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Annett Louisan hat mit Frankfurt kein Problem

Annett Louisan bei ihrem Auftritt in der Alten Oper Frankfurt.

Es ist wie jedes Jahr: die Alte Oper gefüllt mit Menschen jeden Alters und auf der Bühne eine zierliche Frau, die sie alle erreicht. Es war mein fünfter Konzertbesuch bei Annett Louisan und nein: es wird nicht langweilig. Auch nicht, wenn am Ende sechs Zugaben gegeben werden und der Abend so über drei Stunden währt. "Mit Frankfurt hab' ich kein Problem", wandelt sie an einer Stelle eines ihrer Lieder ab. Im Interview sagte sie vor zwei Monaten: "Ich möchte tatsächlich unterhalten und berühren. Und versuche mit meinen Geschichten ein breites Spektrum von Charaktereren abzudecken." Was nichts anderes heißt als: irgendwann fühlt sich jeder angesprochen.

martin-gallopDen Anfang machte aber wie schon im vergangenen Jahr Martin Gallop, der ein bisschen was davon erzählte, wie er einst von Kanada nach Deutschland kam und dort nach Delmenhorst, na, die Geschichte kannten wir schon. Charmant ist er schon, doch seine rauchige Stimme passt nicht ganz zum glockenhellen Klang, der dann kommen sollte. Einen eigenen Fanclub hatte Gallop gleichwohl im Saal, räumte aber recht bald das Feld für die Hauptperson, "die wunderbare Annett Louisan".

Die hatte zuvor einige goldene Schallplatten in Empfang genommen, auch ihr neues Album Teilzeithippie wurde derart gesegnet, aber was wirklich interessant war: hinter einer erfolgreichen Frau stehen sieben Männer, wenn Sie mal schauen wollen:

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Die vom Label sollten jedenfalls dringend mal 'ne Quote einführen. Na, alle waren jedenfalls mächtig stolz und deswegen wurde der Fototermin auch recht schnell wieder abgebrochen, als der dpa-Fotograf mal nach einem Foto ohne die Goldplatte fragte. "Nee, so nicht abgesprochen, deswegen sind wir nicht hier, Schluss aus, das war's, dankeschön." Gut zu wissen, dass es im Hintergrund des Stars Louisan so zugeht wie bei jedem beliebigen anderen Musikverlag auch. Doch zurück zum Konzert. Der Übergang ist leicht, denn Louisans Band: ebenfalls nur Männer, fünfe an der Zahl, doch mit diesen vermag sie kokett zu spielen. "Ich liebe sie alle – auf meine ganz eigene Art", sagt sie.

Ihre Band ist ohnehin eines der Highlights jeder Tournee. Hardy Kayser an der Gitarre, der etliche Stücke für Frau Louisan komponierte und die Musiker vor fünf Jahren zusammenstellte, als die erste Tournee anstand. Friedrich Paravicini, der im Konzert am Keyboard, am Cello, am Schifferklavier und an der Mundharmonika mitwirkt und dem man seine Theatervergangenheit anmerkt, weil er am meisten in Bewegung ist und den Kontakt zum Publikum sucht. Dann der ausgezeichnete Kontrabassist Olaf Casimir, der verwuschelte Schlagzeuger Christoph Buhse und der Gitarrist Jürgen Kumlehn. Sie tragen die Stimme von Annett Louisan durch die verschiedenen Phasen des Konzerts, mal ganz leise, verträumt wie bei "Chancenlos" - dann wieder laut und rockig wie bei "Ich brauch Stoff".

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Gerade bei letztgenannten Lied kann die Sängerin ihr Stimmvolumen, das man ihr zugegebenermaßen gar nicht zutraut, ausreizen. Da ist sie plötzlich tough und ernst, ohne ihren sicheren Boden, nämlich den der Ironie und Reflektiertheit zu verlassen. Sympathisch, dass sie zwischen den Liedern ein wenig unsicher wirkt wie noch bei der ersten Tournee und ihre Lieder mit einem leichten, aufgeregten Zittern in der Stimme ankündigt. Und bei einem der schönsten Lieder auf der neuen Platte, "Auf Dich hab ich gewartet", da liegen ihr Tränen in den Augen und die Stimme versagt bei einer Strophe. Auf ein paar weiße Rosen von einem Verehrer beim Lied "Rosenkrieg" muss sie kurz lachen und unterbrechen, vielleicht ja auch weil die Textzeile gerade lautete "dämlicher Blick, gläserner Trick, danach hatte ich dich gar nicht gefragt". Später bekommt sie noch eine Dose Prosecco auf die Bühne gestellt, die sie tapfer austrinkt, weil: "Das ist der Tourauftakt, da ist alles erlaubt." Es sind diese kleinen Zwischenspiele, die besonders gut ankommen, vielleicht weil sie zeigen, dass da jemand bei allen Goldplatten nicht die Bodenhaftung verloren hat. Dazu gehört dann auch, das Publikum leicht verärgert zu fragen, ob sie tatsächlich noch das lolitahafte Debut "Das Spiel" hören wollen, mit dem sie einst berühmt wurde. "Ach, tatsächlich nach all den Jahren? Naaagut." Die Leute freuen sich. Nein, mit Frankfurt hat Frau Louisan kein Problem. Und kündigt schon mal ihre beiden Zusatzkonzerte im März an, "falls das jemanden interessiert..." Tut es.
 
31. Januar 2009, 10.28 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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