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In Memoriam Manfred Meyer

Am 6. Januar 2009 starb Manfred Meyer, Security-Chef der Batschkapp. Zuletzt war er noch auf Tour mit den Toten Hosen. In Erinnerung an Meyer dokumentieren wir hier ein Porträt, das im Frühjahr 2006 im Journal Frankfurt erschien.

meyerWer zum Konzert in die Batschkapp will, kommt an Manfred Meyer und seinen Jungs nicht vorbei. MM-Security heißt seine Firma. Ein „Familienbetrieb“, denn mit fast allen verbringt er auch viel seiner längst raren Freizeit, auf dem Motorrad oder im Clubhaus der Black Devils, Chapter Wiesbaden – kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung. Via Website bietet Meyer Tourbegleitung, Security sowie bewaffneten und unbewaffneten Personen- und Objektschutz an. Aber mit klassischer Security hat das wenig zu tun. „Denn das ist reiner Personenschutz von ehemaligen oder noch aktiven Polizisten“, sagt Meyer. Von solchen „Fachleuten“ muss er sich gar nicht abgrenzen. Denn sein Job definiert sich durch die unterschiedlichen Aufgabenstellungen ohnehin ganz anders. In der Batschkapp ist er auch Chef vom Dienst, kümmert sich um die komplette Abwicklung eines Konzerts, Abrechnung inklusive. „Auf Tournee bin ich dann Kindermädchen, Bandbetreuer, Seelsorger fürs Publikum – alle, die ein Problem haben, heulen sich bei mir aus.“

In der Kapp, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert, ist „Manni“ von Anfang an dabei, erst als Gast, dann als Türsteher. Batschkapp-Betreiber Ralf Scheffler und Meyer kennen sich aus der Szene lange vor Startbahn-West-Zeiten, trafen sich auf jeder Demo. „Als sich später bei Punkkonzer-ten öfters Glatzen ankündigten, wurden wir gefragt, ob wir nicht mit ein paar Leu-ten vorbeikommen könnten“, erinnert sich Meyer an die „ideelle Unterstützung“ der ersten Jahre. Eher zufällig wuchs der ehemalige Kneipenbesitzer, Fernmeldemonteur, Waffensammler und Deutsche Meister im Schießen (300 m) in die neue Rolle hinein. In der Maybachstraße lernte er auch die Toten Hosen kennen. Seitdem ist er mit Campino & Co. „verheiratet“ und am liebsten mit ihnen in Argentinien on the road. „Denn da gibt’s das beste Fleisch.“ Auch ein Kuba-Auftritt gehört zu den besonderen Erlebnissen. Nicht nur, weil Che Guevara als Tattoo auf seinem Unterarm prangt.

Meyer war und ist immer noch mit den Ramones, David Bowie, den Red Hot Chili Peppers oder Lou Reed auf Tournee, wurde auch für OMD, Mel C. oder Céline Dion gebucht. „Ich habe keinem der Stars Honig ums Maul geschmiert – das ist nicht mein Stil. Und das wollen die auch gar nicht. Die kommen ganz von selber“, hat er seine eigene Arbeitsphilosophie. „Ich will mit den Leuten gut auskommen, schließlich klebst du denen ganz nah am Hintern.“ Mit Lenny Kravitz – selten genug im Rock’n’Roll-Zirkus – pflegt er sogar ein beinahe inniges Verhältnis. Auch Robbie Williams schwört auf Meyer. Ihn hat er schon mal, samt seinem Management, auf den Schießstand „entführt“. Mehr Intimitäten werden erst verraten, wenn die eigene Biografie erscheint. Mit Williams geht Meyer jetzt ein Dreivierteljahr auf Welttournee, checkt die Sicherheit in den Stadien, steht bei den Konzerten aber auch selbst im Graben, ganz nah dabei.
Trotzdem spielt Musik für Meyer bei seiner Arbeit eine untergeordnete Rolle. „Die Hosen spielen schönen, flotten Rock’n’Roll, aber das ist nicht der Grund, warum ich dabei bei.“ Ihm macht es Spaß, unterwegs zu sein, immer neue Leute kennen zu lernen. Meyers Lieblingsmusik ist Southern Rock von Bands wie Lynyrd Skynyrd, Doc Holiday oder den Georgia Satellites. Die passt auch besser zu seiner Harley, Baujahr 49, und seiner Rockerkluft, die er nur ganz selten gegen feineren Zwirn eintauscht. Wie beim Börsengang der Postbank, für den er gebucht wurde, oder beim World Music Award in Monte Carlo mit den Hosen. Da musste es sogar ein Smoking sein. Schon ohne die Verkleidung merkt der 52-Jährige, der im spießigen Kelkheim lebt, verheiratet ist, raucht, aber – zumindest im Dienst – nicht trinkt, immer wieder, dass es Leuten schwer fällt, ihn einzuschätzen. Weil er nicht der notorische „Bösgucker“ ist und selbst bei Problemen meist ruhig und freundlich reagiert. Bei den jährlichen Karnevalsveranstaltungen in den Krifteler Schwarzbachhallen trauen sich dann die „Normalos“ nach ein paar Bier näher ran, um überrascht festzustellen: „Sie sind ja gar nicht, wie Sie aussehen!“ Auch eine Art von Kompliment.

Erschienen im Journal Frankfurt, Ausgabe 08/2006. Foto: Dirk Ostermeier
 
8. Januar 2009, 17.09 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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