Vor wenigen Wochen hätte sich wohl kaum jemand vorstellen können, dass Musikunterricht über Videotelefonie möglich sei. Musikpädagogin Sonja Ebel-Eisa berichtet von ihren Erfahrungen mit dem virtuellen Unterricht und der Solidarität ihrer Schülerinnen und Schüler.
Elena Zompi /
Wenn Sonja Ebel-Eisas Klavier im Wohnzimmer erklingt, sitzen normalerweise meist zwei Personen daran. Doch seitdem die Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus greifen, muss die diplomierte Gesangs- und Klavierpädagogin und Sopranistin Sonja Ebel-Eisa aus Eschersheim kreativ werden: Seit etwa zwei Wochen bietet sie ihren Klavier- und Gesangsunterricht über den Videotelefonie per Skype oder WhatsApp an.
Ebel-Eisa unterrichtet an der Musikschule Hofheim, ihre Haupteinnahmequelle sei jedoch der private Unterricht bei ihr Zuhause, erklärt sie. Der Unterricht über Skype sei daher eine „Notwendigkeit“, sagt Ebel-Eisa. Das sei selbstverständlich erst einmal eine Umgewöhnung gewesen. „Die erste Stunde auf diese Art war schrecklich, nichts hat richtig funktioniert“, sagt sie lachend. Mittlerweile funktioniere es aber besser – „learning by doing“, wie sie sagt. Selbst mit ihrem ältesten Schüler, einem 97-jährigen Mann, funktioniere der Unterricht auf diese Weise gut.
Nicht alle ziehen bei dem Projekt mit: Eine Handvoll Schülerinnen und Schüler setzt derzeit den Unterricht aus. Doch Ebel-Eisa erfährt auch viel Solidarität. Eine ihrer Schülerinnen, die den Unterricht während des Kontaktverbots ausfallen lasse, habe ihr eine Karte geschrieben und ihr Geld hineinlegt. Sie habe Glück, da ihr viele ihrer Schülerinnen und Schüler sehr wohlgesonnen seien.
Dass es nicht allen Musikpädagoginnen und -pädagogen so geht, wisse sie aus Erzählungen: Bei einer Bekannten habe die Mutter einer Schülerin gefordert, weniger für die Unterrichtsstunde über Skype zu bezahlen. „Dabei ist der virtuelle Unterricht viel anstrengender“, erklärt Ebel-Eisa. Dass die Situation bei ihr anders ist, liegt jedoch nicht nur am Glück. Sie habe eine starke persönliche Bindung zu ihren Schülerinnen und Schülern und rede mit ihnen über alle möglichen Themen. „Mein Unterricht“, so Ebel-Eisa lachend, „ist ja zu 50 Prozent auch Psychotherapie.“
Die Situation sei jedoch keinesfalls einfach für sie. Sie mache sich vor allem Sorgen um andere Menschen und die Gesellschaft; das alles belaste sie sehr. Trotzdem könne sie auch etwas Positives aus der Situation ziehen: Noch vor einigen Wochen, so Ebel-Eisa, sei sie jeden Abend unterwegs gewesen, nun sei ihr Leben gewissermaßen entschleunigt.