Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: © Ralf König
Foto: © Ralf König

Launige Lesung im Caricatura

Warum Ralf König 11 000 Jungfrauen schänden ließ

Comiczeichner Ralf König ist im Caricatura ein gern gesehener Gast. Nach seiner Ausstellung kam er am Donnerstagabend mit einer Lesung zurück nach Frankfurt. Er erzählte die frech-frivole Legende der heiligen Ursula.
Comiczeichner Ralf König ist im Caricatura Museum ein gern gesehener Gast. Nach seiner Ausstellung kam er am Donnerstagabend mit einer Lesung zurück nach Frankfurt. Er erzählte die frech-frivole Legende der heiligen Ursula und den 11 000 Jungfrauen.

Wenn Ralf König nach Frankfurt kommt, ist schnell der kleine Saal des Caricatura voll. „Ich habe hier während meiner Ausstellung sehr schöne Abende verbracht“, sagt denn auch der vor allem für seine Schwulencomics bekannte Zeichner. Ein weiteres Sujet, das den 54-Jährigen umtreibt, ist Religion. Frech und natürlich auch gern mal schlüpfrig zieht er bigotte Weltansichten und die gelegentliche Doppelmoral der Kirche durch den Kakao. Da traf es sich doch prächtig, dass der in Soest geborene, gelernte Tischler vor 25 Jahren nach Köln zog. „Ich wunderte mic über das Wappen mit den drei Kronen und den schwarzen Tropfen und erfuhr, dass es mit einer katholischen Märtyrerlegende zusammenhängt. Die heilige Ursula soll mit 11 000 Freundinnen nach Rom gefahren sein, um ihre Jungfernschaft weihen zu lassen. Auf dem Hinweg kam sie nach Köln, wo ihr ein Engel erschien, der ihr ein Martyrium androht, wenn sie noch mal nach Köln kommt.“ nach einer mittelalterlichen Legende soll die Heilige Ursula im 4. Jahrhundert n.Chr. Gelebt haben. „Sie soll acht Jahre gewesen sein. Die Katholiken lassen sich da schon was einfallen“, kommentierte König süffisant. „ich hab sofort gedacht, darüber muss ich mal einen Comic machen, ich hatte schon einen Film vor Augen. 25 Jahre später habe ich es dann auch getan.“

Nachdem Ralf König zuvor ein Intro über seine neu verfassten Max und Moritz-Geschichten zu Ehren Wilhelm Buschs vorgetragen hatte – weil der RBB ihn bei seinem Auftritt filmte – zeigte König, der hinter seinem Laptop saß, an der Leinwand hinter sich einen Comic über den Reliquieenhandel. „Ursula ist aus, kommt auch nicht mehr rein“, lässt er eine Nonne sagen, in Anspielung an den Reliquiensaal, den es in der Kölner Kirche St. Ursula zu bestaunen gibt. Mit einem Mosaik aus menschlichem Gebein. „Die Katholiken verstehen schon was von Voodoo“, sagt König und zeigt ein Foto des klerikalen Knochendekors. „Ich komme mir schon vor wie derBotschafter von Köln!

Und ja, im Saal haben tatsächlich rund 60 Zuhörer erfahren, was für eine lustige Schutzpatronin die Stadt Köln hat. Und so las Ralf König aus dem Werk: „Die Elftausend Jungfrauen“, mit verteilten Rollen. Besonders schön: die weiblichen Stimmen, die er mit kieksigem Ton herrlich in Szene setzte. Da soll die gläubige Prinzessin Ursula mit einem heidnischen Prinzen aus Engeland verheiratet werden, also ihre Jungfernschaft an einen Ungläubigen verlieren. Sie ist entsetzt und weiß ja noch gar nicht, dass der nichtsnutzige Prinz sich viel lieber mit dem Stallknecht im Stall herumtreibt. Mit einer Wallfahrt nach Rom will die Ursula, die aussieht wie „ein Pfannkuchen in Schockstarre“ ihre Jungfernschaft retten, nimmt im Schiff 11 000 Jungfrauen mit und lässt sich auch nicht davon abschrecken, dass ein tuckiger Engel ihr prophezeit, dass ihr all das wenig bringen wird, weil sie bei der Heimreise von den Hunnen geschändet und gemeuchelt würde. Nun ja, am Ende erweisen sich der Papst als Lustmolch und die Glaubensschwestern als lasterhaft, die Ursula rettet ihre Jungfernschaft nicht mal bis nach Köln und dort warten übrigens auch nicht die Hunnen, sondern feiernde Homos. Das mit dem Schänden hatte man sich da irgendwie anders vorgestellt.

Brillant intoniert und viele Lacher heraus kitzelnd sorgte Ralf König mit seinen frechen Comicfiguren für einen vergnüglichen Abend und dafür, dass niemand der Lesungsbesucher mehr nach Köln fahren kann ohne ein belustigtes Lächeln auf den Lippen.
 
24. Oktober 2014, 10.49 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Am Sonntag eröffnet der Hochbunker an der Friedberger Anlage in Frankfurt für den Sommer. Ab Mai gibt es auch drei neue Ausstellungen zu besichtigen.
Text: Sina Claßen / Foto: Der Hochbunker an der Friedberger Anlage © Bernd Kammerer
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
27. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Ja Panik
    Hafen 2 | 20.30 Uhr
  • Bosse
    Stadthalle | 20.00 Uhr
  • Melike Sahin
    Batschkapp | 19.00 Uhr
Nightlife
  • Gibson loves Saturdays
    Gibson | 23.00 Uhr
  • Garden Eden
    Fortuna Irgendwo | 22.00 Uhr
  • Music Hall Party
    Dorian Lounge – Airport Club | 21.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Main Orchester Frankfurt
    Bergkirche | 18.00 Uhr
  • Philharmonisches Staatsorchester Mainz
    Staatstheater Mainz | 20.00 Uhr
  • Trio E.T.A.
    Schloss Heiligenberg | 19.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Die Wunderübung
    Kellertheater | 20.30 Uhr
  • 50 Jahre Nelken-Revolution – 50 Jahre Demokratie
    Theater Willy Praml, Naxoshalle | 11.00 Uhr
  • Der kleine Prinz
    Velvets Theater | 20.00 Uhr
Kunst
  • Honoré Daumier
    Städel Museum | 10.00 Uhr
  • Kinderwelten – ein Blick in Mainzer Kinderzimmer in früherer Zeit
    Stadthistorisches Museum | 11.00 Uhr
  • Heinrich Hoffmann und sein Struwwelpeter
    Struwwelpeter-Museum | 11.00 Uhr
Kinder
  • Die kleine Zauberflöte
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
  • Julie Völk
    Literaturhaus Frankfurt | 15.00 Uhr
  • Offene Werkstatt
    Junges Museum Frankfurt | 14.00 Uhr
und sonst
  • CiderWorld Frankfurt
    Gesellschaftshaus Palmengarten | 14.00 Uhr
  • Fraport Skyliners – TSV Quakenbrück
    Ballsporthalle – Süwag Energie Arena | 19.30 Uhr
  • Genuss- und Gartenfest Rhein-Main
    Schloss Heusenstamm | 10.00 Uhr
Freie Stellen