Die Ärzte bezeichnen sich selbst gerne - vielleicht halb-ironisch - als beste Band der Welt. Es war also voll im Restaurant Margarete als Bassist Rod sich den Anwälten der Hölle stellte. Das Publikum richtete begeistert.
Tamara Marszalkowski /
Leo Fischer, ehemaliger Titanic-Chefredakteur, war Rods Anwalt – und riet ihm gleich zu Beginn, nicht viel zur Sache beizutragen. Es ging ja schließlich auch nicht um Gefängnis oder eine läppische Geldstrafe. Das Publikum oder die Jury sollte über den Einzug in die Hölle oder den Himmel des beliebten Musikers entscheiden. Eigentlich ein einfaches Spiel: schließlich waren, wie sich am aufgeregten Gegacker vor Beginn der Veranstaltung schon zeigte, vor allem Fans der Ärzte im Publikum. Die Anklägerin, Ana Marija Milkovic, führte auch gleich ein denkbar einfaches Argument ins Feld: Jemand von einer Punkband, von bösen Jungs – der gehörte natürlich in die Hölle.
Rods Anwalt hingegen argumentierte damit, dass Rod und generell die Ärzte einen überragenden Beitrag zur Menschheit geleistet hätten. Schnell war klar: unter den Fans saß einer selbst mit auf dem Podium.
Milkovic und Fischer diskutierten so über den Kopf des Angeklagten hinweg. Der meldete sich, wenn, dann nur einsilbig zu Wort. Auf Milkovics Drängen hin etwas Poetisches zu sagen, sagte er immer wieder verteidigend "corazón" - Herz. Vielleicht auch eingeschüchtert von der Anklage, überließ er das Feld lieber Fischer. Dieser beförderte ihn letztendlich in den Himmel. Die Mehrheit des Publikums hielt weiße Karten hoch. Ob es jetzt an Fischers rhetorischen Fähigkeiten lag oder an dem "corazón" der Fans, das für Rod schlägt, hat am Ende niemand hinterfragt - auch nicht die Anklage.