Von Mittwochsmemmen und Schlossanbringern

Finsterfilm und Balkanbeats

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Die Buchmesse und auch die mittwochabendlichen Serienodyseen im Fernsehn ließ ptrk9000 vergangenen Woche mal aus. Dafür tanzte er zu Tomo Polic in der Old Fashioned Bar auf dem Flohmarkt und der Anti-Monsanto- Kundgebung.

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Unter der Woche hat es mich irgendwie nicht so vor die Tür getrieben, was auch sicherlich der Jahresend-Arbeitslast und einer latenten Unlust zuzuschreiben ist. Abwechslungsreiche Events waren leider Mangelware. Bevor ein Aufschrei durch die Massen geht, nein, ich war am Dienstagabend nicht am Hauptbahnhof, dennoch, grandiose Aktion indeed.

Ansonsten gab man sich buchmessefreundlich, und manchmal auch ein wenig anbiedernd, es ist schon unglaublich, wie viele brasilaffine Musikveranstaltungen da plötzlich wie kleine Pilze aus dem Boden schossen. Ich finde es ja gut, aber dann doch bitte öfters ohne externen Trigger.

Die Buchmesse hatte ich mir dieses Jahr mal gespart, unter der Woche war die Zeit knapp und am Wochenende ist es mir immer ein wenig zu stressig gewesen. Vielleicht nächstes Jahr, mal schauen!

Am Mittwoch hatte das Schallplattenmonster Hunger, und so pilgerte ich am späten Nachmittag zu No2-Records in Sachsenhausen, um einige Jazzscheiben zu erstehen, die dann auch im Verlauf des Abends sofort zum Einsatz kamen. Wie so oft Mittwochabends begab ich mich in die kleine Saint Clichy-Bar in Sachsenhausen, schön an der Ecke zwischen dem Harmoniekino und der Gaststätte Lokalbahnhof gelegen, um dort im Rahmen der Reihe „Beat me ’til I‘m blue“, man ahnt es, Jazz, ein wenig Elektronik und Artverwandtes aufzulegen. Die Bar ist klein, gemütlich und die Laufwege somit kurz, und so werden die Getränke wieselflink angereicht und auch besondere Wünsche bei den Cocktails lässt man nicht unberücksichtigt. Nicht überfüllt war es dort, sondern angenehm gefüllt, bleiben doch die Mittwochsmemmen lieber zuhause und schauen Zombieserien mit kontinuierlichen Werbeunterbrechungen. Das soll mir recht sein, denn so darf ein Mittwoch verdient zur Neige gehen!

Freitags traf man sich konspirativ in der Cafe Bar Brücke, um neue Veranstaltungskonzepte auszuloten. Mehr verrate ich aber dazu nicht, aber es wird bestimmt fein! Ich mag die Brücke, das Essen ist lecker und frisch, des gibt keinen Tiefkühlmist und die Karte wechselt wöchentlich. Mal abgesehen von den leckeren Kuchen und dem besten Frühstück Sachsenhausens. Ich meine, gutes Frühstück in Frankfurt ist sowieso ein Problem, wenn man nicht unbedingt nur 2 Billobrötchen, ein paar Wurstscheiben und Schnittkäse nebst Gefrierbutter auf dem Teller haben möchte. Aber ich schweife ab. Nach der Brücke begaben wir uns ins Harmoniekino zur Finsterworld-Preview. Eine interessante Produktion, die, grandios fotografiert, inhaltlich ein perfides Zerrbild unserer Gesellschaft zeichnet, teils in absurden Situationen oder in eigentlich banalen Handlungen, die durch doppelbödige Dialoge erst skurril wirken. Man schrieb ja über diesen Film, dass er „böse“ und „schwarzhumorig“ sei, das schrieb man über „Sight Seekers“ ja auch, und da ich habe mich bis zur Bewusstlosigkeit gelangweilt. Nicht so bei Finsterworld, den sollte man sich mal anschauen, obwohl man hier nicht auf Plotstrukturen, die man von Unterhaltungsfilmen her kennt, hoffen darf. Zum Glück!
Hinterher standen die Drehbuchautoren Frauke Finsterwalder und Christian Kracht dem geneigten Publikum Rede und Antwort, und ich glaube, bei den gestellten Fragen konnten die Beiden sicherlich genug Material für einen weitere Produktion dieser Art sammeln können.
Nach dem Kino ging es ins Wohnzimmer, denn in der Alten Liebe schwang DJ Elviz die Platten, Soul, R&B,Ska & ein wenig Popcorn gab es auf die Ohren, famos unterstützt von DJ Capone aus Bonn. Und dort wollten wir ein Weilchen versacken, war dann ja auch mal genug Kino, wobei, die besten Filme laufen ja manchmal im Kopf, wa?

Am Samstag wollte ich mal zum Flohmarkt am Museumsufer, um dort noch ein paar Schallplatten zu erstehen. Immer wieder ist der Flohmarkt dort wie ein Riesen-Outdoor-Museum, eine Ansammlung konservierter Vergangenheit und neuzeitlichen Unnütz, kleinen Schätzen und bunten Menschen, der sich dort am Main entlang erstreckt.
Dann wollte gefrühstückt werden, und den Weg zum Konstimarkt nahm ich über den Eisernen Steg, und bei Licht betrachtet würde ich sagen, dass ich diese Schlösser am Brückengeländer für so unsäglich dämlich halte, ich würde sogar soweit gehen, dass die Schnittmenge aus Mittwochsmemmen und Schlossanbringer eine Beträchtliche ist. Nützlicher als das Anbringen von Schlössern fand ich übrigens die Anti-Monsanto- Kundgebung in der Stadt, hier sollte man ein Auge drauf haben, was dieses Unternehmen so treibt und sich vielleicht auch mal überlegen, was man sich so in den Einkaufwagen packt. Zurück zum Draussen: Auf dem Konstimarkt gab es die gewohnt schmackhafte Ration Bratkartoffeln nebst frischen Gemüse und Mohnkuchen.
Am Abend begaben wir uns in den District, nämlich nach Alt-Sachsenhausen, und wirklich richtig gut war es, wen wundert es, in der Old Fashioned Bar. Tomo Polic stand hinter dem Mischpult und ließ die Puppen tanzen, kein Wunder bei dieser explosiven Balkan-Mischung, die er immer wieder gekonnt auf die Rotoren schnallt. Erinnerungen an den letzten Brass-Music-Festival-Besuch in Guca wurden wach, und auch ansonsten war es ein feiner Abend, ich muss da doch mal öfters vorbeischauen!

Der Sonntag wollte noch ein bisschen ausschlafen um sich später zur Radio X zu begeben, denn „x wie raus“ wollte moderiert werden, und dieser Aufforderung kam ich doch gerne nach.

Geht raus, die Nacht ist schön!


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