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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Lost Places

Die verlassene Stadt

Einst Hauptsitz der Weltbank, liegt das Deutsche Bank-Areal heute verlassen mitten in der Frankfurter City. Noch in diesem Jahr wird das Gebäude-Ensemble abgerissen.
Ganze 45 Jahre lang war das Gelände zwischen der Großen Gallusstraße, der Junghofstraße und dem Roßmarkt komplett abgeriegelt und für Frankfurter nicht zugänglich. Als „verbotene Stadt“ wurde das Areal im Volksmund bezeichnet. Seitdem die Deutsche Bank ihr Händler­zentrum verlegt hat, steht das Gelände leer. Im Sommer wurde der Innenhof neben dem Parkhaus noch als Kulisse für das Freiluftkino Frankfurt genutzt. Seither ist das Areal verlassen und dem Abriss geweiht, die Stellplätze im Innenhof sind an benachbarte Firmen vermietet. Im Inneren des Gebäudekomplexes sieht es aus, als seien die Mitarbeiter der Deutschen Bank nicht Anfang April ausgezogen, sondern erst vor kurzem. Im ehemaligen Händlersaal erinnern das zurückgelassene Mobiliar und meterweise Kabel an die Geschäftigkeit, die einst in dem vollbesetzten Raum geherrscht haben muss. Die Reihen voller Monitore sind verschwunden, doch die Anzeigetafeln an den Wänden sind eine Reminiszenz an die ehemalige Bestimmung des Ortes. Es ist düster, denn die Lampen im Saal funktionieren nicht mehr. Schilder in der Empfangshalle weisen noch auf Geldautomaten hin, die schon lange abmontiert sind. In den Beratungsräumen an der Junghofstraße liegen Broschüren zur Anlagenberatung neben leeren Wasserflaschen und Werbeplakaten der Bank. Die milliardenschwere Kunstsammlung der Bank hat die Artothek im Gebäude schon lange verlassen. Hier und da liegen Schlüssel wie vergessen auf der Fensterbank. Es soll schon Anfragen gegeben haben, die verlassenen Räume für Dreharbeiten zu nutzen, heißt es bei Investor Groß & Partner, die das Areal 2015 gekauft haben und eine Milliarde Euro investieren wollen.

Es wirkt als sei die Zeit stehengeblieben. Auch in der Auto-Waschstraße mit angrenzender Werkstatt sieht es eher nach überstürztem Weggang denn geordnetem Auszug aus: Leere Kanister, ein voller Aschenbecher und Werkzeuge liegen herum. Die Spinde der Mechaniker beinhalten noch Kabel, bunte Sticker und jede Menge Teebeutel für die Mittagspause. An der hauseigenen Kegelbahn sind Pokale vergangener Erfolge in den Vitrinen zurückgeblieben. Die Gebäude und deren Technik sind veraltet. Nur ein letzter funktionierender Aufzug fährt die 22 Stockwerke des charakteristischen schwarzen Turms an der Großen Gallusstraße hinauf – hoch in die großräumigen holzvertäfelten Konferenzräume mit Blick auf den Main und die Paulskirche. Wo einst Banker die Geschicke der Weltbank leiteten, nisten nun Tauben. In vielen Räumen auf dem Areal liegt ihr Kot herum, hier und da ist ein Vogel verendet. Der Turm, von 1969 bis 1971 gebaut, zählte einst zu den höchsten Türmen der Frankfurter Skyline – lange vor dem Commerzbank Turm und dem Maintower. Mit dem Abriss, der Ende des Jahres beginnt, verschwindet so auch ein Teil Frankfurter Geschichte. Nur der sandfarbene denkmalgeschützte Bau am Roßmarkt bleibt erhalten. Der übrige Komplex aus den 40er- und 50er-Jahren macht Platz für ein neues Gebäude-Ensemble. Vier Wohn-und Bürotürme sollen die Frankfurter Skyline bereichern. Die Fertigstellung des Projekts „Four“, wie es Groß & Partner genannt wird, ist für 2023 geplant. An der Stelle des fünfgeschossigen Parkhauses entsteht mit 228 Metern und 58 Etagen dann Frankfurts dritthöchster Wolkenkratzer. Direkt daneben ist mit 100 Metern Höhe der kleinste Turm geplant. Dass dort eine Anwaltskanzlei einziehen und etwa die Hälfte der Stockwerke belegen wird, steht schon fest. Das Areal mit der eigenen Polizeifunkstation auf dem Dach, einst wegen seiner Abgeschlossenheit bekannt, wird dann geöffnet. Blickpunkt wird das mehrstöckige Sockelgebäude, das alle vier Türme miteinander verbindet, und unter anderem eine Kindertagesstätte beherbergen soll. Highlight wird der öffentliche Dachgarten, den Jedermann besuchen kann – und damit einen Kontrapunkt zum ehemaligen Beinamen setzt: Die „verbotene Stadt“ wird geöffnet.
 
19. Oktober 2017, 11.12 Uhr
Nicole Nadine Seliger
 
 
Fotogalerie: Deutsches Bank-Areal
 
 
 
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