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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Uncle Maze im Livestream

Eine Art von Blues

Mit der Batschkapp-Hausband The Terrible Noises interpretiert Matze Brunner Rockgeschichte, als Uncle Maze hat er mit seinem Soloprojekt die Zukunft im Blick. Im Club 8-Stream gibt es jetzt die Premiere mit Band.
JOURNAL FRANKFURT: Kurz ein Wort zur Vergangenheit – Nanda Zip und Sushimob waren ja deine Hauptbands, mit denen Du hier in der Szene bekannt geworden bist. Von wann bis wann hattest Du die Bands, in welchem musikalischen Genre wart ihr unterwegs?
Matze Brunner: Nanda Zip (1997 bis circa 2001) und Sushimob (2002-2013) waren beides im weitesten Sinne Indie/Alternative/Grunge-Bands. Um das kurz in namhafte Schubladen zu stecken, Nanda Zip ging musikalisch eher Richtung Pearl Jam, Sushimob mehr Richtung Nirvana.

Wie wichtig waren die Bands für Dich und warum sind die Gruppen zerbrochen?
Die Bands waren immer sehr wichtig für mich. Kreativ sein, Songs schreiben, und das Ganze zusammen mit engen Freunden auf Platte und auf die Bühne bringen, das ist Lebensqualität. Dass wir damit dann auch noch recht viele Fans gewinnen konnten, war dann zwar nicht so wichtig wie das Musik machen an sich, aber eine sehr schöne Sache. Das beflügelt auch dein Selbstbewusstsein als Musiker in jungen Jahren, und du bekommst Rückenwind, was deinen Output betrifft. So würde ich es zumindest im Nachhinein bei mir selbst betrachten. Die Bands sind dann wie das eben bei unendlich vielen Bands so ist, aufgrund von diversen Familienplanungen, Jobveränderungen und ähnliche Dingen irgendwann aufgelöst worden. Tatsächlich hab ich direkt nach Sushimob dann 2014 nochmal eine neue Band namens Planet Wolf gegründet, die gibt es immer noch. Das ist eine Psychedelic-Stoner-Band mit teilweise 15 Minuten langen Stücken, stark orientiert an nahezu allen Bands dieser Art aus den 70er-Jahren. Wir lassen die Songs anhand einer kleinen Grundgerüstidee entstehen, wie es eben kommt. Das ist auch für uns selbst spannend, da die Songs jedesmal etwas anders klingen. Ich wollte nach all den Jahren in Indie-Bands mit klaren Arrangements und strukturierten Songs mal eine Band haben, die frei ist auf der Bühne. Mit Planet Wolf habe ich mir eine musikalische Freiheit auf der Bühne gebastelt, die ich so vorher nie hatte. Dieser Freiheitsgedanke war im Übrigen auch mein Ansatz, mal ein Solo Album zu machen.

Wann ging es für Dich mit den Terrible Noises los? Erst danach oder schon parallel? Wie fühlte sich das für Dich an, mit der Batschkapp-Hausband ausschließlich zu covern, wie nah ist Dir die Rock´n´Roll-Geschichte dadurch gekommen und wieviel konntest Du selber daraus für Deine eigene Musik ziehen?
Tatsächlich lief das parallel. Der Beginn der Band The Terrible Noises muss auch so circa 2004 gewesen sein. Wir hatten 2006 zum 30-Jährigen der Batschkapp einen Auftritt in der (alten) Batschkapp. Seither existiert die Band parallel zu allem was ich sonst noch musikalisch mache. Anfangs fand ich es etwas komisch in einer Band zu spielen, die keine eigenen Kompositionen hat, muss ich zugeben. Dann hab ich mit der Zeit festgestellt, dass es unglaublich Spass macht, knackige gute Songs zu spielen die man selber mag. Man lernt auch einiges dazu, Songwriting Attitude, andere Spielweisen an der Gitarre, und so weiter. So sehr ich früher auf bestimmte Genres geschworen habe, so sehr bin ich inzwischen der Meinung, dass man unbedingt offen sein sollte für alles, was es an verschiedenen Musikstilen auf der Welt gibt. Insgesamt hat mir das meinen musikalischen Horizont nochmal erweitert, auch gerade weil die Stile und Songs dieser beiden Jahrzehnte alle folgenden Rockvarianten beeinflusst haben. Was natürlich logisch ist, aber eben faszinierend wenn man da mal tiefer reinguckt.

