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Bardsongs
Geschichte(n) vom Glück
Vom Rock über die Klassik zur Filmmusik: Raus aus den Regeln, heißt Rainer Michels Credo. Seine Musik ist im Film „Bardsongs“ mit Volksmärchen aus Mali und dem Himalaja zu hören, der nun ins Orfeos Erben kommt.
Rainer Michel, Filmkomponist. Das könnte auf seiner Visitenkarte stehen. Denn seit 1994 fühlt sich der Frankfurter auf diesem Terrain besonders wohl, hat das Schreiben von Filmmusik zu seiner Mission erklärt. Wirklich populär ist der Beruf nicht. Fragt man jemand nach deutschen Vertretern dieser Gattung, fällt ihnen „Winnetou“ und die „Raumpatrouille“ ein. Die Erkennungsmelodien sind Kult und auch deren Urheber Martin Böttcher und Peter Thomas genießen unter Kundigen diesen Status. Zudem kennt man – auch ein Mann vom Main – Hans Zimmer. Der mehrfache Grammy- und Oscar-Gewinner arbeitet in Hollywood, hat dort seine Klientel. Eine ganz andere Welt. Mission Impossible.
Michel spielte elektrische Gitarre in regionalen Bands, parallel zu den Rodgau Monotones, freundschaftlich verbunden mit den Konkurrenten. „Irgendwann habe ich die klassische Gitarre entdeckt, die hat mich so fasziniert, dass ich mich da richtig reingekniet habe.“ Also fasste er den Entschluss, zum Studium nach Dortmund zu gehen, Bach statt Rock’n’Roll, danach noch ein paar Jahre an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Den Anschluss an die Bandszene hatte er verpasst. Vor- oder Nachtteil? „Ich war im Zwiespalt“, offenbart Michel. Aber nicht lange. Der Zufall wollte es, dass er einer Regisseurin aus Berlin auffiel. „Ich habe damals viel Straßenmusik gemacht, immer die Küste runter per Anhalter, Bordeaux, Biarritz, Portugal, einmal rundherum bis nach Sevilla.“ Seine Instrumentalstücke machten Eindruck, der erste Filmjob war gesichert. Da war dem Musiker schnell klar, das ist mein Ding. „Weil es die größtmöglichste Freiheit bietet, man fast alle Regeln durchbrechen, stilistisch vieles mixen kann. Im Grunde ist alles richtig wenn es nur zu den Bildern passt.“ Drei Folgen „Ein Fall für Zwei“, mehrere „Tatorte“ und andere TV-Produktionen, Spielfilme wie „Nach 5 im Urwald“ mit Franke Potente, „Crazy“ mit Robert Stadlober oder die viel beachtete Doku „Projekt Gold – Eine deutsche Handball-WM“ stehen heute in seiner Filmografie. „Ich habe das Glück, dass ich mit Regisseuren zu tun habe, die auf gehobenem Niveau Filme machen, die alle die Musik ernst nehmen und nicht als Tapete begreifen.“ Der Gedanke behagt ihm, dass die von ihm kreierten Klänge eine eigene Kraft entwickeln dürfen.
Am 14.März feiert ein besonderes Projekt Premiere. Der Film „Bardsongs“ (in Frankfurt im Orfeo) erzählt Geschichten vom Glück, erinnert in eindringlichen Bildern an die Essenz unserer Existenz, lädt nach Mali, Rajasthan und in den Himalaya ein, baut dabei auf die Musik lokaler Künstler. Rainer Michels Herausforderung war es, die Brücke von Afrika nach Asien zu schlagen und die Lieder aus Djenne, Jodphur und Ladakh auf intuitive wie intelligente Weise im Filmfinale verschmelzen zu lassen. Dem niederländischen Director der volkstümlichen Sagen, Sander Francken, und der Begegnung mit den fremden Kulturen verdankt Michel übrigens seine neue Sammelleidenschaft. In seiner Sachsenhäuser Galerie hängen Instrumente aus aller Welt. Eine Oud aus Ägypten, die Röhrenzither Valiha aus Madagaskar, die Bambus-Perkussion Angklung aus Indonesien, eine Pferdekopfgeige aus der Mongolei, eine Saz aus der Türkei, eine singende Säge und ein Böhmat, der „Begleitautomat“ einer elektronischen Dr. Böhm-Orgel aus den Sechzigern. Mit all dem und mehr experimentiert er für immer neue Sounds und Atmosphären. Die kann man auch live erleben, wenn er in den „Korridor“, einen Ort für Auge und Ohr, in die Oppenheimer Straße einlädt, Anfang März wieder mit dem Cellisten Raphael Zweifel spielt als Lolita Knockout. Gut möglich, dass neben dem Waterphone und all den schon erwähnten Exoten auch wieder eine Kaffeemaschine zum musikalischen Einsatz kommt. Das Unvorhersehbare sind der Reiz solcher Zusammenkünfte. Verkroch sich Rainer Michel früher meist in seinem Tonstudio, sucht er jetzt wieder die Nähe zum Publikum. Erst kürzlich war er in der Städelschule beim „Rundgang 2013“ zu sehen, am 19.3. tritt er im Rahmen des „Lichter“-Filmfestes im Filmmuseum auf.
