Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Ähnlich verhält es sich mit der Buchmesse, deren kommendes Gastland sich schon für einen gelungenen Auftritt rüstet: Brasilien! 2013 können sich die Buchmessebesucher vom literarischen Reichtum der lateinamerikanischen Nation überzeugen.

Unter dem Motto "Brazil in Every Word" will sich Brasilien in seiner ganzen Pracht und Vielfalt präsentieren. Mehr als 70 brasilianische Autoren aus den Bereichen Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur sowie Wissenschaft und Sachbuch stellen im kommenden Jahr ihre Werke im deutschsprachigen Raum vor. In Frankfurt finden dann auch außerhalb der Buchmesse Lesungen und Literaturveranstaltungen statt. Ziel der Organisatoren ist es, durch die starke Präsenz den wirtschaftlichen Austausch und Veröffentlichungen brasilianischer Autoren im Ausland zu fördern. „Um die Vielfalt und Weltoffenheit unserer Kultur zu zeigen, haben wir für den Gastlandauftritt ein Budget von 10 Millionen US-Dollar bereit gestellt“, sagt Marta Suplicy, die brasilianische Kulturministerin.
Unterstützt wird das Gastland von mehr als 14 Frankfurter Kulturinstitutionen, die mit einem umfangreichen Programm die Lebendigkeit der brasilianischen Kultur darstellen möchten. In den Museen werden beispielsweise Ausstellungen zu Hélio Oiticica, dem berühmten brasilianischen Künstler (MMK Museum für Moderne Kunst, Palmengarten), zur brasilianischen Architektur (Deutsches Architekturmuseum), zum brasilianischen Design (Museum für Angewandte Kunst) und – erstmals in Europa – zur brasilianischen Graffiti-Kunst (Schirn Kunsthalle) zu sehen sein. Zusätzlich sind Theater- und Tanzveranstaltungen, Filmvorführungen und Performances geplant.
„Brasilien hat mit seinem Gastlandauftritt Großes vor", ist sich der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, sicher. „Die Literatur dieses Landes ist derart facettenreich, jung und dynamisch, dass sie sich in keinerlei Schublade einordnen lässt. Unsere und die Aufgabe des Ehrengastteams 2013 ist es, die Hunderte verschiedener Richtungen aufzuzeigen und den Lesern in Deutschland und in der ganzen Welt einen Zugang zum literarischen Reichtum Brasiliens zu verschaffen."
Brasilien ist nach 1994 zum zweiten Mal Gastland der Frankfurter Buchmesse. Seit dem ersten Gastlandauftritt wurde eine langfristige staatliche Kulturförderung eingeleitet. Auch der Gastlandauftritt 2013 ist Teil dieses dauerhaften Förderkonzeptes des brasilianischen Staates. Mit Investitionen in Höhe von 35 Millionen US-Dollar will Brasilien bis zum Jahr 2020 unter anderem Übersetzungen in den Bereichen Belletristik und Sachbuch fördern und so zur internationalen Verbreitung der brasilianischen Literatur beitragen.
Zur literarischen Vielfalt tragen auch die vielen Ethnien Brasiliens bei. Es ist ein einst von Indianern bewohntes und später von Europäern kolonialisiertes Land, in dem weltweit die meisten Menschen afrikanischer Herkunft außerhalb Afrikas (44 Prozent der brasilianischen Bevölkerung) und zahlreiche Immigranten leben wie etwa große Gruppen italienischer, deutscher, arabischer oder japanischer Herkunft. Jede dieser Volksgruppen übte Einfluss auf die Kultur des Landes aus, in dem seit der Staatsgründung im 19. Jahrhundert heftige Debatten darüber geführt wurden, was es bedeute, Brasilianer zu sein. Zahlreiche brasilianische Intellektuelle sahen sich dazu veranlasst, ihr Land neu zu erfinden. Bei dieser Diskussion spielte die Literatur eine entscheidende Rolle. In einem 2500 Quadratmeter großen Pavillon wird sich Brasilien in seinem Facettenreichtum präsentieren.