Es muss schon ewig her sein, da hast Du mir unterm Dach der alten Batschkapp ein Demo vorgespielt. Ich habe einen Begriff wie Country im Hinterkopf behalten, jedenfalls ein Genre, das bei Deinem Hintergrund überraschte ... Hast Du all die Jahre an dieser Idee von damals weiter gearbeitet oder hast Du das erst einmal verworfen?
Das stimmt, das ist lange her. Damals entstand so die Idee, dass ich mal was alleine mache. Anfangs habe ich soundmäßig Demos als Vorlage für meine Bands zu Hause aufgenommen. Da ich das meistens abends und nachts gemacht hab, musste ich meinen Gesang immer sehr leise aufnehmen, um die Nachbarn nicht aufzuwecken. Das war mir erstmal egal, es ging ja darum, dass die Melodie bleibt und ich den Song für die Band vorbereitet hab. Dadurch hab ich dann allerdings gemerkt, dass es eigentlich auch ganz gut klingt wenn ich leise und ruhig singe. Das war der Zeitpunkt als ich dir mal was davon vorgespielt hatte. So entstand die Idee mehr davon aufzunehmen. Wenn du erstmal entscheidest so, ich mache jetzt ruhige Songs für nächtliche Heimfahrten oder Kerzenlicht-Momente, fängst du auch an, dein Songwriting dafür umzubauen. Als mir dann nach drei bis vier Songs, die ich ein paar Freunden vorgespielt habe, klar wurde, dass sich das wohl ganz gut anhört, dachte ich, ok du hast zwar schon einige Alben mit deinen Bands, aber noch kein ganz eigenes Werk, das machst du mal. Es hat dann noch eine Weile gedauert bis ich das entsprechende Equipment zu Hause hatte, und auch das Aufnehmen an sich musste ich mir erstmal selbst beibringen, das ist schon was anderes als mal eben Gitarre einstöpseln. So richtig das Ziel ein eigenes Solo Album zu machen, alles selbst zu schreiben, aufzunehmen und einzuspielen, habe ich dann 2019 getroffen als ich das Gefühl hatte, das hört sich jetzt gut an und ich kann das Aufnahmeequipment zumindest soweit bedienen, dass ich zurecht komme. Zuerst wollte ich nämlich ins Studio gehen, dachte mir aber im Laufe dieser Zeit ich möchte das einfach alles selbst aufnehmen, ohne dass mir jemand reinredet, also muss ich es lernen.

Vor fünf Jahren zum Jubiläum der „Kapp" gab es ja die Bühne beim Museumsuferfest und Dein kurzes Opening vor der Rede von Oberbürgermeister Peter Feldmann. Da hast Du sicher einige überrascht als Du mit akustischer Gitarre den Singer/Songwriter gabst. Mit „Freedom" von Richie Havens hast Du da aber einen ganz besonderen Klassiker interpretiert. Hast Du zu der Zeit öfters mal solo gespielt oder war das eine neue, aber wichtige Erfahrung?
Das hat sicherlich mit dem oben beschriebenen Verlauf zu tun. Mit der Zeit bin ich auch ab und zu mal solo aufgetreten als kleiner Support für ruhigere Acts im Nachtleben oder bei einem Singer Songwriter-Abend in Das Bett. Für mich waren das alles immer kleine willkommene musikalische Selbstexperimente. Die Songauswahl beim Museumsuferfest (MUF) fiel zu der Zeit bewusst auf „Freedom“, weil das Thema Anschläge zu dem Zeitpunkt ziemlich präsent war. Beim MUF selbst gab es ja auch ein Anti-Terror-Konzept. Da dachte ich, es ist mal Zeit ein bisschen „Freedom“ zu singen, Richie Havens fand ich da cooler als zum Beispiel Nicole. (lacht)

