Normalerweise sind Pressetermine eher trocken. Wenn man Glück hat, gibt’s neben Unmengen an Informationen ein Schluck Wasser und ein belegtes Brötchen. Der Pressetermin zur Rheinpartie dagegen war eine willkommene Abwechslung. Grund des Termins: Rund um den Tag der Deutschen Einheit sollen am Oberen Mittelrheintal an verschiedenen Burgen, Lichtinstallationen neue Besuchergruppen anlocken.
Damit wir uns auch vorstellen können, wo welche Burg steht und was es alles zu sehen gibt, wird ein Hubschrauberrundflug angeboten. Über zwanzig Journalisten, Fotografen und Kameramänner wollen sich das nicht entgehen lassen. Ich natürlich auch nicht. Ob für ein ganz normales Pressegespräch wohl genauso viele angereist wären?
Insgesamt stehen zwei Helikopter zur Verfügung. In einen passen vier Passagiere, in den anderen nur drei. Während ein Teil der Gäste über den Rhein fliegt, vertreibt sich der Rest der Gruppe die Zeit am üppig bestückten Mittags-Buffet.
In der zweiten Gruppe bin ich. Da ich mit einem Kameramann und einem Fotografen im kleineren Helikopter sitze, kann ich den besten Platz ergattern – vorne, direkt neben unserem Piloten, Ralf Greulich. Der Kameramann ist mit einem Gurt an seinem Sitz festgebunden und kann sich problemlos aus dem Hubschrauber hängen. Die Tür wurde vor dem Start herausgenommen. Das hintere Fenster (in der noch vorhandenen Tür auf der anderen Seite) ist etwas größer als das vordere. Wohl der Grund, warum der Fotograf unbedingt hinten sitzen will – mir ist es nur recht. Die komplette Vorderansicht, so wie ein Teil des Fußraumes ist verglast, was für einen umwerfenden Ausblick sorgt. Das kleine Fenster ist auch völlig ausreichend für meine Digitalkamera. Dazu kommt, dass ich Greulich genau auf die Finger schauen kann, obwohl es mir bei den Unmengen an Knöpfen und Anzeigen schier unmöglich ist, seiner Logik zu folgen.
Schon nach wenigen Sekunden sind wir in der Luft. Vom unserem Startpunkt aus, einem Golfhotel in Boppard, geht es südlich den Rhein herunter. Der erste Blickfang – Burg Sterrenberg:
Damit wir auch von allen Seiten fotografieren und filmen können, erfreut uns Greulich mit einer 180 Drehung, die Nase des Helikopters steil nach unten gerichtet. Achterbahn-Feeling pur, dass ich vielleicht noch mehr genießen könnte, hätte ich nicht zehn Minuten vorher beim Mittagessen richtig zugeschlagen. Doch trotz vollem Bauch ist es ein unglaubliches Erlebnis. Bauchkribbeln, begleitet von einem kleinen Adrenalinschub. Das gleiche Spiel erleben wir bei Burg Maus (es gibt auch eine Burg Katz) ...
... Burg Rheinfels – dem größten und beeindruckendsten Bauwerk ...
...dem Felsen der Loreley...
... Schönburg ...
...und Burg Pfalz...
Diese Burg liegt nicht am Ufer, sondern auf einer kleinen Insel in der Mitte des Rheins. Fast noch schöner anzusehen als die Burgen ist jedoch der Fluss selber, wie er sich durch das Land schlängelt.
Neben dem eben erwähnten, gibt es bei der Rheinpartie noch mehr Sehenswertes. Unzählige Burgen, Ruinen und Kirchen machen bei dem Event mit und bieten den Besuchern an vier Tagen etwas Besonderes. Was genau, erfährt man auf der Homepage. Leider können wir auf dem fünfzehnminütigen Flug nicht das gesamte Gebiet abfliegen. Dazu kommen leichte Schwierigkeiten mit den Kopfhörern. Diese sollen vor dem Propeller-Lärm schützen sowie Kommunikation ermöglichen. Doch sie erfüllen nur die Aufgabe des Lärmschutzes wirklich. Das ist auch nötig, wie ich feststelle als ich für einen Moment meine Ohrenschützer lüfte. Doch mit der Kommunikation läuft es nicht ganz so gut. Eigentlich hörte ich nur lautes Rauschen und ein paar Wortfetzen von Greulich. Manchmal komme ich dahinter, was er uns sagen will. Nach den Wörtern „Wiese“ und „Kulturerbe“ entdecke ich tatsächlich ein Stück Wiese, auf der ein Schriftzug eingemäht ist: „Welterbegastgeber grüßen“.
Der Rheinabschnitt, der inzwischen zum Weltkulturerbe gehört, hat auf jeden Fall einiges zu bieten – Viel Kultur, viel Geschichte, viel Natur. Aber mein positiver Eindruck kam bestimmt auch daher, dass ich mir alles gemütlich aus der Luft anschauen konnte und nicht mühsam von Burg zu Burg gelaufen bin.