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Grün gegen grün



Klaus Tippmann (Archivfoto) und seine Mitstreiter hätten wahrlich besseres Wetter verdient an diesem Samstag. Gegen die EZB-Brücke, die einen der idyllischsten Abschnitte des südlichen Mainufers zerschneiden soll, haben heute etliche Bürger mit einem Soli-Fest mobil gemacht. Tippmann, 1. Vorsitzender des Kleingartenvereins Mainwasen, sagt mir: "Es geht nicht nur um die Kleingärten." Deswegen hätten sich auch Sachsenhäuser Künstler beteiligt, die freiwillige Feuerwehr, die Arbeiterwohlfahrt, die SPD und die Grünen. "Nur die beiden kleineren Parteien sind nicht gekommen", sagt Tippmann und meint damit CDU und FDP. Es gibt Livemusik und Würstchen und Binding hat ein Fass Bier gespendet. Man kann nicht sagen, dass Tippmann mit seiner Meinung alleinstünde.

Petra Tursky-Hartmann, die Sachsenhäuser SPD-Vorsitzende, führt ihren schlechten Listenplatz 38 bei der Kommunalwahl unter anderem auf ihr Eintreten gegen die Brücke zurück. "Aber immerhin: es steht nicht mehr drin." Im Stadtparlament ist die Partei gleichwohl gespalten. Denn den Beschluss für die vermutlich 54 Millionen Euro teure, vierspurige Autobrücke über den Main, hat noch das sogenannte Viererbündnis zwischen CDU, SPD, Grünen und FDP gefasst. Da will man hinterher natürlich nicht als Wendehals dastehen. Das gilt im übrigen auch für die Grünen, deren Verkehrsdezernent Lutz Sikorski das Projekt nach Kräften verteidigt. "Quatsch" seien die Befürchtungen, die Brücke sei erst der Auftakt für eine Schnellstraße Richtung Flughafen. Und im Übrigen würden nur eine Handvoll Kleingärten wegfallen. Schade, dass Sikorski heute nicht beim Soli-Fest auftauchte, sonst hätte er sich mit den Kleingärtnern unterhalten können, die es mittlerweile schriftlich von der Stadt haben, dass es 12 Kleingärten trifft. Damit nicht genug: wie Tippmann verriet, ist die Stadt durchaus bereit, den Protest mit viel Geld zu ersticken. Ein Ersatzgelände wurde angeboten für 50 Parzellen, mit asphaltierter Straße, Clubgebäude, Wasseranschlüssen und Parkplätzen. Und auf ein Konto des Vereins habe die Stadt vergangene Woche schon mal vorsorglich über 80.000 Euro überwiesen - ohne, das es einen Schriftverkehr gab. "Eigentlich warte ich nur darauf, dass ein Kündigungsschreiben kommt, damit wir dagegen juristisch vorgehen können. Stattdessen schicken sie einfach kommentarlos Geld. Was soll man denn davon halten?", fragt Tippmann.

Einige Unterschriften wurden gesammelt, die Bands haben unermüdlich gespielt. Und auch wenn sich die Zahl der Besucher bei Dauernieselregen in Grenzen hielt, so ist doch deutlich geworden, dass der Protest nicht nur von renitenten Kleingärtnern ausgeht, sondern breiter in der Bevölkerung verankert ist. "Es wird bestimmt noch mal einen Schub geben, wenn die Nordwest-Landebahn beschlossen ist, und der Lärm im Stadtwald noch mehr Menschen an den Main treibt", hofft Petra Tursky-Hartmann. Die Sozialdemokratin kann nicht verstehen, das ihre Partei, die einst das Mainufer und das Leben am Fluss so propagiert habe, im Stadtparlament auf stur schalte. Über 15.000 Autos am Tag sollen über die Brücke fahren, angeblich hat die Oberbürgermeisterin der EZB das Bauwerk versprochen, damit die Bank ins Ostend zieht. Ob letzteres noch geschieht, ist derzeit fraglich, weil die Preise für die Twin Towers zuletzt in die Höhe geschnellt sind und die EZB noch versucht die Kosten zu drücken, bevor die Bauarbeiten für das eigentliche Gebäude beginnen sollen. Ob die Stadt es sich mit ihrer Planung für die 14. Mainbrücke nochmal überlegt, ist fraglich. Die SPD ist gespalten, aber in der Opposition. Und die Grünen sind gespalten, aber in einer Koalition mit der CDU. Nichts zu machen also. Die Idylle muss gehen. Und mit ihr ein paar Kleingärten. Petra Tursky-Hartmann kennt einen Ausweg: "WIe wäre es denn mit einer Fußgängerbrücke wie dem Holbeinsteg?", fragt sie mich und lacht dann. Aber es stimmt: so könnten alle ihr Gesicht wahren. Und die Zentralbankiers müssten eben mit dem Rad nach Hause fahren. So hab ich es dann auch gemacht, im strömenden Regen, aber mit dem guten Gefühl, hoffentlich nicht umsonst unterschrieben zu haben. Nicht gegen die EZB. Sondern für Lebensqualität und Rückzugsräume in einer Stadt, in der das Geld chronisch überschätzt wird.

Foto: Harald Schröder
 
6. September 2008, 20.07 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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