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Das jüdische Ostend

Nur noch wenige Spuren jüdischen Lebens finden sich im Frankfurter Ostend. Dabei war dieser Stadtteil einst von dieser Kultur tief geprägt. Die Geschichte kulminiert am Börneplatz, heute eine Gedenkstätte für die 11.134 im Holocaust ermordeten Frankfurter Juden. Gestern erinnerte Stadtführer Christian Setzepfandt bei einer vom Journal Frankfurt organisierten Führung durchs Ostend an den Oberbürgermeister Wolfram Brück, der nach Kräften die Bauarbeiten fortführen wollte, die am Börneplatz Reste des alten jüdischen Ghettos zu Tage gefördert hatten. Dabei verband sich mit dem Ort noch größere Bedeutung: bis zu den Pogromen am 9. November 1938 stand dort die Börneplatzsynagoge der israelitischen Gemeinde. Und von 1462 bis 1796 stand hier die Judengasse, die sich durchs Ghetto zog, nach der Öffnung als Börnestraße aber bestimmend für das jüdische Leben in Frankfurt blieb. Der von den Nazis eingeführte Name Dominikanerplatz wurde erst 1978 wieder abgeschafft. "Das war in der Bundesrepublik nichts ungewöhnliches - und erst recht nicht in Frankfurt", so Setzepfandt. Wir gehen weiter, einige Schritte zum Theaterhaus in der Schützenstraße.

Das Gebäude ist eines der wenigen erhaltenen Gebäude, der einst so reichhaltigen jüdischen Kultur: "Hier befand sich einst eine Matzen-Fabrik", so Setzepfandt. Wusste keiner, wieder was gelernt. Setzepfandt erzählt auch, dass früher an einigen Schneidereien das Schild stand: "Koschere Kleidung", also keine verschiedenen Fäden miteinander verwoben wurden. Und einige Barbiere warben mit dem Slogan "Hier wird gezwickt." Weil sich Strenggläubige die Bartstoppeln gerne ausreißen ließen. Schmerzhaftes Stöhnen im Auditorium. Aber auch die Feststellung: das machen Frauen heutzutage ja auch an anderen Körperregionen - mit Epiliergeräten und Heißwachs.

paul-arnsberg-platz

Schließlich der Blick vom Paul-Arnsberg-Platz auf die Großmarkthalle und damit die Erinnerung an die Judendeportationen, die von dort in die Konzentrationslager führten. Ein Gebäude, das einst gebaut wurde, um das rasante Bevölkerungswachstum zu begleiten, das Frankfurt erfasst hatte, wurde zum Symbol für die Judenverfolgungen in Frankfurt, die die Gestapo mithilfe der Mitgliederliste der Jüdischen Gemeinde vornahm - und wird bald zum Symbol für die europäische Einigung, dann nämlich, wenn die Europäische Zentralbank dort ihr Hauptgebäude errichtet hat (noch sucht sie allerdings nach potenten Bauunternehmen für das Unterfangen). Ein Haus, in dem an die Geschichte der Judenverfolgung erinnert werden soll, ist auf dem Gelände auch geplant. Darüber und über die vielfältige jüdische Kultur wurde zum Schluss gegenüber der Großmarkthalle in der "Frankfurter Küche" diskutiert. So gering die Spuren auch sein mögen, ihre Geschichte lebte an diesem Sonntag fort.

Beachten Sie auch unser Wochenthema zur Reportage "Juden in Frankfurt".
 
6. April 2009, 11.40 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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