Hoch motiviert und mit Feuereifer bei der Sache sind Aicha, Keanu, Merve und die 13 anderen Kinder ihrer Gruppe, wenn es darum geht verschiedenen Wörtern die richtigen Artikel zuzuordnen. Die Schüler der dritten Klasse sind Teilnehmer am „DeutschSommer“, einem Projekt in dem drei Wochen lang 162 Schüler aus 34 Frankfurter Grundschulen unter dem Motto ‚Ferien die schlau machen’ eine intensive Deutsch-Förderung erhalten.
Ins Leben gerufen wurde das Sprachförderprogramm von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft aus Frankfurt. „Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen an wichtigen Wegmarken ihres Lebens zu unterstützen und zu fördern,“ sagte Roland Kaehlbrandt, Vorstandsmitglied der Stiftung. Der „DeutschSommer“ ist das erste größere Projekt der Stiftung.
Ziel des Programms ist neben der Sprachförderung auch die Persönlichkeitsbildung der Kinder. Besonderer Wert wird darauf gelegt, den Schülern ein ganzheitliches Lernprogramm zu bieten. Zwei Stunden pro Tag erhalten die Drittklässler Deutschunterricht. Neben der spielerischen Vertiefung der Grammatikkenntnisse wird auch die Lesebereitschaft anhand eines gemeinsam bearbeiteten Buches gefördert. Zwei weitere Stunden pro Tag finden die Proben für ein Theaterstück statt, das sich ebenfalls am Lernbuch orientiert und am Ende der drei Wochen „DeutschSommer“ den Eltern vorgeführt wird.
Durch die gemeinsame Bewältigung von Alltagsaufgaben soll auch das Sozialverhalten der Schüler verbessert werden. Aber auch der Spaß kommt in den 3 Ferienwochen nicht zu kurz. Jeden Nachmittag wird gemeinsam gebastelt, vorgelesen und vor allem viel an frischer Luft gespielt. Zu den besonderen Erlebnissen des „DeutschSommers“ gehört auch eine Nachtwanderung.
„Wir arbeiten intensiv mit den Kindern, aber durch die Umgebung und den spielerischen Umgang mit der Sprache bekommen sie nicht das Gefühl nachsitzen zu müssen,“ sagt Katharina Uhsadel, Projektleiterin bei der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Durch die tiefgehende Befassung mit der Sprache lernen die kleinen Teilnehmer im „DeutschSommer“ so viel wie normalerweise in einem ganzen Jahr Schulausbildung.
Fast 50 Sozialpädagogen, Erzieher, Theaterpädagogen und Lehrer, die auf Deutsch als Fremdsprache spezialisiert sind, unterrichten und betreuen die Jungen und Mädchen aus 38 verschiedenen Nationen. Neun Prozent der Schüler kommen auch aus deutschen Familien mit ungünstigem Bildungshintergrund.
Von Frankfurt aus werden die Kinder jeden Morgen mit eigens zu diesem Zweck organisierten Bussen in die Jugendherbergen in Darmstadt, Wiesbaden oder Oberreifenberg im Taunus gefahren. In der ersten Woche verbringen sie nur den Tag in den jeweiligen Unterrichtsorten. Später übernachten sie dann auch in der fremden Umgebung und fahren nur noch am Wochenende zurück zu ihren Eltern.
Für das Projekt ausgewählt wurden die Drittklässler, die größtenteils aus dem Gallusviertel, dem Ostend und aus Niederursel stammen, durch ihre Klassenlehrer. Die Reaktion auf das Sprachförderungsprogramm sei auch bei den Eltern von Anfang an ausgesprochen positiv gewesen. Die Veranstalter führen dies nicht zuletzt darauf zurück, dass die Erziehungsberechtigten im Vorfeld des Projektes intensiv informiert wurden und auch religiöse Vorschriften, beispielsweise beim Essen, während der Veranstaltung streng eingehalten werden.
Rund 1.500 Euro kostet die Teilnahme am DeutschSommer pro Kind. Die Eltern tragen hieran einen symbolischen Anteil von 45 Euro, der lediglich als Anreiz zur konsequenten Teilnahme der Schüler am Programm des Deutschsommers gedacht ist. Ein Großteil der Kosten wird von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft selbst übernommen, die übrigen Plätze des Projektes werden über Stipendien von Partnern der Stiftung finanziert. Geplant ist, den „DeutschSommer“ auch in den kommenden Jahren wieder anzubieten. Der Fortschritt der Kinder soll durch einen Eingangs- und einen Abschlusstest am Ende des dreiwöchigen Programms dokumentiert werden. Auch im Anschluss an das Förderprogramm ist vorgesehen, die Teilnehmer in den Schulklassen von ihren Lehrern weiter individuell fördern zu lassen.