle in Poesie und Musik umzusetzen. Auch wenn es teilweise mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden war“, erkannte Lang.
„Wir haben kein Thema vorgegeben, aber die meisten Beteiligten wollten ihre Drogensucht thematisieren, wie sie damit umgehen, welche Hoffnungen sie haben, wie sie ihr Leben sehen, woher sie ihre Kraft nehmen“, ergänzt Pfeifer. Viele hatten vorher noch nie getextet, Melodien oder Grooves entwickelt. Viele Fragmente wurden gesammelt, dann zu Hip-Hop, Singer/Songwriter-Musik, Electropop oder Reggae zusammengepuzzelt. Mitte Dezember gab es 20 Songs, genug Material für die geplante CD. Beim Multimedia-Event im Gallus Theater zum Abschluss des Pilotprojektes werden einige davon zu hören sein.