Die Göttliche Komödie im MMK

Himmel, Hölle, Fegefeuer, Frankfurt

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50 afrikanische Künstler interpretieren Dantes Göttliche Komödie neu. Für die nächsten vier Monate verwandelt sich das MMK in Himmel, Hölle und Fegefeuer – und Frankfurt in den kulturellen Mittelpunkt der Welt.

Ronja Merkel /

Erstmals befasst sich eine umfassende Ausstellung afrikanischer Künstler nicht mit den klassischen postkolonialen Themen, sondern stellt in ihren Mittelpunkt die Auseinandersetzung mit einem europäisch-christlich geprägten Meisterwerk der Literatur. Dantes Göttliche Komödie fasziniert seit jeher Philosophen, Künstler und Politiker – die Fragestellungen des Werks sind heute aktueller denn je. 50 afrikanische Gegenwartskünstler interpretieren die Arbeit des italienischen Literaten neu und eröffnen so eine ganz eigene, besondere Perspektive auf Himmel, Hölle und Fegefeuer.

Simon Njami, der Kurator der Ausstellung, entwickelte die Idee vor etwa vier Jahren. Nach seiner Vorstellung sollte Dantes Text neu beleuchtet werden von Künstlern, die vollkommen unterschiedliche kulturelle und religiöse Hintergründe haben, um so zu zeigen, dass dieses literarische Werk und seine Ideen eben nicht nur europäisch-christlich zu betrachten sind, sondern in einem globalen Kontext. Mit der Schau dekonstruiert Simon die Vorstellung, dass Glaubensfragen und –Vorstellungen sich eindeutig kulturell zuordnen lassen.

Das Museum Moderne Kunst ist dabei nur die erste Station auf einer Tour, die über drei Kontinente führt. Die beeindruckenden Interpretationen der zeitgenössischen Künstler zeigen die Aktualität eines Werks, das jeder kennt – oder zu kennen glaubt. In ihren Arbeiten greifen die Beteiligten gegenwärtige Themen wie Globalisierung, Migration und Transkulturalität auf und schlagen eine Brücke zwischen Dantes und unserer heutigen Zeit. Auf drei Stockwerken und über 4200 Quadratmetern haben Künstler wie Jane Alexander aus Südafrika, Ghada Amer aus Ägypten, Berry Bickle aus Simbabwe und Marthine Tayou aus Kamerun mit ihren Arbeiten Hölle, Fegefeuer und Paradies entworfen. Mithilfe unterschiedlicher Medien wie Malerei, Fotografie, Skulptur, Videoarbeiten, Installationen und Performances entstehen Jenseitsreiche, gottlose Orte und Vorstellungen von Göttlichkeit, Hoffnung und Verlust manifestieren sich.

Nie war es wichtiger Entwicklungen in der Gesellschaft, seien sie inner- oder außereuropäisch, auch in der Kunst einzufangen und zu thematisieren. Das Museum Moderne Kunst bemüht sich bereits seit einigen Jahren um eine feste Eingliederung aktueller, relevanter Themen in die zeitgenössische Kunst – die Präsentation von Arbeiten ausschließlich afrikanischer Gegenwartskünstler ist ein bedeutender und unerlässlicher Schritt dieses Prozesses. Mit der Übertragung zentraler Fragestellungen von Dantes Göttlicher Komödie in unsere Gegenwart und die Verknüpfung verschiedener Kulturen entsteht ein neuer, transnationaler Zusammenhang, für dessen Aufarbeitung eine multikulturelle Stadt wie Frankfurt der perfekte Ort ist.

>> Das Museum Moderne Kunst präsentiert die Ausstellung „Die Göttliche Komödie. Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler“ bis 27. Juli. Weitere Informationen im Internet.


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