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Zossen, Rösser und Pferde

zossen

Ich bin ja ein erklärter Fan des Lexikons der bedrohten Wörter, das der Journalist Bodo Mrozek vor einigen Jahren herausgab. Es gibt auch eine Internetseite dazu, auf der Leser des Buches bedrohte Wörter melden können. Mrozek schreibt:
Als "bedrohte" Wörter bezeichnen wir Begriffe, die nur noch selten im aktiven Sprachgebrauch auftauchen. Es können Modewörter sein, die sich inzwischen überlebt haben, zum Beispiel dufte oder knorke. Oder Wörter, die in Vergessenheit geraten sind, weil die Dinge, die sie bezeichnen, aussterben, wie Wählscheibe oder Bandsalat. Ebenso alte Wörter (Archaismen oder Historizismen), die von neuen Wörtern (Neologismen) verdrängt werden, wie Hagestolz (heute "Single") oder Gabelfrühstück (heute "Brunch"). Dabei sollen hier weder Sprachwissenschaft noch Kulturkampf betrieben werden. Vielmehr geht es uns um den kreativen und liebevollen Umgang mit der deutschen Sprache.

Am 6. Mai 2006 um 21.29 Uhr fügte Hanns Schneider der Liste das Wort "Zosse" hinzu. Es stammt aus dem Rotwelschen, also der Geheimsprache zwielichtiger Gestalten, die uns so großartige Ausdrücke wie "baldowern", "Kohldampf" und "Schmuh" überlieferte.
Wie baldowern stammt auch Zosse aus dem Jiddischen, was der Tatsache geschuldet ist, dass die Gauner des Mittelalters mit anderen Ausgestoßenen dieser Zeit zusammentrafen, mit jüdischen Kaufleuten oder mit Zigeunern, die als Gaukler und Akrobaten durch die Lande zogen. Der Spiegel berichtet in einer Rezension des Buches "Wörterbuch des Rotwelschen" von Siegmund Andreas Wolf im Februar 1957:
Dagegen glaubt der Sprachforscher, daß zwischen dem "Bodensatz" der gegenwärtigen Umgangssprache und dem Rotwelsch keine festen Grenzen mehr bestehen. Bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts habe "eine verschärfte Überwachung der Landbezirke und die wachsende Anziehungskraft der Städte" die Lebensform der Berufsgauner grundlegend verändert: "Sie stellten sich auf die mit Scheinarbeit verknüpfte Ansässigkeit und auf verbrecherische Einzel- und Gelegenheitstaten um."

So sei schließlich viel Rotwelsch in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, auch das Wort Zosse schaffte es in die Umgangssprache und wird bis heute noch in manchen plattdeutschen Gebieten gepflegt (, daher, aus Kindheitssommerferienerinnerungen, kenne ich es auch), zurück geht es wohl auf das hebräische ????? (s?s), das schlicht Pferd heißt.

Im aktuellen Heft gibt es einen Artikel, überschrieben mit "Das Leben ist ein Ponyhof". Es geht um Computerspiele und eigentlich sollte von "virtuellen Zossen" die Rede sein. Wir haben uns schließlich dagegen entschieden, weil niemand außer dem Autor das Wort kannte. Nun steht dort "Rösser". Auch nicht schlecht, aber so kann das Wort Zosse natürlich nicht überleben. Deswegen steht es nun hier.
 
31. März 2009, 21.18 Uhr
Nils Bremer
 
 
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