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Am Montag begingen Ausbaugegner ein Jubiläum

Zwei Jahre Landebahn und zwei Jahre Protest

Entschlossen demonstrierten rund 250 Flughafenausbaugegner am Montagabend am Airport. Auch genau zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Landebahn Nord-West wollen die Lärmgeplagten sich lautstark Gehör verschaffen.
Am Montag jährte sich die Inbetriebnahme der umstrittenen Landebahn Nord-West zum zweiten Mal. Für den Flughafenbetreiber Fraport soll die Piste die Zukunftsfähigkeit des Luftfahrtdrehkreuzes garantieren, mehr Flugbewegungen sicherstellen und mit einem Terminal 3 sollen noch mehr Passagiere abgefertigt werden können. Für das Jahr 2020 erwartet die Fraport 700 000 Flugbewegungen – das Terminal 3 vorausgesetzt.

Aber genau das wollen die Flughafenausbaugegner verhindern. Seit zwei Jahren ist ihr Protest ungebrochen, trotzt aller Niederlagen: vor Gericht und an der Wahlurne. Selbst wenn Studien teilweise zu belegen scheinen, was die Ausbaugegner schon lange skandieren – „Lärm macht krank – scheint es keine rechte Handhabe zu geben, um den Fluglärm zu minimieren und das geforderte Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr ausnahmslos durchzusetzen. Auch der Versuch durch Lüftungsschächte und schallisolierende Fenster "Lebensqualität" zurückzugewinnen, scheint nichts zu bringen, vor allem wenn einem der Aufenthalt im Gärtchen durch den Krach landender Flieger vergällt wird. Die Anwohner des größten deutschen Flughafens sind sauer – immer noch.

An jedem Montag seit zwei Jahren, lassen sie bei den abendlichen Protesten im Terminal 1 Dampf ab. 75 Montagsdemos und 19 Mahnwachen später wollen sie noch nicht nachgeben, freuen sich über die Publicity, selbst wenn es sich nur um erstaunte asiatische Passagiere handelt, die den von Ratschen, Pauken und Glocken begleiteten Demonstrationszug zwar nicht verstehen können, ihn aber als Handyfoto um die Welt schicken.

Es war eine recht kleine Gruppe Demonstranten, rund 250 Wutbürger, die am Montagabend das zweifelhafte Jubiläum der Landebahn begingen und nicht wie sonst trillernd am Terminal 1 in einer durch die Herbstferien bedingten Mahnwache verharrten. Stattdessen pilgerten die mit Plakaten bestückten Protestler – die zum größten Teil aus der Region und nur vereinzelt aus dem Süden Frankfurts stammten – zum Terminal 2, um dort anzumahnen, dass dort die Kapazitäten noch lange nicht ausgeschöpft seien und man dennoch schon vom Terminal 3 träume. „Dieses Terminal ist 1994 eröffnet worden“, sagt Dirk Treber von der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms. Dennoch verzeichne das Terminal 1 insgesamt 284 Check-in Schalter, das Terminal 2 habe nur 136, Tickets könne man im alten Terminal an 210 Stellen kaufen, hingegen im Terminal 2 nur an 72 Stellen. Da gehe also noch einiges, ein weiteres Terminal sei somit überflüssig.

Begleitet von skandierten, poetischen Sprüchen wie „Jeden Montag um 18 Uhr bringen wir den Krach Retour!“ zogen die Ausbaugegner durch das Terminal 2. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Ruhe klaut!“.
Eine Demonstrantin, die ein Sachsenhausenschild hochhält, fällt uns durch ihre zurückhaltende Art auf. Sie sei eine Mitarbeiterin der Stadt, weshalb sie ihren Namen hier nicht lesen möchte. Dennoch, im Viertel, wo sie groß wurde und wo ihre Eltern jetzt noch leben, sei es unerträglich. „Je südlicher man nach Sachsenhausen kommt, desto schlimmer wird es. Wenn ich dort übernachte und dem Tag drauf arbeiten muss, komme ich wie eine halbe Leiche ins Büro." Auch fände man auf den Lauben in den Schrebergärten und auf Spielplätzen klebrige Kerosinrückstände.

Aber wenn es so schlimm ist, warum hatte die SPD bei den Landtagswahlen nicht mehr Stimmen in Sachsenhausen gesammelt? Statt dem erklärten Ausbaugegner Ralf Heider holte der CDU-Politiker Michael Boddenberg rein stimmlich den Süden. „Das ist mir auch unerklärlich. Es gibt Tage, wie nach der Wahl, da verliere ich die Hoffnung, dass die Landebahn jemals geschlossen wird, dann aber rappel ich mich wieder auf. Ohne Hoffnung wäre ich heute nicht hier“, sagt die junge Frau, die seit zwei Jahren regelmäßig an den Montagsdemos teilnimmt. Es gebe mittlerweile Fahrgemeinschaften und man kenne sich schon. „Ich glaube, dass die Leute aus der Gemeinschaft etwas für sich rausziehen“, erklärt sie die ungebrochene Protestlust. „Ich denke, für viele ist die Demo ein Ventil."

„Mich hat erstaunt, dass bei der Landtagswahl im Umfeld des Flughafens hauptsächlich die CDU gewonnen hat“, sagt Dirk Treber. Etwa ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich vom Fluglärm belästigt, aber dem Rest ist es eben egal. Wir werden mit dem Protest nicht nachlassen und bei den Sondierungsgesprächen unsere Forderungen vortragen. Wenn es uns gelänge, den Bau des Terminal 3 zu verhindern, dann gäbe es auch weniger Flüge und die Landebahn wäre damit nicht mehr nötig.“

Auch für die Ausbaugegnerin Ursula Fechter ist ein Verzicht auf das Terminal 3 der einzig realistisch erscheinende Hebel, um die Landebahn zu schließen. „Wir haben vor der Wahl mit den Parteien Kontakt aufgenommen und unser Anliegen geschildert. Bei der SPD, den Grünen und der Linken sind wir auf Wiederhall gestoßen. Auch Tarek Al-Wazir hat gesagt: ‚Mit mir gibt es kein Terminal 3’“ und auch Thorsten Schäfer-Gümbel sieht das Bauvorhaben kritisch. Wir beobachten zurückgehende Flugbewegungen wegen größerer Maschinen, die im Einsatz sind. Nur die Passagierzahl steigt.“ Noch, so glaubt sie. Bei den Flughafenausbaugegner stirbt die Hoffnung zuletzt und bis dahin wird immer montags mit Pauken und Trompeten der Unmut rausgelassen.
 
22. Oktober 2013, 10.52 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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