Tatort Taxi

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red /

Der Frankfurter Krimi-Autor und Ex-Taxifahrer Frank Demant, einst Opfer dubioser Buchverleger, ist Deutschlands erfolgreichster Selbstverleger. Der leidenschaftliche Hobbykicker hat bisher fünf Bände mit Geschichten um den Sachsenhäuser Privatschnüffler Simon Schweitzer publiziert und davon mehr als 50.000 Exemplare verkauft.

Fußball kicken, Taxi fahren, Krimis lesen – viele Jahre lebte der Frank Demant mit diesen festen Säulen im Tagesablauf in Frankfurt am Main. Irgendwann im Sommer 2001 griff der 48-Jährige, während er auf Kundschaft wartete, selbst zu Kuli und Schmierzettel und erfand den Romanheld Simon Schweitzer. Mit seinem Romanheld verbindet ihn, das Sachsenhäuser Original, der Laissez-faire-Stil und der ausgiebige Mittagsschlaf vor dem Fußballtraining.



Mittlerweile kann sich Demant diesen Lebensstil auch leisten: Mit mehr als 50.000 verkauften Simon Schweitzer-Romanen, die bisher in fünf Bänden erschienen sind, ist er der erfolgreichste Eigenverleger Deutschlands. Hätte sein Vater nicht als gewissenhafter Banker gearbeitet, wären allerdings wohl noch viele Jahre mit Taxifahren hinzugekommen. Doch Werner Demant zeigte 1996 seinen Arbeitgeber wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung an und löste damit einen der größten Bankenskandal der Bundesrepublik aus. Was das mit dem Leben von Sohn Frank Demant zu tun hat? Die bewegende Geschichte des mutigen Vaters hat ihn zum Schreiben inspiriert. "Tagesgeschäfte" heißt der Frankfurter Wirtschaftskrimi, der dabei herauskam. Einziges Problem: Einen Verlag zu finden, der die Geschichte herausbringt. "Knapp vierzig Buchmacher habe ich angehauen", erzählt Demant. "Nichts ist geschehen." Nur dubiose Buchverleger kreuzten seinen Weg, mit windigen Offerten. Eines Tages lag ein Angebot von einem so genannten "Druckkosten-Vorschuss-Verlag" im Briefkasten: Der Mauer-Verlag in Tübingen bot an, 150 Bücher für 3000 Euro zu produzieren. Demant, damals ein absolutes Greenhorn der Szene, willigte entnervt ein. Er hat die vielen Absagen der großen Verlage gründlich satt. Das Versprechen aus Tübingen, auch eine im Preis inbegriffene Marketing-Maschine anzuwerfen, endet mit vier verkauften Exemplaren. Immerhin schafft es Demant, den Schaden zu minimieren, indem er im Taxi interessierten und begeisterten Fahrgästen die Bücher reduziert verkauft.



Doch der kickende Taxifahrer gibt nicht auf. Mehr als 3.000 Romane hat er während den Arbeitszeiten im Auto gelesen. "Dabei habe ich viel über Stile und Dramaturgie gelernt", sagt er heute. Als 2001 sein erster Simon-Schweitzer-Roman mit dem herrlichen Frankfurter Titel "Immer horche, immer gucke" fertig ist, beginnt für Demant erneut die Ochsentour. "Verlage wie S. Fischer, Eichborn oder der Frankfurter Societäts Verlag haben abgesagt", erzählt er. Bei Apfelschorle kommt dem passionierten Antialkoholiker Demant nach schweißtreibenden Fußballtraining schließlich eine Idee: Warum nicht einen eigenen Verlag gründen? Beim Gewerbeamt zahlt er zwanzig Euro und beantragt beim Buchhandel eine ISB-Nummer, die jedes Buch haben sollte, damit der Roman leichter zu finden ist. Schließlich sucht er eine günstige Druckerei. Im "Rösschen-Verlag", sein Spitzname unter Kickern, erscheint die erste Auflage der Simon Schweitzer-Romane - 300 Stück. Kosten: drei Euro pro Exemplar. Nun beginnt die seltene Erfolgsgeschichte eines deutschen Eigenverlegers: Die Presse liebt das Taxi als Tatort, Buchhandlungen, Metzgereien und Blumengeschäfte in Sachsenhausen stellen die Simon-Schweitzer-Romane gleich neben die Kasse. Demants beginnender Erfolg basiert auf Mund zu Mund-Propaganda, er schaltet keine Anzeigen in Zeitungen, hat noch nie einen Stand auf der Frankfurter Buchmesse gemietet.


Taxi fährt der Vollzeitschriftsteller nun schon seit knapp zwei Jahren nicht mehr. Sein Gewinn 2007: rund 22.000 Euro, Tendenz steigend. "Davon kann ich leben." Auch die Verlagsauslieferung hat er mittlerweile abgeben können. Schreiben ist nun sein Beruf geworden. Hinzu kommen die Bücher anderer Autoren, die von Demant gehört haben und nun bei ihm im Verlag vertreten sind. Der Frankfurter unterstützt und berät Neulinge dabei, ihren Traum von der Publikation des eigenen Buches zu realisieren. Nicht jeder Schriftsteller in spe der Szene hat allerdings soviel Glück und besitzt außerdem die richtige Dosis Hartnäckigkeit wie der kickende Ex-Taxifahrer Frank Demant.


Quelle: PIA/Stadt Frankfurt/Thorben Leo


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