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Foto: Tanya Irmak
Foto: Tanya Irmak

Frankfurter organisieren Spendenaufruf

Augen auf für Aleppo

Frankfurt sollte Syrien helfen – fordern Tanya und Baki Irmak in ihrem Gastbeitrag für das Journal Frankfurt. Sie wollen Spenden sammeln für eines der wenigen Krankenhäuser, die in Aleppo noch in Betrieb sind.
Man kann die Kulturgeschichte soweit zurückverfolgen wie man will, Aleppo hat es schon immer gegeben. Als die Pyramiden von Gizeh gebaut wurden, war Aleppo schon besiedelt. Die Stadt war schon alt, als Alexander der Große sie 333 v. Christus einnahm. Schon in dieser Zeit entstanden hoch über der Stadt die ersten Vorbauten der heutigen Zitadelle. Aleppo sah Perser, Römer, Griechen und Osmanen Weltreiche bauen.

Der Basar mit seinen zwölf Kilometer überdachten Einkaufsstraßen aus dem 15. Jahrhundert übertraf die Märkte in Damaskus, Kairo und Istanbul und war das Herzstück der 1986 zum Weltkulturerbe ernannten Altstadt. Heute liegt er in Trümmern, so wie der Großteil der historischen Altstadt. Die Zerstörung begann schon im Sommer 2012 als die Kämpfe zwischen Assads Truppen und Rebellen der freien syrischen Armee die Wirtschaftsmetropole Syriens erfassten. Schon damals waren die Bilder surreal und man wollte sich nicht vorstellen, was sich hintern den Mauern abspielt. Als die russische Armee 2016 die Stadt zusammenbombte, versagten die Sprache und die Bilder gänzlich.

Als "apokalyptisches Ödland“ bezeichnete es der amerikanische Chirurg Dr. Samer Attar. Die CNN-Journalistin Clarissa Ward prangerte am 8. August 2016 vor dem UN-Sicherheitsrat an: "Ich bin seit mehr als 10 Jahren eine Kriegskorrespondentin, ich war im Irak, in Gaza, in jedem schlimmen Konflikt, den Sie sich nur vorstellen können. Ich habe noch nie so etwas in einem Ausmaß wie Aleppo gesehen. Das ist tatsächlich die Hölle. So muss sich die Hölle anfühlen.“ Die Welt blieb dennoch erstaunlich teilnahmslos, es gab offenbar eine unüberbrückbare Distanz von Wort, Bild und Realität.

Letztlich waren es die individuellen Schicksale, Menschen mit Namen und Gesicht, die uns aus der Apathie wachrüttelten. Dem Bild des fünfjährigen Omran, der im Krankenwagen sitzend mit blutverschmiertem Gesicht verstört in die Leere blickte, konnte sich keiner mehr entziehen. Wir sahen das Video eine Woche bevor unser zweites Kind zur Welt kam. Mir fiel es schon schwer, meine Frau mit unser Baby nur für eine Nacht im Bürgerhospital zu lassen, da ich mich um unseren zweijähren Sohn kümmern musste. In Aleppo stand kaum noch ein Krankenhaus. Viele Frauen waren gezwungen, zwischen den Trümmern ohne ärztliche Versorgung und Hilfe zu gebären.

Das Iman-Krankenhaus in Ost-Aleppo gehört zu den wenigen, das noch in Betrieb ist. Mehr als 3000 Patienten, meist Frauen und Kinder, werden hier jeden Monat behandelt. Allein in Dezember letzten Jahres wurden hier 339 Geburten mit Kaiserschnitt und 488 Operationen an Kindern durchgeführt.

Unterstützt wird das Krankenhaus u.a. auch von der Hilfsorganisation Circle of Health International (COHI), die sich um Frauen und Kindern in Krisengebieten kümmert. Die im Jahr 2004 in USA gegründete Organisation schickt Freiwillige, Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen in Krisengebiete, bildet lokale Hilfskräfte aus stellt Medikamente und Medizintechnik für Frauen und Kinder bereit. Wir haben mehrmals mit COHI telefoniert und sind beeindruckt von ihrer Arbeit. Mit der Unterstützung von Müttern und Kindern vor Ort leistet COHI einen Beitrag für die Zukunft Aleppos; eins der vielen bewundernswerten Projekte, die sich um den Wiederaufbau von Aleppo kümmern und unsere Unterstützung brauchen.

Es gibt Leben zwischen den Ruinen von Aleppo. Die über 5000 Jahre alte Stadt wird auch diesen Krieg überleben. Noch bevor die Rebellen die Stadt verlassen hatten schrieb Clarissa Ward „die Gebäude hatten keine Wände, sie waren unbewohnbar. Es wirkte nicht so, als könnte dort Leben existieren – aber das tat es“.

Die Autoren

Tanya und Baki Irmak sind Frankfurter und sammeln am 14.3. bei einem Charity-Abend für COHI: Oye, Taunusstraße 19, 18.30 Uhr. Eintritt (entspricht Spende): 10 Euro.
 
7. März 2017, 10.55 Uhr
Tanya und Baki Irmak
 
 
Fotogalerie:
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