Holocaust

Lev Raphael im Gespräch

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"My Germany“ heißt das neue Buch von Lev Raphael, in dem der US-Autor sich auf Spurensuche in Deutschland begibt - seine Eltern sind Holocaustüberlebende. Der Autor ist auf Lesereise in Frankfurt.

Temor Sitez /

Journal Frankfurt: Herr Raphael als sie nach Deutschland kamen, bemerkten Sie, dass sie keinen Hass gegenüber dem Land hegen. Ihre Eltern stammen aus Polen und Tschechien, haben Sie diese Länder auch besucht?

Lev Raphael: Nein ich war noch nie in den beiden Ländern. Meine Eltern wollten auch nicht mehr hin, nachdem sie in die USA ausgewandert sind. Meine Recherchen betrieb ich hauptsächlich in Magdeburg, wo meine Mutter in einem Zwangsarbeitslager war. Aber ich könnte mir eine Reise nach Polen und Tschechien vorstellen.

Während Sie das Buch geschrieben haben, gab es da irgendwelche emotionalen Momente die sie sehr berührt haben?

Während des Schreibens hatte ich keine wirklich emotionalen Momente. Aber während meiner Recherchearbeiten sind einige Gefühle hochgekommen. Ich war überrascht und traurig, als ich mich über das Zwangsarbeitslager informierte. Den emotionalsten Moment verspürte ich, als ich die Gefangenenkarte von Buchenwald mit dem Namen meiner Mutter in der Hand hielt. Ich war stolz auf sie, dass sie trotz der Umstände damals mit der schönsten Handschrift auf der Karte unterschrieb.

Sie erzählen in Ihrem Buch, dass Sie auf ihrer Reise nach Deutschland gegen ihre Ängste kämpfen. Denken Sie, die Leser werden dadurch motiviert, sich auch in allen Lebenslagen ihren Ängsten zu stellen?

Nun, mein Ziel war es nicht, die Leser dazu zu motivieren, neuen Mut zu fassen. Ich beschrieb ja eigentlich nur meine Erfahrungen. Aber klar denke ich, dass sich einige davon beeindruckt fühlen und sich auch ihren Ängsten stellen möchten. Das ist eine Interpretationssache.

Sie sind in New York geboren und aufgewachsen. Haben Sie in den USA auf Menschen getroffen, die dasselbe Schicksal haben wie Sie?

Ja, jede Menge sogar. Mit einigen bin ich befreundet, aber ich wollte nicht zu viel mit ihnen zu tun haben. Ich wollte nicht die Identität als Sohn eines Holocaustüberlebenden haben. Ich schreibe ja nicht nur über dieses Thema und habe auch andere Bücher veröffentlicht.

Haben Sie von Seiten der jüdischen Bevölkerung Kritik erhalten, weil sich Ihr Deutschland-Bild gewandelt hat?

Ja, jede Menge sogar. Viele Juden können das nicht verstehen.

Sind Sie auch froh darüber, deutsche Freunde zu haben?

Ironischerweise ja. Ich habe einige Freunde in Magdeburg. Außerdem habe ich Kontakte geknüpft zur jüdischen Gemeinde in Leipzig. Ich habe auch einen deutschen Freund in Michigan.

Hätten Sie je gedacht, dass das mal passieren wird?

Nie im Leben.

Welche Zielgruppe möchten Sie mit ihrem Buch ansprechen?

Ich erzähle über meine Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich denke, ich spreche damit alle Zielgruppen an.

Sie sind nicht das erste Mal in Deutschland. Wie gefällt Ihnen Frankfurt?

Ich bin zum ersten Mal hier. Bis jetzt gefällt es mir ganz gut, die Skyline erinnert mich ein wenig an New York.

Was erwartet Ihr Publikum morgen bei ihrer Lesung?

Da ich nicht zum ersten Mal eine Lesung mache, kann sich das Publikum auf eine Performance freuen.

Wie würden Sie Ihr Buch mit einem Satz beschreiben?

Das Buch handelt von Mut und der Suche nach der Courage, die man nie hatte. Wenn man die gefunden hat, wird es die ganze Welt verändern.

Vielen Dank für das Interview.


Morgen um 19.30 Uhr liest der Autor im Jüdischen Museum Frankfurt aus seinem Buch.


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