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Wilhelm Genazino zum 70. Geburtstag

Der Tarzan am Main

Zu seinem 70. Geburtstag schenkt Wilhelm Genazino uns ein Frankfurt-Buch. Damit gilt der gebürtige Mannheimer für uns endgültig als hiesiger Schriftsteller. Nicht zuletzt bereitet die Stadt die Bühne für seine Bücher.
Wir geben zuerst einmal zu: Wilhelm Genazino ist kein gebürtiger Frankfurter. Der schnöde Umstand, dass er in Mannheim geboren wurde (was ja noch nicht einmal allzu weit weg ist), hindert uns allerdings nicht daran, den Büchnerpreisträger von 2004 als Frankfurter Schriftsteller zu bezeichnen, und zwar mit allem Recht dieser Welt. Denn Genazino studierte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität (was man halt so studierte seinerzeit, Germanistik, Philosophie, Soziologie); er war Redakteur bei der Satirezeitschrift Pardon, und auch sein erster großer literarischer Erfolg, die „Abschaffel“-Trilogie, erschienen von 1977 bis 1979, wäre, wie eigentlich alle seine Bücher, ohne den urbanen Raum als Schauplatz und Bühne für seine eigenbrötlerischen, melancholischen Helden nicht denkbar gewesen. Es ist also nur konsequent, dass „Abschaffel“ im Jahr 2011 im Mittelpunkt der Aktion „Frankfurt liest ein Buch“ stand.

Von 1998 bis 2004 zog es Genazino zwischenzeitlich nach Heidelberg, nun ist er wieder da, wo er, das darf man wohl so sagen, auch hingehört. Und es gibt sogar etwas zu feiern: Am 22. Januar ist Wilhelm Genazino 70 Jahre alt geworden. Wir gratulieren selbstverständlich sehr herzlich nachträglich. Normalerweise ist es so, dass der Jubilar Geschenke bekommt; in diesem Fall allerdings ist es umgekehrt: Genazino hat uns etwas geschenkt; ein neues, kleines, feines Buch mit Texten, die in irgendeiner Form mit Frankfurt zu tun haben: „Tarzan am Main. Spaziergänge in der Mitte Deutschlands“ (Hanser Verlag, 16,90  €). Darin zeigt sich Genazino, ähnlich seinen skurrilen Protagonisten, als ein in Wahrheit hellwacher Beobachter. Und als ein Mensch, der die Stadt Frankfurt gegen die üblichen Vorwürfe, die als Klischees von außen herangetragen werden, vehement verteidigt.
Genazino sieht die Brüche der Stadt, aber auch ihre Vorzüge. Er beobachtet die Mäuse, die in der Nacht auf dem Bahnsteig an der Hauptwache spielen, und er blickt empor an den steilen Türmen der Banken, um festzustellen, dass die Frankfurter Kulisse nur aus der Weite imposant, das Bankenviertel selbst aber ein zugiges Loch ist (nur für diejenigen, die noch nie da waren; es gibt ja auch keinen Grund).

Genazino: Eine der häufigsten Gefühle, denen Genazino begegnet, ist das Erstaunen von Auswärtigen angesichts der Tatsache, dass er ausgerechnet hier lebt: „Das Vorbild solcher Verurteilungen sind lupenrein „schöne Städte“ wie etwa Zürich, Salzburg oder Straßburg. In diesen tadellosen Städten herrscht der Schein einer architektonischen Monokultur, in deren Massenkompatibilität ich nicht leben möchte.“ Da geht doch dem lokalpatriotisch Gestimmten das Herz auf. Da kann man doch sagen: „Ich hab’s doch schon immer gesagt.“ Und gratuliert Genazino noch einmal besonders herzlich.Christoph Schröder

>> Die Lesung mit Wilhelm Genazino am Montagabend im Literaturhaus Frankfurt ist bereits ausverkauft.
 
4. Februar 2013, 11.11 Uhr
Christoph Schröder
 
 
Fotogalerie:
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