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Wer ist Lena?

Volles Haus, gute Stimmung – Lena begeisterte ihre (vor allem jungen) Fans in der Festhalle und stimmte sich auf den Grand Prix ein.

Als Stefan Raab und seine Produktionsfirma im vergangenen Jahr die Lena-Tournee für 2011 ankündigten, fragten sich nicht nur Branchenkenner, ist der Mann größenwahnsinnig, seinen Schützling, Charterfolge hin, Oslo her, ganz ohne großen Bühnen- und Tourneeerfahrung gleich in die größten Arenen Deutschlands zu buchen? Nach all dem selbstgefälligen Gehabe, der einfach mal eben beschlossenen Titelverteidigung des Song Contests und der Überpräsenz in gleich mehreren „Ein Lied für Düsseldorf“-Ausscheidungsshows, hätte der Schuss auch nach hinter losgehen, der Hype bestraft werden können. Aber nein – die Lena-Mania ist noch nicht verklungen, selbst die Festhalle in Frankfurt war – allerdings teilbestuhlt – gut besucht und die Frage, wie viel Tickets eventuell vom Sponsor verschenkt worden waren, stellen wir mal hinten an und widmen uns der Musik.

Nicht kleckern, klotzen – ein imposantes Bühnenbild, tolle Lichteffekte, brillanter Sound, eine große Band (sechs Instrumentalisten an Gitarren, [Kontra-] Bass, Keyboards, Schlagzeug und Posaune), dazu drei Chorsängerinnen und ein Streich-Quartett – klanglich konnte hier aus den Vollen geschöpft werden. Die Musiker spielen ihren Part routiniert. Auch wenn der Fuhrpark an Sattelschleppern vor der Halle Rock’n’Roll suggerierte, was auf der Bühne zu erleben ist, ist nicht mal ein Popkonzert, eher eine Show, wie man sie von DJ Bobo gewohnt ist, was nicht alleine an den vier Tänzerinnen liegt, die in wechselnden Kostümen gut die Hälfte der Songs illustrieren. Es ist Raabs Musikgeschmack, der hier dominiert, die 70er/80er-Jahre-Funk-Ästhetik, die dem Ganzen so etwas Altbackenes gibt, auch wenn sie unterm Strich gute Laune verbreiten mag. Irgendwie lässt sich diese Musik nicht wirklich mit der jungen Sängerin synchronisieren, umso mehr Respekt muss man ihr zollen, dass sie das Ganze souverän verkauft, gut singt, sympathisch (und überhaupt nicht hysterisch wie einige befürchteten) rüber bringt und ihrem Publikum ehrlich dankbar gegenüber tritt. „Schön, dass es euch gefällt – da bin ich aber heilfroh...“

In den knapp 90 Minuten inklusive Zugaben und kurzen Verschnaufpausen gibt es aber auch Highlights und echte Rausreißer. Dann, wenn auch mal die Sixties durch die Arrangements durchscheinen oder Lena einen ihrer Casting-Titel, „Mr. Curiosity“ von Jason Mraz gefühlvoll interpretiert. Gerade ihre ungewöhnliche Songauswahl und Interpretation hatte sie ja zur Gewinnerin gemacht. Dieses Repertoire (Adele, Paolo Nutini, Kate Nash) passte zu Lenas unbekümmerter Art und war damals der absolute Kontrapunkt zur später zweiplatzierten Jennifer Braun, die zwar objektiv mehr Stimme besaß, aber eben „nur“ eine Coversängerin war. Dieses Potential hätte man bei Lena erkennen und voll ausschöpfen müssen – aber dafür blieb beim schnellen Produzieren von zwei kompletten Alben zwischen all den TV-Terminen keine Zeit. Schade eigentlich. So bleiben es an diesem Abend genau die zwei Siegertitel der Düsseldorf-Ausscheidung, die wunderschön mit den Streicherinnen umgesetzte Ballade „Push Forward“ und natürlich das filmreif inszenierte „Taken By A Stranger“. Nur gut, dass das TV-Publikum die richtige Wahl getroffen hat und instinktiv spürte, welcher der präsentierten Songs am besten zu Lena passt. Die Frage nach der Show heißt: Wer ist Lena? Wahrscheinlich werden wir die erst beantworten können, wenn Lenas Vertrag mit Stefan Raab eines Tages ausgelaufen ist, sie bis dahin die Lust an der Musik nicht verloren hat und dann mit dem richtigen Team um sich herum zeigen kann, womit sie die europäische Musikszene wirklich bereichern kann.

 
18. April 2011, 08.55 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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