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Kylie hochgeschlitzt
Meine erste Begegnung mit Kylie Minogue hatte ich in der Skifreizeit 1988. Mein damals bester Freund Matthias Z., mit dem ich ein Zimmer teilte, dudelte auf dem mitgebrachten Kassettenrekorder „The Locomotion“ rauf und runter und hielt Kylie Minogue für die größte Sängerin überhaupt.
Währenddessen saß ich mit verbissener Miene auf dem Bett und hörte auf dem Walkman Joy Division. Dann, Mitte der Neunzigerjahre, erneut Kylie: Ich war mit meiner damaligen Freundin nach Dänemark gefahren, um eine romantische Woche zu verbringen. Wir wurden eingeschneit; die einzige CD, die ich dabei hatte, war „Where the wild roses grow“, das Duett mit Nick Cave also. Als wir wieder zu Hause waren, trennten wir uns sofort, und ich hatte den dringenden Wunsch, in der Realität nachzuvollziehen, was Nick Cave mit Kylie im Video gemacht hatte.
Und nun, 2008, ist diese kleine Frau, die ich stets für unwürdig gehalten habe, mit Nick Cave in einem Atemzug genannt zu werden, einer der Pop-Megastars überhaupt, und ich stehe in der Frankfurter Festhalle mit großen Erwartungen. Nicht, dass Kylies Musik mich interessieren würde, aber das schon im Voraus breit angekündigte Gesamtkunstwerk: DIE Show soll es werden, die erste Tournee nach der Krebskrankheit; 13 Millionen Euro teuer, Kostüme von Jean-Paul Gaultier etcetera.
Mein erster Eindruck nach zwei Minuten: Wäre ich Epileptiker, wäre ich jetzt tot, und niemand hätte etwas bemerkt. Es blitzt und flasht von allen Seiten. Kylie, im langen violetten Kleid, schwebt in einem Strahlenkranz von der Decke, dahinter eine riesige Videowand mit Kylie-Einspielungen, digitalisiert, stilisiert, daneben ein weiterer Bildschirm, der das Geschehen auf der Bühne in den Saal überträgt. Tänzer, als Roboter verkleidet; Tänzer, als Fechter verkleidet, die sich gegenseitig von der Bühne hauen; Kylie und die Tänzer in einer grellen Bühnenbeleuchtung mit Stars und Stripes als Footballteam und Cheerleader; Kylie im hochgeschlitzten roten Kleid, die auf einem gigantischen Totenkopf über der Bühne thront.
Acht unterschiedliche Kostüme, etliche Bühnenumbauten und, ach ja, auch Musik, die Hits eben: „Can’t get you out of my head“, „Two Hearts“ undsoweiter. Wenn die rund 1,50 Meter große Sängerin alleine, nur von einem Spot angestrahlt, auf der Bühne steht, wirkt sie ganz schön verloren. Dann kommen schnell wieder Tänzer und sorgen für Ablenkung. Und das Gefühl von 1988 steigt wieder in mir hoch; die Ahnung, dass diese Frau sehr, sehr viel kann, aber nicht in erster Linie singen.
„The Locomation“ gehört übrigens nicht zum Repertoire. Dafür aber eine mit einer der Backgroundsängerinnen ins girliekumpelhaftete gewendete Version des Duett-Songs „Kids“, den Kylie ursprünglich mit Robbie Williams zusammen gesungen hat. Den kann hier und heute niemand ersetzen. Zum Schluss ein Feuerwerk aus Goldkonfetti, wahrscheinlich Blattgold, bei den Kosten. Nächste Woche fahre ich zum Nick Cave-Konzert nach Berlin. Das wirkt hoffentlich therapeutisch.
Währenddessen saß ich mit verbissener Miene auf dem Bett und hörte auf dem Walkman Joy Division. Dann, Mitte der Neunzigerjahre, erneut Kylie: Ich war mit meiner damaligen Freundin nach Dänemark gefahren, um eine romantische Woche zu verbringen. Wir wurden eingeschneit; die einzige CD, die ich dabei hatte, war „Where the wild roses grow“, das Duett mit Nick Cave also. Als wir wieder zu Hause waren, trennten wir uns sofort, und ich hatte den dringenden Wunsch, in der Realität nachzuvollziehen, was Nick Cave mit Kylie im Video gemacht hatte.
Und nun, 2008, ist diese kleine Frau, die ich stets für unwürdig gehalten habe, mit Nick Cave in einem Atemzug genannt zu werden, einer der Pop-Megastars überhaupt, und ich stehe in der Frankfurter Festhalle mit großen Erwartungen. Nicht, dass Kylies Musik mich interessieren würde, aber das schon im Voraus breit angekündigte Gesamtkunstwerk: DIE Show soll es werden, die erste Tournee nach der Krebskrankheit; 13 Millionen Euro teuer, Kostüme von Jean-Paul Gaultier etcetera.
Mein erster Eindruck nach zwei Minuten: Wäre ich Epileptiker, wäre ich jetzt tot, und niemand hätte etwas bemerkt. Es blitzt und flasht von allen Seiten. Kylie, im langen violetten Kleid, schwebt in einem Strahlenkranz von der Decke, dahinter eine riesige Videowand mit Kylie-Einspielungen, digitalisiert, stilisiert, daneben ein weiterer Bildschirm, der das Geschehen auf der Bühne in den Saal überträgt. Tänzer, als Roboter verkleidet; Tänzer, als Fechter verkleidet, die sich gegenseitig von der Bühne hauen; Kylie und die Tänzer in einer grellen Bühnenbeleuchtung mit Stars und Stripes als Footballteam und Cheerleader; Kylie im hochgeschlitzten roten Kleid, die auf einem gigantischen Totenkopf über der Bühne thront.
Acht unterschiedliche Kostüme, etliche Bühnenumbauten und, ach ja, auch Musik, die Hits eben: „Can’t get you out of my head“, „Two Hearts“ undsoweiter. Wenn die rund 1,50 Meter große Sängerin alleine, nur von einem Spot angestrahlt, auf der Bühne steht, wirkt sie ganz schön verloren. Dann kommen schnell wieder Tänzer und sorgen für Ablenkung. Und das Gefühl von 1988 steigt wieder in mir hoch; die Ahnung, dass diese Frau sehr, sehr viel kann, aber nicht in erster Linie singen.
„The Locomation“ gehört übrigens nicht zum Repertoire. Dafür aber eine mit einer der Backgroundsängerinnen ins girliekumpelhaftete gewendete Version des Duett-Songs „Kids“, den Kylie ursprünglich mit Robbie Williams zusammen gesungen hat. Den kann hier und heute niemand ersetzen. Zum Schluss ein Feuerwerk aus Goldkonfetti, wahrscheinlich Blattgold, bei den Kosten. Nächste Woche fahre ich zum Nick Cave-Konzert nach Berlin. Das wirkt hoffentlich therapeutisch.
12. Mai 2008, 01.15 Uhr
Christoph Schröder
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