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Foto: Jüdisches Museum Frankfurt
Foto: Jüdisches Museum Frankfurt

Antisemitischer Angriff bei Lesung

Solidaritätslesung für Mirjam Wenzel in Frankfurt

Propalästinensische Aktivisten störten eine Lesung von Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt. Nun soll es eine Solidaritätslesung von Politikern und Kulturschaffenden in Frankfurt geben.
Update, 15. Februar: Politiker und Kulturschaffende solidarisieren sich mit Mirjam Wenzel, der Direktorin des Jüdischen Museums in Frankfurt. Wenzel hatte in Berlin während einer Performance der kubanischen Künstlerin Tania Bruguera aus dem Buch von Hannah Arendt gelesen, als Palästinaaktivisten ihre Lesung gestört und den Abbruch der Performance provoziert hatten. Wenzel wurde als „Zionistin“ und „Rassistin“ beschimpft.

Daher wollen Frankfurter Kulturinstitutionen eine Lesung organisieren, um ihre Unterstützung für Mirjam Wenzel zu zeigen. Die erste Anregung hierzu kam von Frank Dievernich, dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, und Jasmin Schülke, Chefredakteurin des JOURNAL. Bislang haben um die 20 Institutionen, unter anderem die Goethe-Universität, der Kunstverein, das Schauspiel und die Alte Oper, angekündigt, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. Es soll der Text von Arendt von mehreren Personen gelesen werden, den Wenzel in Berlin nicht vortragen konnte.

„Ein antisemitischer Angriff auf Meinungs- und Kunstfreiheit“

Während einer Performance im Berliner Museum Hamburger Bahnhof kam es am vergangenen Samstag zu verbalen Angriffen auf Mirjam Wenzel. Die Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt wurde von radikalen propalästinensischen Aktivistinnen und Aktivisten antisemitisch beleidigt und bedroht, die Performance musste schließlich abgebrochen werden. Kurz nachdem Wenzel ihre Lesung begonnen hatte, kam eine Gruppe in die Halle des Hamburger Bahnhofs, stellte sich in die erste Reihe und begann, Wenzel zu beschimpfen, zu filmen und für den „Genozid in Gaza“ verantwortlich zu machen. Neben persönlichen Angriffen skandierte die Gruppe auch die antiisraelische Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“. Die Gruppe beschimpfte die Direktorin darüber hinaus als „Zionistin“ und „Rassistin“.

Mirjam Wenzel bei Lesung in Berlin beleidigt und bedroht

Mirjam Wenzel zeigt sich entsetzt über die Aggression, die ihr entgegengeschlagen ist: „Es ist sehr besorgniserregend, wenn Kultureinrichtungen die eigenen Räume nicht mehr offenhalten können, ohne Gefahr zu laufen, dass ihre Gäste, insbesondere Jüdinnen und Juden oder als jüdisch wahrgenommene Menschen, herabwürdigenden Äußerungen und Hassreden ausgesetzt sind. Das zunehmende Klima von Gewalt gefährdet das Nachdenken über und das Verstehen der fundamentalen Veränderungen unserer Gesellschaft durch Desinformation, Hetze und Krieg.“

Gerade heute sei eine differenzierte Auseinandersetzung über die die Gegenwart prägenden Konflikte und Kriege sowie die Empathie gegenüber Menschen mit Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen wichtiger denn je, so Wenzel: „Es ist die Aufgabe von öffentlich geförderten Kultureinrichtungen, einen sicheren Raum für die Auseinandersetzung mit Konflikten und Gewalt in Geschichte und Gegenwart bereitzustellen, in der verschiedene Stimmen und Perspektiven Gehör finden – sei es in künstlerischer oder in diskursiver Form.“

Veranstaltung mit Mirjam Wenzel von propalästinensischen Aktivisten gestört

Die Performance „Where Your Ideas Become Civic Actions” der Künstlerin Tania Bruguera bestand in einer 100-Stunden-Lesung aus dem Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ der Philosophin Hannah Arendt. Wenzel trug als eine von zahlreichen Personen Passagen aus dem Buch vor, bis die Veranstaltung von einer Gruppe von propalästinensischen Aktivistinnen und Aktivisten gestört wurde. Ebenso beschimpft wurden die Direktoren Till Fellrath und Sam Bardaouil sowie Tania Bruguera.

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig sagt: „Ich verurteile den antisemitischen Angriff auf Prof. Wenzel auf das Schärfste. Die Tatsache, dass sie aufgrund ihrer Funktion als Leiterin eines Jüdischen Museums und der Lesung aus dem Werk der jüdischen Philosophin Hannah Arendt attackiert, bedroht und antisemitisch beleidigt wurde, hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern ist Ausdruck von Menschenverachtung und Judenhass. Wir dürfen und werden derartige Angriffe auf Meinungs- und Kunstfreiheit und unsere demokratische Debattenkultur nicht dulden. Gerade in Zeiten, die nicht weniger als eine Bedrohung unserer Demokratie bedeuten, sind unsere Museen und Institutionen als Debattenräume von unschätzbarer Wichtigkeit. Die Stadt Frankfurt wird nicht zulassen, dass diese Räume angegriffen werden, und wird entsprechende antisemitische Attacken rigoros verfolgen.“
 
15. Februar 2024, 15.37 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
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