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Foto: Charlotte Goltermann
Foto: Charlotte Goltermann

Element of Crime live

Wiederholungen sind besser, als man denkt

Im Rahmen ihrer „Lieblingsfarben und Tiere“-Tournee kommen Element of Crime diesmal am 2. März in die Jahrhunderthalle. Im Interview spricht Sven Regener über Image und Identität, Wiederholungen und Veränderungen.
Ihr schafft das anders als Grönemeyer, der immer mit verfloskelten Plattentiteln wie „Alles bleibt anders“ aufwartet, das anders auszudrücken: Alles wie immer, doch neu

Eine gute und eine schlechte Nachricht. Alles wie immer und dann doch nicht. Und man weiß nicht einmal genau, warum man das sagt, weil das an sich noch gar nichts bedeutet...

Aber Du hast vorhin schon mal angedeutet, dass es um die Versenkung in die Details geht. Das gibt es viel Vertrautes für die Fans was sie ja auch gut finden. Und den Ehrgeiz, sich ständig neu erfinden zu müssen, habt ihr ja nach dem Switch vom englischen zum deutschen hinter euch lassen können ...

Und auch da haben wir nicht gesagt, wir wollten uns neu erfinden, sonst hätten wir uns ja umbenannt. Das war ja das Interessante bei „The Ballad Of Jimmy And Johnny“: Wir hatten dieses eine deutsche Lied auf der Platte und es war genauso Element of Crime wie die englischen Lieder. Wenn wir das nicht so gesehen hätten, hätten wir die Band ja umbenannt. Kontinuität ist etwas, das eine Band erst zu einer Band macht, denke ich. Sonst ist es eher ein "Projekt".

Genau wie man bei euch ins Details gucken muss, definiert sich Ehrgeiz bei euch sicherlich auch anders. Der ist ja da, sonst würdet ihr jetzt ja nicht proben und eher den Eindruck erwecken, dass die Band in ihrer Chemie so weit und souverän ist, dass sie alles aus dem Ärmel schüttelt.

Ja, aber man probt ja nicht, damit die Leute hinterher sagen, "die haben aber sauber gespielt!" Das bringt ja nichts, das ist ja kein Wert an sich. Wir sind ja auch eher eine Band, die gerne mal im feinstofflichen Bereich herumgurkt. Und das ist auch gut so. Gerade auch dann, wenn man in größeren Hallen spielt, damit es nicht – wie soll ich sagen – so abgewichst wird.

Diese „Begrifflichkeiten“, die da gerne auftauchen, das Unangestrengte und Unaufgeregte, ist das wichtig, eine Qualität? Oder ist das einfach so?

Ich glaube nicht. Was ich eben meinte mit dem Üben z.B. – das ist, damit man´s leichter hat und man die Situation mehr genießen kann, das Spielen einfach nur Spaß macht. Es macht nicht so viel Spaß wenn du die ganze Zeit überlegen musst, wie geht das noch mal? Bei mir ist es ganz wichtig, dass es, was die Texte betrifft, einen Autopiloten gibt. Ich habe keinen Teleprompter und ich habe auch keinen Notenständer mit den Texten drauf, also sollte ich sie so gut auswendig können, dass sie von ganz alleine kommen. Da kann ich mich mit anderen Sachen beschäftigen, kann mich an der Musik und dem Text erfreuen, ohne darüber nachdenken zu müssen, wie jetzt die nächste oder übernächste Zeile geht. Man übt eigentlich damit man sich gehen lassen kann beim Spielen, damit man die Souveränität hat, es laufen zu lassen und sich daran erfreuen kann. Man hat dann mehr Spaß!

Na gehen lassen könnt ihr euch jetzt wo ihr so neue Uptempo-Nummern im Programm habt wie „Dunkle Wolken“...

„Dunkle Wolken“ ist gar nicht so einfach zu spielen...

Das erinnert so ein bisschen an die Beatära Sam the Sham & the Pharaohs...

