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Wie Mann sich bettet

Mein Erster hieß Scott. Sein Grinsen kochte mich jedes Mal weich und, ach, wie oft lag er müde hingestreckt neben mir. Mit ihm teilte ich mein Bett, bis ein Kerl die Puppen darin tanzen ließ. Zu blöd, dass ich Scott unters Bett abgeschoben hatte, wo seine eingebaute Bärenstimme in Turbulenzen geriet und kläglich protestierte. Ich flog also auf … Schluss! Aus! Ende!? Mitnichten, denn der Kerl meinte nur trocken, „alles besser als ein Elektroschockgerät“, und der Bär durfte bleiben.
Wer in fremden Laken zwischen einem Olympia-Dackel von 1972 und einem Haufen greller Sportmaskottchen aufwacht, kann sich sicher sein: Hier ist ein ausgewachsener Mann zu Hause. Solche Kuschelberge sind nicht weiter beunruhigend, Hauptsache, der stolze Besitzer hat mit dem Daumenlutschen aufgehört. Ja, es gibt sie: Männer, die mit Plüsch kuscheln – eines der letzten Tabus. Aufgeschreckt von einer britischen Studie, nach der jeder dritte Mann mit einem Kuscheltier einschläft und den Teddy sogar mit auf Geschäftsreise nimmt, hörte ich mich in Frankfurts Nobelherbergen um. Vergessen wird ja vieles in feinen Hotelzimmern, das zu finden einiges über den menschlichen Gefühlszoo verrät. Mit spitzen Fingern entsorgte man etwa die Penispumpe eines Gastes, ein handliches Gerät, das ich hier großzügig als Kuscheleinheit gelten lassen will. Zurück blieben ebenso Wärmflaschen, Glasauge, Lufthansa­decken, Erotikliteratur und einsame Billig-Plüschherzen (sie gehören zu den schlimmsten Valentinstagverbrechen). Insgesamt aber scheint der Mann auf Business-Stopp in Frankfurt noch Plüschpionier zu sein, oder er ist einfach weniger vergesslich als anderswo. Nur bei Edelmetall verliert der Gast leichter den Kopf, weshalb Ginseng und andere durchblutungsfördernde Mittel und Maßnahmen jenen zu empfehlen sind, die im Zimmer ihren Ehering liegen lassen, was erstaunlich oft vorkommt. Fundstücke werden ausnahmslos diskret behandelt und nur auf Wunsch nachgeschickt.
Längst haben Spielwarenhersteller Männer ins Plüschvisier genommen und offerieren ihnen so lächerliche Modelle wie die schielende Banker-Ratte „Black Friday“ und Dick-Wutz „Stefan Speckschwarte“, die jedem Sportmuffel das Leben im Wohlstandswabbel madig macht. Ein liebender Mann hält wenig von diesem quergebürsteten Firlefanz, wie man mir mehrfach versicherte. Der wahre Plüschgenuss ist für Romantiker nämlich das Teilen: da schlummert ein über 50 Jahre alter Steiff-Hase in der trauten Bettritze, und von einem kinderlosen Ehepaar weiß ich, dass sie jedes Jahr den Geburtstag ihres bald volljährigen Teddys feiern. Weiche Betthupferl stößt kaum ein Mann von der Kante, erst recht nicht, wenn Bunny-Ohren mit im Spiel sind.
P.S.: Ich liebäugle mit dem Frankfurter Grün- gürteltier in edlem Plüsch, dem das Umweltamt einen hübschen Aufreißerspruch verpasst hat: „Sie werden es nicht bereuen, wir werden eine schöne Zeit miteinander haben!“ Oh la la, ich freu’ mich drauf.
 
21. Januar 2011, 12.26 Uhr
Viola B. Hollings
 
 
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