Ich hätte es besser wissen sollen, schließlich hatte ich die Band ja schon mal im Sinkkasten gesehen und für, na ja, nett befunden. Aber zwischen zwei langen Wochenend-Arbeitssession ist selbst ein Spaziergang an der dusteren Nidda zur Batschkapp eine Option, zumal Anajo diesmal mit Verstärkung angesagt war – einem ganzen Pop-Orchester.Der Tourmanager des Trio fand dann auf der Bühne auch salbungsvolle Worte. Er habe gegoogelt und gegoogelt, habe aber nichts Vergleichbares gefunden, sprich die Zusammenarbeit eine Popband mit einem wissenschaftlichen Institut. Und so durfte man sich also – zumindest vom Konzept her – auf etwas Singuläres einstellen.
Nicht kleckern, klotzen, dachten sich dann wohl auch alle Beteiligten. Und so lag auch viel Werbung für die Uni Augsburg aus und auf großformatigen Postkarten mit dem Tourmotiv stand dann – über den Tourdaten – auch zu lesen: Die Universität Augsburg popt mit Anajo. Ein Schelm, wer... ...aber lassen wir das. Das 13-köpfige Uni-Pop-Ensemble spielt das Intro: Die Titelmusik aus der TV-Serie „Das A-Team“. Dazu kommen die Anajos auf die Bühne: Sänger und Gitarristen Oliver Gottwald, Bassist Michael Schmidt und Schlagzeuger Ingolf Nössner. Und los geht’s mit „Mein lieber Herr Gesangsverein“, gefolgt von „Lang lebe die Welle“, alles fein notiert für Keyboards, zweite Gitarre, Streicher, Bläser, Percussion, Background Vocals und alles ohne wirkliche Überraschungen.
Das mag aber nicht dem Arrangeur vorwerfen, denn ehrlich gesagt haben die Vorlagen, die ein wenig an Neue Deutsche Welle und dann eher eben noch an Schlager erinnern, schon wenig Substanz, die eine Orchestrierung rechtfertigen würde. Aber spielen die Jungs („Blockflötengesicher“, souffliert ein Konzertprofi im Vorbeigehen...) nicht wirklich spannend – das Schlagzeug bleibt seelenlos, der Bass uninspiriert, die Gitarre schrammelig. Und der Gesang folgt dem immer gleichen Muster, wie eine Sirene, die Skala hoch und runter. Und in den Höhen wird´s echt unangenehm. Woran erinnert mich das? Ach ja – an Michy Reinke („Mit einem Taxi nach Paris“ mit Felix de Luxe).
Wovon singen Anajo, die ihr nicht so zahlreich erschienenes Publikum immerhin zum Dauerlächeln und Hin und Herwiegen bewegen können, eigentlich? Von Frühling, der Villa am Meer, von Liebe und Herzschmerz. Und dann schnappt plötzlich Zeilen auf und glaubt, das können die doch nicht wirklich gesungen haben... Aber doch: „I dont want to be a Landei, Ich bin geboren für die Stadt.“ Den Rest gibt mir ihre deutsche Version von The Cures „Boys Don`t Cry“ (eine glatte Lüge, wie just zu erfahren...). Das genügt: Dann doch lieber den Rest von Thomas Gottschalk beim Überziehen vorm dem „Aktuellen Sportstudio“. Im Rausgehen dann auf Höhe des Männerklos doch noch eine schrille Note durch die gerade geöffnete Tür: der eklige Geruch eines Klosteins. So – jetzt freu ich mich auf ein paar alte Folgen der „Augsburger Puppenkiste“. Denn die rockt mehr... Und auf dem Heimweg pfeife ich fröhlich „Eine Insel mit zwei Bergen und nem tiefen, tiefen Tal ...“ vor mich hin.