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CocoRosie - von Blümchen und Sternen

Nie war ein Damenbart so attraktiv wie bei CocoRosie und man darf gespannt sein, ob die Fans das als weitere feministische Botschaft des Duos werten und ebenfalls mit Rotzbremse zum Konzert kommen.

JOURNAL FRANKFURT: Beim neuen CocoRosie-Album „Grey Oceans“ – was sind da nach eurem empfinden die typischen Coco-Rosie Features und wo seht ihr die auffälligsten Veränderungen in der Musik, ein erweitertes Klangkonzept. Wie stark ist daran Pianistin Gael Rakotondrabe beteiligt?
Bianca Casady: „Undertaker“ ist sicherlich der Schlüsselsong was unser ganz aktuelles Verständnis von Poesie betrifft. Während ich mich intensiv in Geschichten und Poesie vergrub, die 1600 und 1850 geschrieben wurde, hat mich diese alte Sprache voller Blümchen und Sterne immer mehr fasziniert. Musikalisch haben wir versucht, unserer Gegensätzlichkeit  zwischen elektronisch-futuristischen und akustisch-altertümlich wirkenden Klängen deutlicher und ausgeprägter zu gestalten. Gaels Fähigkeit, quasi mit ihren Klavier die Welt zu bereisen, kein Genre, keine Zeitspanne dabei auszusparen, hat uns erlaubt, mit atemberaubender Geschwindigkeit alles auszuprobieren. Das sind wahrhaft luxuriöse Bedingungen.

JOURNAL FRANKFURT: Wenn man über Labels spricht, die man eurer Musik bis dato gegeben hat, wurde sie oft als indie folk-tronic oder einen Mix aus Samples, klassischen, aber im selben Moment kindlichen Gesang beschrieben – findet ihr euch darin wieder?
Bianca Casady: Wir verstehen unsere Musik als Popmusik. Wir bedienen uns überall, machen uns alles zu Eigen und vermengen das dann alles. Wir hoffen dabei entsteht dann so etwas wir spiritueller Pop.

JOURNAL FRANKFURT: Wenn ich mir „Grey Oceans“ anhöre, erscheint es mir als ein komplexes Album mit dennoch einfachen Strukturen. Gleichzeitig würde ich fast von einer „Avantgarde-Oper“ sprechen (um nicht Konzeptalbum zu sagen) mit Einflüssen aus der Klassik via Musical und „Kirchen“-Musik bis zu Drum’n’Bass. Und für meine Ohren sind da auch eine Menge Klänge und Geräusche, Atmosphären und Melodien, die nach „Ethno“ klingen. Wie wichtig ist für euch z.B. indische, chinesische oder balinesische Musik, an die ich bei „Grey Ocans“ öfters denken muss. Lustigerweise las ich gerade im All Music Guide, dass das Album von Reisen nach Australien und Südamerika beeinflusst worden sei... Ich höre andere Stimmen.
Bianca Casady: Das Album wurde von keinen konkreten Orten außerhalb der jeweiligen Tonstudiomauern beeinflusst. Wir reisen in unserer Phantasie und halten uns da an bestimmten Momenten fest, die in ganz unterschiedlichen Teilen der Welt und in ziemlich unterschiedlichen Zeitperioden verortet sind. Aber tatsächlich hat östliche Musik eine große rolle bei der Produktion dieses Album gespielt. Ich habe in den letzten Jahren verschiedene chinesische Flöten ausprobiert und Sierra spielt eine chinesische Harfe. Der Song „Trinity’s Crying“ beginnt mit dieser Harfe, dann kommt dieses schhön und freundliche klingende Wasserfall-Klavier dazu, das in einige arabische Skalen mündet...

JOURNAL FRANKFURT: In gewisser Weise empfinde ich das Album auch als eine Meditation...
Bianca Casady: Eigentlich ist es das Gegenteil einer Meditation, jedenfalls wenn wir im Studio und kreativ sind. Da laden wir das Chaos zu uns ein statt uns auf ein Ding zu konzentrieren. Wir versuche dabei auch keinerlei Kontrolle auszuüben auf die unterschiedlichen Motive und Farben, die sich oft zu widersprechen scheinen.

JOURNAL FRANKFURT: Im Hip-Hop spricht man gerne von Posses... Wenn ich an Antony Hegarty oder Devendra Banhart  und euch denke, ist das auch so eine Posse in der ihr euch besonders wohl fühlt bei einem ständigen musikalischen Gedankenaustausch?
Bianca Casady: Nein, nein  wir bewegen uns in keiner „Posse“. Eine Zeitlang gab es diese „Voodooros“ mit einer Subkultur von Künstlern-Trannys. Antony ist auf alle Fälle ein großer Inspirationsquell und immer ein großer Unterstützer. Ansonsten hängen wir lieber mit Bäumen und Vögeln und rauschenden Bächen ab.

JOURNAL FRANKFURT: Viel mehr als nur für eure Musik, sehen die Fans euch als Vorbilder für was auch immer sie in euch zu entdecken glauben. Die Frage ist nicht wirklich ernsthaft gemeint: Ist CocoRosie eine Ismus-Band? Steht Sie für Symbolismus, Feminismus...
Bianca Casady: CocoRosie ist eine Energie mit einem ganz eigenen Ego. Kreativität ist unsere Religion und wir möchten die Botschaft einer neuen Art der Beziehung zum Kosmos und zu Gott mit allen teilen, eine Beziehung ohne den verfälschten Einfluss der Kirche oder dem unterdrückenden männlichen Bild des göttlichen Repräsentanten.

JOURNAL FRANKFURT: CocoRosie ist ja auch eine sehr visuell agierende Band. Was ist denn euer Konzept von Schönheit? Regenbogen, Delfine, Madonnen, irgendwie ein beinah idealisiertes Parallel-Universum obwohl ihr euch in den Texten mit Leben und auch Tod beschäftigt... Auf der anderen Seite gibt es CD-Covers, die in so mancher Plattenkritik die Frage aufwerfen: warum tragen die Schwestern Bärte und hässliche Klamotten? Noch eine „Botschaft“?
Bianca Casady: Jeder soll für sich selber definieren was Schönheit ist. Wenn wir Bärte und Lumpen tragen, dann, weil wir auch Sklavinnen der Schönheit sind. Aber unser Sinn für Schönheit kommt von innen heraus, weit ab von einer oberflächlichen Definition. Fragen wie Stil und Trends sind so subjektiv. Mal sind es dünne Frauen, dann favorisisert man weiße Haut, dann wieder schwarze...
 
CocoRosie treten am 5.11., 20 Uhr in der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Höchst auf.


 
 

 
28. Oktober 2010, 11.20 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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