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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

44. Open Ohr in Mainz

Akribie und Herzblut

Mit dem Open Ohr Mitte Mai beginnt die Open-Air-Saison im Rhein-Main-Gebiet. Seit 1975 gibt es das Festival in Mainz mit ernsten Themen und viel Spaß an Kultur. In diesem Jahr ist das viertägige Event mit „Körperbau“ überschrieben.
Pfingsten - Zitadelle - Open Ohr, das gehört einfach untrennbar zusammen. Das bestätigt auch nur allzu gerne Christin Dauborn aus der Freien Projektgruppe. Jahr für Jahr plant und organisiert ein Team aus wechselnden Ehrenamtlichen das Festival, 2018 schon zum 44. Mal. „Diese Kontinuität, auch dass das Open Ohr immer an Pfingsten stattfindet, stellt eine Planbarkeit dar und erhält auch die Tradition des Festivals aufrecht.“ Wenn die Christen dem Heiligen Geist huldigen, begehen sie einen der höchsten Feiertage im Jahr. Heruntergebrochen auf das viertägige Festival ist es für alle Besucher auch ein Fest, „in diese Festungsmauern zu kommen, diesen besonderen Raum, den das Open Air über Pfingsten darstellt“. Den hat Dauborn schon als Schülerin kennengelernt.

„Da habe ich kleine Kinder beim Konzert von Sick Of It All beim Stagediving gesehen. Das geht nur bei diesem Festival. Weil die Leute aufeinander achtgeben“, ist die laut Website für Theater und Nettigkeiten zuständige Humangeographie-Studentin immer wieder begeistert von der respektvollen Gemeinschaft, die hier aufeinandertrifft. „Das merkt man ja auch daran, wie viele Familien mit Kindern hierher kommen. Nicht auf jedes Festival würde man die mitnehmen. Aber Open Ohr ist auch ein Gefühl. Und es ist ein sehr schönes.“ Als früher noch Open Ohr und Rock am Ring zeitlich parallel stattfanden, lagen räumlich nur 100 Kilometer zwischen der Landeshauptstadt und Adenau in der Eifel, konzeptuell aber Welten, wenn nicht ein Universum. Das Open Ohr ist kein Aufgalopp der Superstars vor bis zu 100.000 Feierbiestern, sondern ein Themenfestival in der fast heimeligen Atmosphäre zwischen altehrwürdigen, denkmalgeschützten Mauern mit viel grüner Natur dazwischen.

Ein Ort wie geschaffen für das Open Ohr mit seinem breit gefächerten Musik-, Theater-, Kabarett- und Filmprogramm sowie den zahlreichen Podiumsdiskussionen, Gesprächsforen und Workshops. „Hier kann man sich mit Themen auseinandersetzen, für die man sich im Alltag vielleicht keine Zeit nimmt“, weiß Dauborn, dass hier bewusst(er) lebende Menschen zusammenkommen, die sich dennoch gut unterhalten lassen wollen. „Das ist es ja auch, was das Festival ausmacht. Sich einerseits mit ernsten Themen zu beschäftigen und die zu diskutieren, dazu Theater und Film zu genießen, über Kabarett zu lachen, auch viel zu tanzen und ausgelassen zu sein und die Akkus zwischendurch bei einer guten Band aufzuladen – das kann das Open Ohr sehr gut“, umreißt Dauborn den einzigartigen Charakter der Veranstaltung. Zu dem tragen wohl ausgesuchte Künstler wie Nico Semsrott (Kabarett), Meinhardt & Krauss (Theater), Holler My Dear, Freshlyground, Rantanplan, DeWolff und Akua Naru (Musik) bei.

Mit „Körperbau“ ist das 44. Open Ohr Festival überschrieben und lädt zum Diskurs ein. „Sind wir auf dem besten Wege zum digital komplett erfassten, bereits im Mutterleib optimierten Körper der Zukunft? Und: wollen wir das? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Nutzen und Schaden, Utopie und Dystopie?“, heißt es dazu im Thesenpapier. Bis zu drei Monaten arbeitet die Projektgruppe an der Themenfindung. Jeder kann seine Vorschläge einbringen, es wird unvoreingenommen gebrainstormt, auf Aktualität geschaut, die Ideen im Vergleich diskutiert bis eine überschaubare Vorauswahl getroffen wird. „Damit fahren wir dann immer im Oktober zwei Wochen mit der Gruppe raus aufs Land, mitten ins Nichts auf einen Aussiedlerhof in Rheinhessen“, verrät Dauborn. „Bei schlechtem Handyempfang und ohne Internet kann uns auch nichts ablenken.“ Da wird viel Material, Artikel, Radiobeiträge, Dokumentationen gesichtet und noch intensiver diskutiert, mit Akribie und Herzblut, bis man sich schließlich „basisdemonkratisch abgestimmt mit Zweidrittelmehrheit“ einigt. „Das wird dann auch der ganzen Gruppe getragen.“ Klingt leichter als eine Regierungsbildung in Deutschland. Statt einer Antwort gibt es dafür vom Projektgruppenmitglied nur ein vielsagendes Lächeln.

>> 44. Open Ohr Festival, Mainz, Zitadelle, 18.-21.5., Dauerkarte 36,20, alle Infos unter www.openohr.de
 
17. Mai 2018, 10.18 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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