Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Nils Bremer
Foto: Nils Bremer

Zwei neue Galerien im Bahnhofsviertel

Kunst trifft Kiez

Rundgænger und Rote Treppe heißen zwei neue, grundverschiedene Galerien. Sie eint aber der Gedanke, dass das Bahnhofsviertel nicht nur ein Ort ist, an dem Kunst entsteht. Sondern auch einer, an dem sie gezeigt werden sollte.
Die Kaiserpassage ist eigentlich ein unmöglicher Ort. Am Eingang zur Taunusstraße wechseln gerade Cracksteine den Besitzer, eine junge Frau im Sari macht einen Bogen um den Dealer, es riecht, nun ja, nicht eben angenehm, das Haus sieht recht heruntergekommen aus. Es treffen hier so viele Klischees aufeinander, dass man glaubt, in die Kulissen eines Filmsets geraten zu sein. Doch die Menschen und ihre Geschichten sind echt.

Einer, der Storys mit Leben füllt, ist Oskar Mahler. Er sitzt in einem der Läden auf einem Holzstuhl und blickt entspannt auf das Treiben in der Passage. Gegenüber ist einer dieser indischen Wuselläden, Passanten schreiten vorbei, es ist einiges los an diesem Montagnachmittag. "Das hier mache ich nun erstmal eine Weile", sagt Herr Mahler. Im Viertel kennt man ihn als Leiter des Hammermuseums über der Schuhmacherei Lenz, als Streiter fürs Bahnhofsviertel im Allgemeinen und das Los vieler Geschäftsinhaber im Besonderen. Nun wirft die Galerie gewissermaßen ein Schlaglicht auf den Künstler Oskar Mahler, auf seine Vergangenheit als Mann der Bühne, Mitgründer des Klappmaul-Theaters, auf seine Gegenwart als bildender Künstler, der Blei mit Typographie versieht – und in der Kaiserpassage als erste Ausstellung handgedruckte Wortspielereien der kürzlich verstorbenen Choreographin Vivienne Newport zeigt. "Sie war eine Freundin", sagt Oskar Mahler, als Theatermann habe er die Tanzkompagnie-Leiterin am TAT kennengelernt. Man habe sich ausgetauscht, sich Gedanken-Bälle zugeworfen und einige der Ergebnisse dessen hängen nun an den Wänden der Galerie Rote Treppe. Im Schaufenster stehen die Worte "Making Friends" auf einem Leuchtkasten, am späten Nachmittag von Montag bis Mittwoch besteht dazu hier die Gelegenheit. "Die Leute sollen das hier entdecken und ins Gespräch kommen", sagt Oskar Mahler.

Das könnte auch eine gute Beschreibung sein für den neuen Ausstellungsraum in der Niddastraße, die Galerie Rundgænger (Foto oben). Daniel Schierke und Ralf Seinecke haben sie ins Leben gerufen, die erste Ausstellung, die ersten zwei Monate liegen schon hinter den beiden. "Es war nicht leicht, die Werke der Künstler wieder einzupacken, um Platz für Neues zu schaffen", sagt Ralf Seinecke. Doch das ist Konzept: Alle zwei Monate eine neue Schau – kuratiert aus Werken von Nachwuchskünstlern, entdeckt auf den Rundgängen von Kunsthochschulen aus dem ganzen Lande. "Für viele Künstler ist es die erste Galerie-Ausstellung", sagt Daniel Schierke.

Noch sind es einige Stunden bis zur Vernissage am Abend, Berit Schneidereit fotografiert Ansichten der Ausstellung. "Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Werke so gut zusammenpassen", sagt sie mit Blick auf die Exponate der anderen vier Künstler. Geboren in Frankfurt am Main, studiert Berit Schneidereit derzeit bei Andreas Gursky an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Fotografien spiegeln eine geradezu greifbare Plastizität wieder, die erst bei näherem Hinsehen in zwei Dimensionen zerfällt. Das Thema: Die Natur durch Zäune, durch Jalousien hindurch betrachtet. Natur ist auch der übergeordnete Themenkomplex der neuen Ausstellung in der Niddastraße. So hat Sangyong Lee ein perspektivisches, querformatiges Bild des Schwarzwalds beigesteuert, gemalt auf mehreren Ebenen transparenten Stoffs. Und mitten im Raum eine Skulptur sich emporreckender abstrakter Äste, eine filligrane Kettensägenarbeit (doch das gibt's).

