Frankfurter Konzentrationslager

Trauer um „Katzbach“-Überlebenden Zygmunt Świstak

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Am 15. August verstarb Zygmunt Świstak, einer der letzten Überlebenden des KZ „Katzbach“ in den Frankfurter Adlerwerken. Die Erinnerungen aus dem Holocaust verarbeitete Świstak mit der Malerei. Einige seiner Zeichnungen sind im Geschichtsort Adlerwerke zu sehen.

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Mit Zygmunt Świstak ist einer der letzten Überlebenden des KZ „Katzbach“ in den ehemaligen Frankfurter Adlerwerken gestorben. Wie die Stadt Frankfurt und der Geschichtsort Adlerwerke am Donnerstag mitteilten, verstarb der 97-Jährige bereits am 15. August in seiner Wahlheimat Australien. Świstak setzte sich aktiv für einen Gedenkort am Ort des KZ „Katzbach“ ein. Für die Ausstellung dort stellte er auch einige seiner Zeichnungen zur Verfügung. „Sie zeigen eindrücklich die Lebensbedingungen, den Arbeitseinsatz und die Gewalt im KZ ‚Katzbach‘ in den Frankfurter Adlerwerken“, sagt Thomas Altmeyer, Leiter des Geschichtsorts Adlerwerke.

Zygmunt Świstak, der 1924 in Działdowo nahe der deutsch-polnischen Grenze geboren wurde, war 15 Jahre alt, als die Wehrmacht in Polen einmarschierte. Er tauchte unter, schloss sich der polnischen Heimatarmee Armia Karjowa an und wurde mehrmals verhaftet. Im Warschauer Aufstand am 4. September 1944 wurde er erneut festgenommen. Gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Vater wurde Zygmunt Świstak wenig später vom Durchgangslager Pruszków ins Deutsche Reich verschleppt, wo sie schließlich über das KZ Dachau gemeinsam mit Świstaks bestem Freund ins Frankfurter KZ „Katzbach“ kamen. Sowohl sein Vater, sein Bruder als auch sein Freund kamen dort ums Leben.

Świstak selbst wurde nach einem Arbeitsunfall in ein Sterbelager für kranke Häftlinge nach Vaihingen gebracht, das er überlebte. Zu Fuß und in Viehwaggons brachte man ihn und die letzten Häftlinge des Lagers wieder ins KZ Dachau. Ende April 1945 wurde Świstak dort von amerikanischen Soldaten befreit. „Als ich aus dem Konzentrationslager kam, war ich ein anderer Mensch“, sagte Zygmunt Świstak einmal. „Ich war eines der Skelette, die herumliefen. Auf meinen Knochen war nichts, nicht einmal Haut. Physisch haben die Ärzte mich repariert. Aber seelisch musste ich das selbst tun.“

Monate verbrachte Zygmunt Świstak nach seiner Befreiung im Krankenhaus, bevor er nach Australien auswanderte, wo er studierte und eine Familie gründete. Um die Erinnerungen an sein eigenes und das Leid seines Vaters und Bruders zu verarbeiten, flüchtete sich Świstak in die Malerei. „Mit Zygmunt Świstak ist einer der letzten unmittelbaren und sehr engagierten Zeugen eines der grausamsten Lager im gesamten damaligen Deutschen Reich von uns gegangen“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Sie sei dankbar und froh, dass Świstak die Eröffnung des Geschichtsortes Adlerwerke im Frühjahr per Live-Stream miterleben konnte. „Das war für ihn von enormer Bedeutung“, so Hartwig. Świstaks Zeichnungen sind ein Kernelement der Ausstellung in den ehemaligen Adlerwerken.


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