Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann ist Flüchtlingsseelsorgerin des Diakonischen Werks. In einem Zwischenruf steht sie für mehr Flüchtlingsbegleitung ein. Damit könne man Rassismus etwas entgegensetzen.
Heike Seidel-Hoffmann /
Wir helfen auf Augenhöhe: Der Evangelische Verein für Wohnraumhilfe und die Flüchtlingsseelsorge des Diakonischen Werkes Frankfurt bieten Begleitung und Unterstützung für Flüchtlinge in der Containerwohnanlage im Preungesheimer Apfelviertel an. Schon weit vor der Ankunft der Flüchtlinge im Frankfurter Bogen trafen sich viele interessierte Bürger mit Mitarbeitern des Diakonischen Werkes und der Kirchengemeinden zum gegenseitigen Austausch. Am Tag der offenen Tür konnten dann die Container im Frankfurter Bogen von den Preungesheimern begutachtet werden. Die Stimmung im Stadtteil erlebe ich insgesamt als sehr positiv und zugewandt, was sich in der Welle des ehrenamtlichen Engagements zeigt. Über 70 Personen haben sich in meine Listen eingetragen und wollen die Asylsuchenden im Bogen begleiten. In meiner Arbeit spüre ich, wie wichtig allen das gute Zusammenleben im Stadtteil ist. Bei den Flüchtlingen geht es nicht um Betreuung, sondern um Begleitung auf Augenhöhe. Die Kollegin, die als Sozialarbeiterin des Evangelischen Vereins für Wohnraumhilfe im Containerbüro arbeitet, meint: „Das sind erwachsene Menschen, die wissen was sie brauchen“. In Absprache mit dem Mitarbeiterteam im Container stelle ich verschiedene Hilfsangebote für die rund 80 Asylsuchenden aus Eritrea, Afghanistan, Syrien und vielen anderen Ländern zusammen. Um alles zu koordinieren, spreche ich die Ehrenamtlichen immer persönlich an. Ich brauche ein verbindliches Engagement und viele wollen das auch geben.
Seitens der Flüchtlinge ist die Nachfrage nach Deutschkursen am stärksten. Demnächst startet ein wöchentlicher Lauftreff. Dank der Unterstützung von Angela Freiberg vom Quartiersmanagement Preungesheim der Diakonie Frankfurt, das im Rahmen des „Frankfurter Programms – Aktive Nachbarschaft“ realisiert wurde, kann ich die Flüchtlingsbegleitung gut mit anderen Angeboten im Stadtteil vernetzen. Geplant ist zum Beispiel eine Mitmachaktion auf dem Gelände der entstehenden BMX-Bahn im April, ein Stadtteilquiz zur Orientierung im Stadtteil oder auch ein kleiner Blumenmarkt, der die Bewohner im Quartier anregen soll, ihr Wohnumfeld durch Bepflanzung schöner zu gestalten. Im Nachbarschaftskiosk biete ich gemeinsam mit zwei ehrenamtlichen Koordinatoren aus dem Stadtteil Bürgersprechstunden an. Wichtige Informationen erscheinen so auch im Stadtteil-Blog (frankfurter-bogen.net). Außerdem gibt es eine Zusammenarbeit mit anderen städtischen Vereinen wie zum Beispiel „Shout OutLoud e.V.“, die sich gegen Lebensmittelverschwendung stark machen. Gemeinsam mit „ShoutOutLoud“ und dem öffentlichen Frankfurter Gartenprojekt im Ostend ist mit den Flüchtlingen demnächst ein Kochevent geplant. Solche Aktionen zeigen, dass das Thema Flüchtlingsbegleitung auch eine Chance für die intensivere Kommunikation städtischer Akteure darstellt – in meinen Augen die beste Chance, nicht nur Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegen zu treten, sondern ganz nebenbei auch noch Gutes zu tun.
>>Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann ist Flüchtlingsseelsorgerin des Diakonischen Werks.