Auch im Rundgænger sollen die Menschen zusammenkommen, jeden Dienstagabend um 19 Uhr etwa gibt es eine Führung durch die Ausstellung. Und wie auch die Kaiserpassage so zeigt sich auch dieses Ende der Niddastraße, mitten im einstigen Mekka des Pelzhandels gelegen, von seiner härteren Seite. "Es war die richtige Zeit, ins Bahnhofsviertel zu gehen", sagt Rald Seinecke. In der Tat sind die Rote Treppe und Rundgænger längst nicht allein mit ihrem Versuch, Kunst im Viertel auszustellen. Auf der Münchner Straße etwa der Privateoffspace von Jean-Claude Yves Maier, in der verlängerten Niddastraße die Galerien von Kai Middendorf und Bernhard Knaus. Oskar Mahler hat seine Ausstellungen erstmal bis Februar kommenden Jahres geplant, bei Daniel Schierke und Ralf Seinecke soll es weit darüber hinaus gehen: "Wir haben vor, hier zu bleiben"", sagt Daniel Schierke. "Mit unserem Konzept wollen wir uns ja gerade von den klassischen Galerien abgrenzen." Dazu passt dann auch der unmögliche Ort.

>> Rote Treppe
Kaiserpassage, Laden 41, Mo–Sa 15–19 Uhr, "Happy Hour": Mo–Mi 17 Uhr

>> Rundgænger
Aktuelle Schau: Rundgænger im Grünen bis 20. November mit Werken von Elvira Chevalier, Alexander Endrullat, Sangyong Lee, Catalin Pislaru und Berit Schneidereit.
Niddastraße 63, Mo–Fr 10–18 Uhr und nach Vereinbarung, öffentliche Führungen jeden Dienstag um 19 Uhr.

Eine um Fotos angereicherte Version dieses Artikels finden Sie auf dem Blog des Bahnhofsviertel-Magazins.
 
29. September 2015, 11.04 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Eine Wanderausstellung begleitet die Entstehung eines Denkmales zur Friedlichen Revolution. Los geht es in Frankfurt vor der Deutschen Nationalbibliothek.
Text: Jasmin Schülke / Foto: Raumerweiterungshalle, in der die Wanderausstellung präsentiert wird; hier in Leipzig 2023 © SFR Stefan Fischer
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
29. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Il Civetto
    Zoom | 20.00 Uhr
  • Telmo Pires
    Neues Theater Höchst | 20.00 Uhr
  • Clara Louise und Band
    Schlachthof | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Friedemann Karig
    Literaturforum im Mousonturm | 19.30 Uhr
  • Im Herzen tickt eine Bombe
    Schauspiel Frankfurt | 20.00 Uhr
  • Miss Daisy und ihr Chauffeur
    Kurtheater | 20.00 Uhr
Kunst
  • Korallenriff
    Senckenberg, Forschungsinstitut und Naturmuseum | 09.00 Uhr
  • Märchen
    Brüder-Grimm-Haus | 11.00 Uhr
  • Wälder
    Deutsches Romantik-Museum | 10.00 Uhr
Kinder
  • So weit oben
    Theaterhaus | 10.00 Uhr
  • Lesefreunde
    Stadtteilbibliothek Sossenheim | 16.00 Uhr
  • Der Regenbogenfisch
    Kinder- und Jugendtheater Frankfurt | 10.00 Uhr
und sonst
  • Stand up Paddling (SUP) auf dem Main – Das einzigartige Wassersport-Event in Frankfurt
    Frankfurter Stadtevents | 18.30 Uhr
  • Zoo Frankfurt
    Zoo Frankfurt | 09.00 Uhr
  • HIT RADIO FFH Inside – Hinter den Kulissen im Funkhaus der FFH MEDIENGRUPPE
    Frankfurter Stadtevents | 16.00 Uhr
Freie Stellen