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Luminale: Mehr Licht in der Stadt

Wenn sich am 11. April die Dämmerung über Frankfurts Straßen legt, dann ist die Zeit für die große Erleuchtung gekommen. Die ganze Stadt wird dann zur Bühne für Lichtkünstler aus aller Welt. Sonnenlicht aus, Spot an, Rot auf Häuser, Orange auf Parks, Violett auf Plätzen - die Nacht wird jedenfalls bunt, und Frankfurt leuchtet - zur Luminale 2010.

Alle zwei Jahre knipst Frankfurt das Licht an. Dann werden Hochhäuser zu Leuchttürmen, Kirchen zu schillernden Bühnenbildern, Museen zu visuellen Lichtdschungeln. Zwischen dem 11. und 16. April inszenieren nun Künstler, Architekten, Designer und Stadtplaner schon zum fünften Mal parallel zur Messe Light+Building Lichtkunst im öffentlichen Raum. Rund 150 Licht-Ereignisse sind geplant, sie sollen "die Welt des Lichts aus der Messe in die Stadt rein tragen", sagt Kurator Helmut Bien. Vorwiegend nach Frankfurt, aber auch nach Offenbach, Mainz und Darmstadt. Und so international wie in diesem Jahr ging es noch auf keiner Luminale zu. Etwa 50 Künstler aus aller Welt nehmen sich der Illumination der Stadt an. "Das ist keine hessische Veranstaltung", sagt Bien. "Das ist ein internationales Ereignis."
Ein Feuergarten erleuchtet zum Jubiläum die Wallanlagen

"Der öffentliche Raum soll zum Begegnungsort werden", wünscht sich Frankfurts Umweltdezernentin Manuela Rottmann von der Luminale, "und manches in ein rechtes oder neues Licht rücken." So wie die Wallanlagen, die in diesem Jahr erstmals mit einem Rundweg in die Luminale einbezogen sind. Auf vier Kilometern schmiegen sie sich als grüner Ring um die Innenstadt, dort, wo sich einst die Stadtmauern um Frankfurt wanden. Vor genau 200 Jahren wurde das Mauerwerk abgetragen und das Gelände teilweise zum Landschaftsgarten umgestaltet. Zur Luminale erleuchtet sie nun gleich ein ganzer Feuergarten. Sechs Meter hohe Flammensäulen lodern im Grün, brennende Bälle zischen durch die Luft – und das Feuer flackert über Blumenbeeten.

Feuer ist wohl die älteste Form der Lichterzeugung. Glühbirnen, Halogenlampen, LED-Leuchten folgten und sind, ganz klar, beim Lichtspektakel allgegenwärtig. So wie am alten Weiher hinter der Alten Oper. Er wird quasi zum Schauplatz eines Unterwasser-Thrillers: "Der Schwarm" erhebt sich über dem Gewässer, gleitet schwerelos wie in der Tiefsee dahin. Über 1000 LED-Leuchten bilden einen intelligenten, selbst organisierten Organismus. Jede einzelne Leuchte ist direkt ansteuerbar - und der Besucher kann den Schwarm durch seine Bewegung anlocken oder vertreiben. Dies ist nicht die einzige Installation in den Wallanlagen: Sie sind Schauplatz für Performances und inszenierte Spaziergänge, für illuminierte Denkmäler und allerlei andere Lichtwelten. Da wandert farbiges Licht den Gallileo Art Tower hinauf, spaziert ein Künstler im LED-Anzug durchs nächtliche Grün, spiegelt sich ein Leuchtbogen im Rechneigrabenweiher.

Aus Italien und den Niederlanden, aus den USA und Australien reisen die Künstler an, um ihre Installation bei der Luminale zu präsentieren. "Das weltweit Einmalige an der Luminale ist, dass sie sich sowohl an Profis als auch an die Öffentlichkeit wendet", erklärt Bien. Denn wenn am Abend die Messetore schließen, dann zieht es die über 150000 Fachbesucher genauso in die Stadt wie die Frankfurter. "Damit ist eine Fachklientel dabei, die für das Vorankommen eines Künstlers wichtig ist", sagt Bien. "Die Künstler wollen in Frankfurt entdeckt werden." Deshalb kommen sie von überall her an den Main. Namhafte Künstler wie Philipp Geist, der im Senckenbergmuseum die Dinosaurier in ein Meer aus Licht und Farbe taucht. Oder Architekturprofessor Wolfgang Rang, der rote Wellen über den Boden der Hauptwache jagt und den Platz in ein Lichträtsel verwandelt. Aber auch Newcomer wollen bei der Luminale durchstarten. So wie Sophia Polywka, Studentin an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach: Sie schickt Besucher des Palmengartens als Glühwürmchen auf Nachtwanderung. Genau wie die Leuchtkäfer müssen sie das Licht selbst produzieren. Da heißt es Muskelkraft spielen lassen und pumpen, pumpen, pumpen. Mit dem "Light to go", dem Licht zum Mitnehmen, geht's vorbei an rosa blühenden Forsythien, violetten Leberblümchen, pink leuchtenden Rosenprimeln.

Bei aller Lust an der luminalen Opulenz geht es beim Lichtfestival aber auch um einen effizienteren Umgang mit elektrischer Energie. Wie effizient der sein kann, wird auf den "Klimatours" des Energiereferats der Stadt Frankfurt gezeigt. Die Stadt, in der die meisten Passivhäuser und energieeffizientesten Bürogebäude Deutschlands stehen, öffnet für ihre Besucher Türen, Keller und Dächer und gibt den Blick frei auf Photovoltaikanlagen in luftiger Höhe, Holzheizungen in Bankenkellern, Lüftungen in Hochhäusern.

Alle 157 Projekte und 165 begleitenden Veranstaltungen abzuklappern, das schafft wohl niemand: Schattenspiel am Jüdischen Museum im Rothschildpalais, blaugrüne Laternen an der Alten Oper, überdimensionierte Bienen auf der Fassade des Hauptbahnhofs, das größte Glühbirnendenkmal in Offenbach - ziemlich unmöglich, einen vollständigen Blick auf die leuchtende Kunst zu werfen. Eine kostenlose Buslinie verbindet aber zumindest die Highlights im Stadtgebiet, bringt Nachtschwärmer im Zehn-Minuten-Takt zu verschiedenen Lichtschauplätzen. So kann in aller Ruhe mehrmals ausgestiegen und gestaunt werden. Über die selbst für Frankfurter ganz anderen Ansichten der Stadt. Über die Farben in der Nacht. Über eine Stadt, die in die Helligkeit abgetaucht ist.

Sandra Busch

Weitere Informationen : www.luminale.de
 
9. April 2010, 14.35 Uhr
red
 
 
Fotogalerie:
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