"Bardsongs - Geschichten vom Glück" läuft vom 14. bis zum 19. März jeweils um 17.15 Uhr in der Originalversion mit Untertitel im Orfeo an der Hamburger Allee 45.
Michel spielte elektrische Gitarre in regionalen Bands, parallel zu den Rodgau Monotones, freundschaftlich verbunden mit den Konkurrenten. „Irgendwann habe ich die klassische Gitarre entdeckt, die hat mich so fasziniert, dass ich mich da richtig reingekniet habe.“ Also fasste er den Entschluss, zum Studium nach Dortmund zu gehen, Bach statt Rock’n’Roll, danach noch ein paar Jahre an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Den Anschluss an die Bandszene hatte er verpasst. Vor- oder Nachtteil? „Ich war im Zwiespalt“, offenbart Michel. Aber nicht lange. Der Zufall wollte es, dass er einer Regisseurin aus Berlin auffiel. „Ich habe damals viel Straßenmusik gemacht, immer die Küste runter per Anhalter, Bordeaux, Biarritz, Portugal, einmal rundherum bis nach Sevilla.“ Seine Instrumentalstücke machten Eindruck, der erste Filmjob war gesichert. Da war dem Musiker schnell klar, das ist mein Ding. „Weil es die größtmöglichste Freiheit bietet, man fast alle Regeln durchbrechen, stilistisch vieles mixen kann. Im Grunde ist alles richtig wenn es nur zu den Bildern passt.“ Drei Folgen „Ein Fall für Zwei“, mehrere „Tatorte“ und andere TV-Produktionen, Spielfilme wie „Nach 5 im Urwald“ mit Franke Potente, „Crazy“ mit Robert Stadlober oder die viel beachtete Doku „Projekt Gold – Eine deutsche Handball-WM“ stehen heute in seiner Filmografie. „Ich habe das Glück, dass ich mit Regisseuren zu tun habe, die auf gehobenem Niveau Filme machen, die alle die Musik ernst nehmen und nicht als Tapete begreifen.“ Der Gedanke behagt ihm, dass die von ihm kreierten Klänge eine eigene Kraft entwickeln dürfen.
Am 14.März feiert ein besonderes Projekt Premiere. Der Film „Bardsongs“ (in Frankfurt im Orfeo) erzählt Geschichten vom Glück, erinnert in eindringlichen Bildern an die Essenz unserer Existenz, lädt nach Mali, Rajasthan und in den Himalaya ein, baut dabei auf die Musik lokaler Künstler. Rainer Michels Herausforderung war es, die Brücke von Afrika nach Asien zu schlagen und die Lieder aus Djenne, Jodphur und Ladakh auf intuitive wie intelligente Weise im Filmfinale verschmelzen zu lassen. Dem niederländischen Director der volkstümlichen Sagen, Sander Francken, und der Begegnung mit den fremden Kulturen verdankt Michel übrigens seine neue Sammelleidenschaft. In seiner Sachsenhäuser Galerie hängen Instrumente aus aller Welt. Eine Oud aus Ägypten, die Röhrenzither Valiha aus Madagaskar, die Bambus-Perkussion Angklung aus Indonesien, eine Pferdekopfgeige aus der Mongolei, eine Saz aus der Türkei, eine singende Säge und ein Böhmat, der „Begleitautomat“ einer elektronischen Dr. Böhm-Orgel aus den Sechzigern. Mit all dem und mehr experimentiert er für immer neue Sounds und Atmosphären. Die kann man auch live erleben, wenn er in den „Korridor“, einen Ort für Auge und Ohr, in die Oppenheimer Straße einlädt, Anfang März wieder mit dem Cellisten Raphael Zweifel spielt als Lolita Knockout. Gut möglich, dass neben dem Waterphone und all den schon erwähnten Exoten auch wieder eine Kaffeemaschine zum musikalischen Einsatz kommt. Das Unvorhersehbare sind der Reiz solcher Zusammenkünfte. Verkroch sich Rainer Michel früher meist in seinem Tonstudio, sucht er jetzt wieder die Nähe zum Publikum. Erst kürzlich war er in der Städelschule beim „Rundgang 2013“ zu sehen, am 19.3. tritt er im Rahmen des „Lichter“-Filmfestes im Filmmuseum auf.
"Bardsongs - Geschichten vom Glück" läuft vom 14. bis zum 19. März jeweils um 17.15 Uhr in der Originalversion mit Untertitel im Orfeo an der Hamburger Allee 45.
Web: orfeos.de/kino/ / www.bardsongs.com
14. März 2013, 08.55 Uhr
Detlef Kinsler
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