Ausgrenzung, Rassismus und Armut dokumentierte der Fotograf Gordon Parks in seinen Bildern, holte aber auch prominente Schauspieler vor seine Kamera. Die Deutsche Börse widmet einem der wichtigsten Fotografen des letzten Jahrhunderts nun eine Schau.
Nicole Nadine Seliger /
Es waren die zeitgenössischen Themen, die Gordon Parks besonders beschäftigten. Als Fotograf nahm der 1912 geborene Afroamerikaner die Ungleichheiten in den Blick, die ihn in seinem Alltag in den Vereinigten Staaten begegneten. Als „Kampf mit der Kamera“ bezeichnete Parks sein Werk, das die Deutsche Börse umfangreich in der Eingangshalle in Eschborn zeigt.
Drugstore Cowboys, Turner Valley, Canada, 1945 / Foto: Courtesy of The Gordon Parks Foundation
In kraftvollen und ausdrucksstarken Fotografien zeigte Parks Missstände, ohne belehrend und anklagend zu sein. Viele seiner Bilder haben einen dokumentarischen Charakter. Parks fotografierte, was war, und ermöglichte dem Betrachter so einen Einblick in Realitäten, die er nicht kannte. Mehr als 20 Jahre fotografierte und schrieb er für das Magazin Life, das hauptsächlich von weißen Amerikanern gelesen wurde. Mit einer Fotostory über einen Bandenführer aus Harlem hatte er Ende der 40er Jahre bei der damals größten Illustrierten der Welt eine Festanstellung bekommen – als erster afroamerikanischer Fotograf. Während der Bürgerrechtsbewegung in den 60er Jahren gelang es ihm, die Anführer der Black Muslim-Bewegung zu porträtieren. Ab den 50er Jahren schrieb er für Life auch die Texte zu seinen Fotoreportagen.
Department Store, Alabama, 1956 / Foto: Courtesy of The Gordon Parks Foundation
Häufig setzte er sich in den Reportagen mit Armut auseinander, einem Zustand, den der Farmersjunge aus Kansas kannte. Der Legende nach soll er seine erste Kamera bei einem Pfandleiher gekauft haben. Später begleitete er arme Kinder in brasilianischen Favelas oder Straßengangs in den USA. Immer wieder stellte Parks ein bestimmtes Problem in den Mittelpunkt, setzte eine Familie in den Fokus. So entstand eine Reportage über eine Familie, die mitten in Harlem in Armut lebte. Sein Engagement ging über die Fotos hinaus. Parks lebte zeitweise bei den Protagonisten seiner Werke und versuchte, ihnen eine Perspektive fürs weitere Leben zu ermöglichen.
Untitled, Harlem, New York, 1948 / Foto: Courtesy of The Gordon Parks Foundation
Auch in Modestrecken, etwa für die Vogue, sieht der Besucher in Eschborn das künstlerische Können von Parks. Mit Ingrid Bergmann, Marilyn Monroe und Paul Newman porträtierte er auch Prominente in ästhetischen Bildern. Seine Herzensangelegenheit aber waren die schwarz-weiß-Fotografien über Rassismus und Gleichberechtigung in den USA. Nur vereinzelt arbeitete Parks in seinem Bildern mit Farben.
180 Fotografien sind im Cube der Deutschen Börse an ihrem Hauptsitz in Eschborn ausgestellt. Dazu kommen Zeitschriften und kurze Filme, die das Angebot komplettieren. Denn Parks, der 2006 gestorben ist, war ein Mann mit vielen Talenten. Nach seiner Arbeit für Life veröffentlichte er Gedichtbände, komponierte eine Oper und drehte als erster farbiger Regisseur 1969 einen Film in Hollywood. Als Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum wird im November das komplette filmische Werk von Parks im Filmmuseum gezeigt.