Das Interessante ist: man lernt ja auch immer wieder was dazu, wenn man neue Songs schreibt. Und von „ Dunkle Wolken“ hatten wir viele verschiedene Versionen bis wir gemerkt haben, die, die Spaß macht und irgendwie seltsam genug ist, auch für unseren Geschmack, war diese. Und ist dann immer auch ein bisschen Neuland. Es geht tatsächlich immer um den nächsten Song und wie man den arrangiert und so weiter. Jedes neue Lied ist eigentlich ein Experiment.

Vielleicht ist die neue ja die psychedelichste Platte, die ihr je gemacht habt.

Das glaube ich auch. Sie ist auf eine Weise sehr bunt, so seltsam bunt.

Und das obwohl ständig schwarze Taxis vorfahren ...

Manche sagen ja, schwarz sei keine Farbe. Aber ich glaube, die haben Unrecht.

Wenn man in der Muttersprache hier in Deutschland singt, bekommt man schon eine andere Beachtung und Bewertung, dann wenn sich solche einmal festgestellte Nähe wie anfangs zu Velvet Underground beharrlich halten, hat man fast keine Chance, sich von dem in der Wahrnehmung zu entfernen und als das gesehen zu werden was man wirklich ist ... Oft lese ich Texte über euch und wundere mich wie die Kollegen euch sehen und wundere mich, was ich alles Tolles überhört habe wenn ich die Musik einfach auch nur genießen kann/will...

Das sieht man bei allen Künstlern, die das schon länger machen, dass das miteinander verschmilzt, dass die Rezeption auch Teil der Sache wird. Im Rock’n’Roll geht’s immer um den nächsten Song, und letztendlich ist es auch völlig okay, wenn man immer denselben Song schreibt. Wir haben wahrscheinlich ungefähr drei verschiedene Songs. Und das ist viel im Rock’n’Roll. Am Ende haben wir in der Musik nur zwölf Töne und eigentlich nur zwei Taktformen. Aber was kann damit alles machen. Milliarden und Billionen von Möglichkeiten. Wenn man will kann man das auf die eine oder die andere Weise sehen, beides ist möglich. Das ist dann wahrscheinlich auch wieder die Ambivalenz.

Habt ihr das Gefühl, dass man euch eine gewisse Redundanz heute eher verzeiht als zu einem früheren Zeitpunkt eurer Karriere. Habe zumindest noch keine aktuellen Kritiken gesehen, die darauf eingehen: das kennen wir so doch alles schon ...

Ich glaube ab dem Moment, wo man eine zweite Platte macht, kommen schon Leute und sagen, die ist ja wie die erste. Aber es kommen auch Leute, die sagen, die ist ja ganz anders. Diese Möglichkeiten gibt es ja schon wenn man erst die zweite Platte gemacht hat. Eine gute Band hat einen bestimmten, wieder erkennbaren Stil, dafür ist sie ja auch da. Es macht keinen Sinn ihr vorzuwerfen, dass sie mit sich selbst identisch ist.

Was Du ja auch immer gut schaffst, ist den Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen, ob gewusster Vorgang oder nicht, indem auch Textzeilen anbietest wo Du sogar den Leuten Nahrung gibst, die Dich angehen möchten ...

Manchmal greifen die das ja auch dankbar auf ...

Zeilen wie „Was ich sagen kann ist längst gesagt“ oder „Nach 100 Folgen sind alle Abenteuer fad“, nur dann kommt wenig später hinterher: „Wiederholungen sind besser als du denkst...“... Prompt dreht es sich gleich wieder.

Das freut mich mein Lieber...

Eines noch vor Deinem nächsten Interview: wir befinden uns ja im Jubliäumsjahr. 30 Jahre Element of Crime. Habe ich das in der Werbung übersehen oder ignoriert ihr das geflissentlich?

Das ist ja nicht wirklich unser Ding. Wir haben das bei 10 Jahren, bei 15 und 20 nicht gemacht, auch nicht bei 25, was ja die viel schönere Zahl ist. 30 ist eine hässliche Zahl. Was will ich den Leuten denn damit sagen? Viele Leute machen das mit diesen Jubiläen, vielleicht ist da ja auch was dran, was ich nicht verstehe. Vielleicht muss man dafür empfänglich sein, Ich feiere auch nicht gerne Geburtstage.
 
12. Februar 2015, 17.08 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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