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So stand es im Pflasterstrand (30. Jan. 1982)

Pflasterstrand 124Puh, na das ist ja mal ein Titelblatt. Wie soll man sagen: es enthält Sprengstoff. Wir dürfen schon mal mit Verweis auf die folgende Nummer des Pflasterstrands sagen: Ja, es gab Ärger. Unten der hessische Ministerpräsident Holger Börner, oben Hanns-Martin Schleyer, von der RAF ermordeter Arbeitgeberpräsident. Unnötig zu erwähnen, dass in zwei Wochen vor 25 Jahren auch ein kleiner Text über den RAF-Aussteiger Peter Jürgen Boock erscheint - nebst einer Stellungnahme zur Reaktion des Oberstaatsanwaltes Klein, der dem Pflasterstrand vorwarf, im Titelbild erblicke man "eine Bedrohung von Holger Börner und Dr. Walter Wallmann, die Androhung eines Mordes und die Billigung eines Mordes." Dabei handelt es sich hierbei natürlich um etwas völlig anderes, um nicht zu sagen, prophetisches. Es geht, wie so oft in diesen Tagen im Januar 1982 um die Startbahn West. Und um die zu erwartende, wenn auch keineswegs zu begrüßende Gewalt, die mit dem Ausbau einhergeht und die schließlich in jenem tragischen Moment am 2. November 1987 gipfelt, die Startbahn ist schon längst in Betrieb, als ein Ausbaugegner die Polizisten Klaus Eichhöfer und Thorsten Schwalm, zum Jahrestag der Räumung des Hüttendorfes erschießt. So heißt es im Artikel "Startbahn West - das letzte Aufbegehren":
Spaltungsangst liegt in der Luft, aber auch eine Ruhe vor dem Sturm, die Diskussionen lieber ausklammert. Man ist entschlossen, sich die direkten Aktionen auch vom Trommelfeuer der Politiker nicht austreiben zu lassen, die ununterbrochen an die "Vernunft" appellieren. Nach dem Urteil des Staatsgerichtshofs ist der Bewegung das "zweite Bein" abgeschlagen worden. Kann sich der Widerstand auf einem Bein halten? Oder fällt er um?
Es ist, wie es ist und hinterher ist man immer schlauer. Doch nun zum Prophetismus, dem ein Gutteil Realitätssinn anhaftete. Paul Planet berichtet weiter von einer Diskussion vom 20. Januar 1982, von den Konzepten gegen die Startbahn, den Rezepten des Kampfes, falls es denn welche gibt.
Von Bullen läßt man sich einmal schlagen, beim zweiten Mal ("wenn der Knüppel herunterkommt, dann muß er auch wieder rauf") packt man den Knüppel während andere den Schild festhalten und dem Herrn einen Fuß wegziehen.
Mitten drin fragt einer: "Was ist, wenn es den ersten Toten gibt?" Eine Weile Stille, dann: "Linke Politik, so wie wir sie machen, verhindert Tote." Kein Wort mehr darüber. In dieser Frage - und der knappen Antwort - steckte eilig entschärfter Sprengstoff. Der Gedanke an den Toten kommt nicht von ungefähr - er antizipiert die kommende Eskalation, drückt aber auch einen (sicher nicht bewußten oder gewollten) Wunsch aus. Ein Toter - das ist in der jetzigen Phase der Bewegung das Symbol, an dem sich die Empörung noch einmal zu einer neuen Stufe steigern könnte.
Dass der Tote dann auf "der anderen Seite" fallen sollte, noch dazu nach der Startbahn-Eröffnung, das hat der Bewegung letztlich den Garaus gemacht, sie gespalten, tief. Doch es war abzusehen. Schon damals. Die Lösung abseits von Toten und Gewalt? Ein Denkmal, meint Planet. Denn:
Klar, der Wald, der ist dann hin. Aber Denkmäler haben manchmal enorme Langzeitwirkungen. Die Polen haben ihren Umsturz unter anderem mit der Forderung nach einem Denkmal begonnen.
Das Denkmal kam nicht. Der Märtyer ebenso. Und der Kampf, der hörte auf. Selbst jetzt, wo eine neue Landebahn droht, sieht es nicht so aus, als würde er weitergehen.
Das letzte Aufbegehren
 
30. Januar 2007, 16.02 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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