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Grimms Märchen - diesmal ohne Happy End

Hab' ich es mir gestern auf dem Weg zum Höchster Bahnhof doch gedacht. Vorher wurde das Gebrüder Grimm Musical hochgelobt, doch letztendlich wurde ich wirklich enttäuscht. Vielleicht auch gerade wegen der hohen Erwartung. Es fing eigentlich recht amüsant an. Mal was anderes: Hans und Franz, ach nee Wilhelm und Jacob stolzierten anfangs schon ganz witzig auf der Bühne herum und simulierten ihr Suchen und Finden der Märchen. Im Schnelldurchlauf wurden diese dann einzeln abgeklappert. Am Ideenreichtum lag es wirklich nicht. So wurde zum Beispiel ein unwissender Zuschauer aus dem Publikum zum Jäger erkoren. Natürlich auch ein Schauspieler. Merkte man nicht gleich, aber als dann seine laute Stimme ertönte, war’s klar. Außerdem, wer zahlt schon 50 Euro für ein Stück und bleibt dann die Hälfte der Zeit hinter den Kulissen? Von der Idee her auf jeden Fall mal gut. Auch den Rumpelstilzchentanz als Reggae-Choreografie darzustellen, hat schon was.
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Doch mit verstreichender Stunde fiel es mir immer schwerer, den Texten und Liedern zu folgen. Verständlich waren sie auch nicht unbedingt. Vielleicht check ich’s ja wieder net, war zu müde oder hab halt eh keine Ahnung von Theater. Einfach weiter schauen und aufpassen. Doch als nach der Pause das Publikum zunehmend spärlicher wurde, bestätigte sich meine Auffassung. Nach jedem Song nutzten kleine Grüppchen die Klatschpausen der Verbliebenen, um sich zu verdrücken. Irgendwann waren die drei Reihen vor uns komplett leer. Das nutzten promt zwei kleine Jungs, um sich auf den leeren Stühlen schlafen zu legen. Muss zugeben, als ich sah, wie die sich einfach da hinlegen, weil sie müde sind – nicht auf Peinlichkeit achtend, Kinder eben - da kamen leichte Neidgefühle hoch. Aber als von der Dame neben mir ein „Würd' ich jetzt auch gern machen“ aufschnappte, musste ich schon wieder schmunzeln.

Derartige Wortfetzen sollten noch einige Male ihre Bestätigung tun. Natürlich wartete ich bis zum Schluss, ließ die Protagonisten sich verbeugen und von der Bühne ziehen, auch aus Höflichkeit, so wie viele andere anscheinend auch, denn beim Hinausspazieren schnappte ich ständig hier ein „öde“, da ein „langweilig“ oder dort ein „endlich vorbei“ auf. War also nicht der Einzige.

Da war’s dann schon interessanter, auf der Nachfeier den Jakob-Sistern beim Sektschlürfen zuzuschauen und Konstantin Wecker im Gespräch mit Ex-Volktheaterchef Wolfgang Kaus zu fotografieren (Foto).
grimmblog2Oder zu beobachten, wie meine Begleitung gekochte Blutwurstmatsche mit Rote-Beete-Gehächsel verwechselt – Vegetarier – und dies dann mit vollem Mund wieder... na ja. Aber auch diese Feier war schnell zu Ende. Wieder Bestätigung durch den Barkeeper. Der meinte nämlich auch, dass wär heute keine gescheite Nachfeier gewesen, weil sich alles schon so früh leerte. Trotz Konsti Weckers musikalischer Untermalung und Meret Beckers Hexenauftritt – der hat’s wenigstens noch etwas rausgerissen, wie sollte man die Stimme auch überhören oder nicht verstehen können – war es die 59 Euro nicht wert. Ein Familienspektakel zur Weihnachtszeit sollte das sein. Passt nicht. Für die Kinder zu hoch, unverständlich und nicht fesselnd genug, wie’s die Originalmärchen oder Walt Disney so schön schaffen. Aber auch zu flach, zu wenig oder schlecht pointiert und zu oberflächlich gespielt, um die Erwachsenenwelt zu begeistern. Das Märchen ist der große Bruder des Traumes heißt es nach C.G.Jung und der Spruch war ein Leitthema des Stücks, aber ich kann leider nur sagen: „Tja, dann träumt mal weiter.“
 
19. Dezember 2008, 18.58 Uhr
Günther Michels
 
 
Fotogalerie:
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