Seit wann gibt es das Konzept, das Du jetzt als Uncle Maze auf die Bühne bringst? Wie kam es zu dem Namen und wie hast Du die Band besetzt? Funktioniert sie akustisch und/oder elektrisch? Und wie würdest Du sie stilistisch im weitesten Sinne einordnen? „My kind of Blues“, heißt es dazu schon auf Instagram. Ist das eine Denkrichtung/ein Denkanstoß?
Das Konzept Uncle Maze (so heißt ja mein Solo Projekt) auf die Bühne zu bringen, entstand kurz nach der Idee das Album aufzunehmen. Ich wusste, dass die Songs auf dem Album teilweise sehr ruhig sein würden und mehr über die Atmosphäre funktionieren. Deswegen wollte ich von Anfang an auch an einer Live-Variante mit kleiner Band arbeiten. Die Besetzung habe ich aus meinem vertrauten Umfeld und den früheren Bands zusammengestellt, wofür ich sehr dankbar bin. Das sind langjährige Freunde, die auch meine Art Musik zu machen kennen und schätzen, was auch auf Gegenseitigkeit beruht, und da fließt dann vieles automatisch. Wenn ich die Songs alleine spiele, funktionieren sie natürlich auch. Nur wenn man sich den Luxus gönnen kann, zwanglos Freunde mit auf die Bühne zu nehmen und den Gesamtsound variabler machen, und das ganze auch Spaß macht, sollte man das tun. „My Kind of Blues“ nenne ich das Ganze, weil ich denke, dass es so viele Schubladen und Unterschubladen bis hin zu wirklich albernen Bezeichnungen gibt. Ich hab da lange drüber nachgedacht, in meinem Stil sind sicher auch immer etwas 90’s Grunge-Balladen drin, aber auch 60’s und Roadmovie-Einflüsse. Ich meine wie soll ich das nennen – 60’s-Roadmovie-Grunge-Balladen? Wohl kaum. Da also viel von mir drin ist, meine Melodiebögen oft melancholisch sind, und die meiste Musik auf der Bluesmusik basiert, ist das hier eben „My Kind of Blues“. Also schon irgendwie eine Denkrichtung, denn Bluesmusik in dem Sinne ist es ja nicht. Den Namen habe ich mir mit meiner kleinen Nichte zusammen ausgedacht. Da ich ja ihr Onkel bin und ich Uncle als Teil eines Künstlernamens schon mal gut fand, stand der Teil schonmal fest. Maze heißt ja soviel wie Irrgarten oder Labyrinth, passt also auch zu mir, ich bin ja schließlich Künstler. Sieht auch fast aus wie Matze. Und so war klar mein Künstlername wird Uncle Maze. Den ersten Gig unter dem Namen hatte ich am 1. August 2020 im Sommergarten der Batschkapp.

Das habe ich schon mal dazu im Netz gefunden: „Songs für ruhige Momente, ein reduzierter Sound, der inspiriert und Melancholie ausstrahlt“. Kommt das von Dir, entspricht das dem, was Du machen willst?
Ich glaube das kommt von Ludis von Les Apaches de Francfort, der den Pressetext für die Veranstaltung im August geschrieben hatte. Trifft ja im weitesten Sinne auch zu und könnte man ja auch mit „My Kind of Blues“ zusammenfassen. Im April kommt der erste Teil des Albums mit fünf Songs oder nennen wir es EP. Die erste EP heißt „Flowers“. Den zweiten Teil gibt es dann natürlich auch bald. Ich möchte diese kleine Halbzeit auch nutzen, um mir selbst einen kleinen Eindruck zu verschaffen wie das so ist mit einer Solo-Veröffentlichung. Vielleicht gibt es ja für den zweiten Teil, zum Beispiel in Sachen Promo oder Live-Performance, noch was dazu zu lernen.
 
13. April 2021, 13.56 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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