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Editorial: Unglaublich, aber wahr

Auch die Bertinis überlebten. Die Bertinis, über die mir Dieter Graumann nach dem Interview (Seite 50) sagte, das müssen Sie jetzt auch lesen, gerade jetzt nach der Kaiserhofstraße 12 von Senger, da ist dieses Buch von Ralph Giordano Pflicht. Nun, ich tat, wie mir geheißen – mit Gewinn. Denn die Geschichte der Bertinis aus Hamburg, wenn auch ungleich größer angelegt und durch den romanhaften Charakter des Buches lyrischer gezeichnet, ist auch eine des unglaublichen Überlebens. Und das hieß in der Zeit zwischen 1933 und 1945 nun mal: Zufall, Glück und etliche wahre Menschen. Von denen es viel zu wenige gab, das ist leider wahr. So wahr, wie einst Käselaibe im Hinterhof der Kaiserhofstraße 12 lagen, dort wo heute nur noch ein betongraues Parkhaus steht, dort wo die Sengers die dunkle Zeit überdauerten. So wahr, wie der lebenslustige Friseur, irgendwann abgeholt von deutschen Uniformträgern, genau wie die Zigeunerfamilie, die so herzzerreißend schluchzte und weinte bei ihrer Deportation, so schildert das Valentin Senger. So wahr, wie der Frankfurter Lehrer, der erst einen Stammbaum von der Klasse erwartete („Mazel tov“, sagt Valentins Mutter resigniert-ironisch zu dieser unmöglichen Aufgabe) und dann, mit dem von der gesamten Familie herbeifantasierten Herkunft geimpft, bei der Kopfvermessung einen echten Arier im kleinen Valentin entdeckt.


Der Eingang zur Kaiserhofstraße 12 im Spiegel der Gegenwart.

Es hat alles so hier stattgefunden in unserem Frankfurt, und das wir das alles wissen, haben wir dem unwahrscheinlichen Überleben der Sengers zu verdanken und ihrem Sohn Valentin, der dies alles einmal aufschrieb. Drei Wochen lang wird sein Buch nun in Frankfurt gelesen. Eine Stadt liest ein Buch. Lesen Sie mit – und, wenn Sie mögen, schreiben Sie mir dazu unter chefredaktion@mmg.de. Fürs Journal Frankfurt hat Valentin Senger in den Neunzigerjahren auch des Öfteren geschrieben, 1995 zum Beispiel einen größeren Bericht übers Kriegsende in unserer Stadt. Es klingt alles so weit weg, ist unglaublich, aber wahr. Seinen Bericht von damals finden Sie ergänzend zur Titelgeschichte in diesem Heft hier.
 
13. April 2010, 18.48 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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