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Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung
Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung

„Eindeutig bis zweifelhaft“

Das Liebieghaus zeigt ehemalige Raubkunst

Das Liebieghaus setzt sich mit einem dunklen Kapitel auseinander. Die Ausstellung „Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten“ setzt sich mit den Werken "Erworben 1933 - 1945" auseinander.
Einige der Vitrinen im Liebieghaus sind leer. Nur eine Tafel mit Text und Aufnahmen zeugt von der einstigen Präsenz des Kunstwerks in der Sammlung. Das Liebieghaus stellt sich mit der Ausstellung "Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten" einem dunklen Kapitel seiner eigenen Geschichte. Es geht darum, woher die zwischen 1933 und 1945 erworbenen Skulpturen stammen und vor allem darum, ob sie sich zu Recht in der Sammlung des Hauses befinden.

Zwölf Geschichten von zwölf Skulpturen stehen stellvertretend für die Sammlungsgeschichte. Jeder Fall ist zwar anders, dennoch lassen sich die Provenienzen in unterschiedliche Erwerbungsarten zusammenfassen. Die Ausstellung ist eine Art Werkstattbericht. Seit Frühjahr 2015 untersuchen Iris Schmeisser und Anna Heckötter systematisch die Herkunft aller Objekte, die 1933 erworben wurden. Insgesamt waren das über 400 Objekte, von denen sich heute nur noch 152 im Bestand befinden. Die restlichen Werke wurden im unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der alliierten Rückerstattungsgesetzgebung restituiert. Das Forschungsteam arbeitet auch die Geschichte des eigenen Hauses und seiner Ankaufspolitik in den Jahren von 1933 - 1945 auf.

Doch auch die Biographien der jüdischen Privatsammler und der Vorbesitzer spielen eine zentrale Rolle in der Ausstellung. So zum Beispiel auch die Geschichte der Familie Weinberg. Die Brüder Carl von Weinberg und Arthur von Weinberg machten sich als soziale Wohltäter Frankfurts verdient und der Mäzen Carl von Weinberg hatte eine bedeutende Kunstsammlung von einem Schätzwert von 1 Million Reichsmark. Doch man verrechnete die Sammlung mit der "Judenvermögensabgabe" für einen Preis von 750.000 Reichsmark. Die Sammlung umfasste mehr als 700 Objekte. Die Stadt beanspruchte die Werke als städtisches Kulturerbe und verteilte sie auf städtische Museen. So kamen über 200 Skulpturen in den Bestand des Liebieghauses. Die Familie Weinberg war nach 1945 fast komplett ausgelöscht. Der Schwiegersohn Richard von Szilvinyi war als einziger Überlebender gleichzeitig der einzige Erbe. Er machte die Rückerstattung der Kunstsammlung und Liegenschaften nach dem Krieg geltend. Nach schwierigen Verhandlungen wurde die gesamte Sammlung zurückgegeben. Von Szilvinyi erklärte sich jedoch bereit, einige der Stücke an die städtischen Museen zu verkaufen oder zu schenken. So stiftete er auch die Christus-Johannes-Gruppe an das Liebieghaus mit der Bitte um den Zusatz "Stiftung zur Erinnerung an Herrn Dr. Carl von Weinberg" auszustellen.

Weil der Großteil von den Ankäufen nach dem Krieg zurückgegeben werden musste, bleiben manche der Vitrinen leer. Da ist zum Beispiel der Kopf eines bärtigen Mannes. Er wurde 1941 erworben und 1946 restituiert. Dieser steht stellvertretend für 14 Werke, die "sichergestellt" wurden - Begriffe mit denen damals gearbeitet wurde. Als nördliche Teile Frankreichs von deutschen Truppen besetzt wurden, eignete man sich gleichzeitig den Kunsthandel an und verkaufte Kunstwerke zu einem von den Nationalsozialisten angeordneten, besonders günstigen Kurs. So reisten auch Museumsleiter der Stadt Frankfurt nach Paris, um Kunstwerke anzukaufen. Unter den erworbenen Kunstwerken befand sich der antike Kopf eines bärtigen Mannes. Doch dieses Werk ist nicht mehr in der Sammlung, wurde es nach dem Krieg an den von den Amerikanern geleiteten Central Collecting Point Wiesbaden gegeben. Dort führte man Auslandsrückgaben durch.

Das Liebieghaus scheut sich nicht, kritisch auf seine eigene Geschichte zu schauen und lässt zu, dass die Besucher den Provenienzforschern bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken. Es ist eine beeindruckende Schau, die nicht nur spannend, sondern oft auch sehr bedrückend ist. Doch "Provenienzforschung ist eine moralische Pflicht und ein nicht mehr wegzudenkender Teil der Museumsarbeit", sagt Museums-Direktor Philipp Demandt.

>> "Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten (Erworben 1933-1945)", 4. Mai bis 27. August 2017, Liebieghaus Skulpturensammlung, Schaumainkai 71. www.liebieghaus.de
 
4. Mai 2017, 12.01 Uhr
Tamara Maszalkowski
 
 
Fotogalerie:
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