Klar gab es keine Semmeln bei Kulturdezernent Prof. Semmelroth zum Hintergrundgespräch. Es gab Schnittchen. Leckere mit Lachs und Ente, mit Rostbeef und feinstem Käse. Schließlich hat der Mann ja einen Ruf zu verteidigen. Den als Schöngeist. Das als solches ist ja erstmal nichts Schlimmes. Als Schöngeist in der Reihe der großen Künstler, der Schriftsteller und Denker gestellt zu werden. Aber die Opposition hat das Ganze ja nicht positiv gemeint. Semmelroth, der Schöngeist, habe überhaupt keine Ahnung von seinem Etat. Ihm sei es anzukreiden, dass das geplante Museum für Weltkulturen nicht seinen lange geplanten Neubau bekäme, höhnte die SPD lautstark. Da hatte sich die SPD, die von CDU-Mann Semmelroth in dem Gespräch immer nur als "eine kleine Partei" bezeichnet wurde, mächtig ins Zeug gelegt in der letzten Woche und Semmelroth wegen Versagens bei der Kulturetatdebatte zum Rücktritt aufgefordert.
Alles ganz anders, sagt der. Sicher habe man bei insgesamt fehlenden 600 Millionen Euro Gewerbesteuer beim Kämmerer vorsprechen müssen. Schließlich geht so etwas nicht ohne Einschnitte auch im Kulturetat vonstatten. Rund fünf Millionen Euro musste sich Schöngeist Semmelroth aus den Amts-Rippen schneiden. Doch diese Summe bringt der Herr Kulturdezernent in erster Linie dadurch auf, dass er anstehende Projekte schiebt. Mit Bedauern teilte er mit, dass dazu auch der dritte Bauabschnitt an der Borsigallee gehört, wo große zentrale Depothallen entstehen sollen, in denen Musseen ihre nicht gebrauchten Ausstellungsstücke lagern werden. Zeitliche Verschiebungen bei den Investitionen, mit denen Semmelroth die geforderet Summe einspart, betreffen auch technische Modernisierungsmaßnahmen bei der Alten Oper und beim Archäologischen Museum. Er lege, so der mit Zahlen durchaus versiert umgehende Schöngeist, Wert auf die Tatsache, dass keine Institution in der Stadt unter finanziellen Einschnitten leiden muss. Und man kann ihm nur zustimmen. Das hohe kulturelle Niveau der Stadt wird trotz weniger eingenommener Gewerbesteuer offenbar gehalten. Da muss sich die genannte kleine Partei einen neuen Angriffspunkt suchen.