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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Sag zum Abschied leise Uf Wiederluege

Palmengarten-Chef Jenny geht in den Ruhestand

Der Februar besteht für Matthias Jenny aus lauter Abschieden, denn der Direktor des Palmengartens geht nach zwanzig Jahren Amtszeit in den Ruhestand. Wir sprachen über seine Pläne, grüne Daumen und was die Nachfolge erwartet.
Am Sonntag wird Matthias Jenny offiziell verabschiedet, dabei wird erst der 28. Februar sein wirklich letzter Arbeitstag als Direktor des Palmengartens sein, bevor der Ruhestand wartet. Somit wird ihm auch der Frühlingsball zugunsten des ihm am Herzen liegenden Blüten- und Schmetterlingshauses Gelegenheit bieten, den vielen Wegbegleitern Adieu zu sagen. Im Gespräch merkt man dem stets bescheiden auftretenden Schweizer an, dass es ihm nicht leichtfällt, sich von seinen 150 Mitarbeitern und dem wie er sagt, „schönsten Ort Frankfurts, ja vielleicht Deutschlands“, dem Palmengarten, zu trennen. Frankfurt wird er die Treue halten, viel zu schön ist seine Wohnung an der Weseler Werft mit Mainblick. Dabei war Jenny bei seiner Ankunft am Hauptbahnhof zunächst gar nicht begeistert von Frankfurt. Der aus Arosa stammende Schweizer, der in Zürich Botanik studiert und zu Forschung und Lehre in Berlin, Hamburg und Bochum gelebt hatte, wollte sich 1995 um die Stelle als Leiter der Abteilung Garten, Wissenschaft und Pädagogik im Palmengarten vorstellen. Den Job bekam er, doch zum Posten des Palmengartendirektors kam er wie die Jungfrau zum Kind: Drei Monate nach seinem ersten Arbeitstag legte seine Vorgesetzte Isolde Hagemann wegen früherer Stasi-Kontakte ihr Amt nieder. Und Jenny sollte die Nachfolge übernehmen. „Da musste ich als introvertierter Mensch in große Fußstapfen treten“, erinnert sich der 65-Jährige, der ungern vor Menschenansammlungen redet und es dann doch immer wieder ohne Skript, ganz aus dem Bauch heraus tut. „Ich war ja mal Gymnasiallehrer und in Berlin mussten Medizinstudenten meine Vorträge zur Botanik über sich ergehen lassen. Das war ein weniger dankbares Publikum. Die Menschen mit den Pflanzen zusammenzubringen, das ist die wahre Bestimmung. Das war im Palmengarten viel schöner als zuvor als Uniprofessor!“, sagt Jenny.

In zwanzig Jahren viel erreicht
Mit der Gründung der Stiftung Palmengarten und Botanischer Garten 2010 und der Übernahme des Botanischen Gartens durch die Stadt, wo die Stiftung derzeit ein neues Wegeleit- und Informationssystem für Blinde einrichtet, sind einige Meilensteine in Jenny Palmengartenära beschrieben. Auch der Betrieb des Gesellschaftshauses und vor allem nun der Villa Leonhardi durch das Kombinat, das ein niedrigschwelliges gastronomisches Angebot bereithält, waren ihm ein Anliegen. „Ich bin für Sterneküche im La Fleur und leckere Törtchen im Siesmayer, aber es muss auch einen Ort geben, wo die Mutter mit dem schreienden Kind einfach ein Glas Wasser bestellen kann.“ Wer die Nachfolge Jennys übernimmt, steht offiziell noch nicht fest. Jenny wird in der Funktion als Direktor die Fertigstellung des Blüten- und Schmetterlingshauses nicht miterleben. „Manchmal ist es wichtiger etwas anzustoßen, als es zu vollenden“, sagt er dazu. Ein anstehendes Thema für die Nachfolge könne auch das verglaste Eingangsschauhaus werden, das so viele Nutzungen – nicht nur das Kassenhaus – beherberge und durch dessen Glasdach es „durchsiffe“. Jennys Ehrgeiz ist aber, dass der Palmengarten führend in seiner Sparte bleibt, sein Vorbild ist Kew Gardens in London.

Vom Palmengarten in die Pampa
Doch das muss nicht mehr Jennys Problem sein. Der Botaniker, der dritte von neun Kindern, hat für die nahe Zukunft eigene Pläne. Mitte März wird er wieder nach Argentinien fliegen, wo er mit seinem Bruder, einem Zoologen, acht Wochen lang ein Naturschutzgebiet in der Pampa betreuen wird. „Da kann ich auf kleinen Arbeitspferden reiten und es gibt über 100 Pflanzenarten und viele Vogelarten, die in einer Süßwasserlagune nisten.“ Lang wird Jenny nicht allein bleiben. Sein Mann, Bild-Kulturkritiker Josef Becker, mit dem er schon seit 35 Jahren zusammenlebt, wird ihm nachreisen. Um die Ära nach dem Palmengarten ist Jenny nicht bange. So habe er mehr Zeit für die rund 5000 Bücher, die sein Mann besitze. Er bekomme immer mal Lektüreempfehlungen. Jenny ist Frühaufsteher, liebt es in der morgendlichen Ruhe mehrere Zeitungen zu lesen, danach sportelt er auf dem Crosstrainer oder geht schwimmen. „Ich könnte mir auch vorstellen, mit dem Klavierspielen anzufangen“, sagt Jenny „oder an der Volkshochschule Pflanzenbestimmungskurse zu geben.“ Aber einen grünen Daumen, den habe er nicht. „Ich bin Botaniker und kein Gärtner“, sagt Jenny, der in solchen Dingen lieber Spezialisten um Rat fragt, „das ist ein großer Unterschied.“
 
2. Februar 2018, 11.48 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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